Essen. Gut zwei Jahre nach dem Einstieg des Großaktionärs ACS in den Essener Bauriesen Hochtief, machen die Spanier ihren Mann Marcelino Fernández Verdes zum Vorstandsvorsitzenden. Alte Sorgen um eine mögliche Zerschlagung des Traditionsunternehmens kommen wieder auf. Die Gewerkschaft ist verunsichert.
Ob sie die alten Plakate noch griffbereit haben? „No les dejamos explotar a nosotros“ – dass sie sich nicht ausplündern lassen wollen bei Hochtief, das haben sie Marcelino Fernández Verdes ja schon einmal mit auf den Weg gegeben, damals im Oktober 2010, als sich der spanische Konzern ACS anschickte, den Essener Bauriesen in einer feindlichen Übernahme zu entern.
Gut zwei Jahre später sind die alten Ängste über eine Zerschlagung des Unternehmens und den Verlust von Arbeitsplätzen wieder da, wenn sich der Spanier am Dienstag zum Vorstandschef und Nachfolger von Frank Stieler küren lässt.
Überraschungs-Attacke
Wie berechtigt die Sorgen in der Belegschaft sind, vermag niemand zu sagen. Die Überraschungs-Attacke vom Wochenende hat selbst die sonst um keinen forschen Spruch verlegenen Gewerkschafter auf dem linken Fuß erwischt: Holger Vermeer von der IG Bauen, Agrar, Umwelt bleibt nichts übrig, als nachfragende Medienleute an den Bundesvorstand nach Frankfurt zu verweisen: „Da wird jetzt das große Rad gedreht.“ Und wer am Ende zwischen die Speichen kommt, wer wollte das jetzt schon wissen? „Das wäre reine Spekulation“, sagt Vermeer, und daran beteilige er sich nicht.
Immerhin beschäftigt Hochtief am Standort Essen nicht weniger als 2630 Mitarbeiter (Stand Ende 2011), das ist jeder vierte Hochtief- Arbeitsplatz im Inland. Nur die wenigsten von ihnen, rund 180 etwa, sind in der Zentrale der Holding beschäftigt.
Schwacher Trost
Für manchen mag es ein schwacher Trost sein, dass die IG Bau vor zwei Jahren einem Deal mit den Spaniern zustimmte, der im zweiten von neun Punkten die Zusicherung formuliert: „Die Hauptverwaltung der HOCHTIEF AG verbleibt in Essen.“ Wahr ist aber auch: Diese Vereinbarung gilt zunächst nur bis Ende kommenden Jahres, rechtzeitig vorher, so hieß es einst, muss über eine Verlängerung gesprochen werden.
Das, so Vermeer, ist nach seiner Kenntnis noch nicht erfolgt. Währenddessen beeilt man sich in der Presseabteilung, Sorgen über eine allzu schnelle Zerschlagung zu zerstreuen: Der Vorstand müsse schließlich alle Aktionäre im Blick haben, nicht nur Großaktionär ACS. Es ist der Versuch, im Tief das Hoch zu erkennen. Wie es weitergeht bleibt offen.