Essen. . Beim Essener Baukonzern Hochtief vollzieht sich ein überraschender Führungswechsel. Vorstandschef Frank Stieler soll durch das spanische Vorstandsmitglied Marcelino Fernandez Verdes abgelöst werden, gab Großaktionär ACS am Samstag bekannt. Der Aufsichtsrat muss noch zustimmen.

Der spanische Großaktionär ACS regiert künftig bei Hochtief durch. Vorstandschef Frank Stieler werde den Vorstand von Deutschlands größtem Baukonzern verlassen, falls der Aufsichtsrat zustimme, gab das Unternehmen am Samstagmorgen bekannt. Auf Stielers Posten soll der von ACS entsandte Manager Marcelino Fernandez Verdes rücken. Der Aufsichtsrat werde auf einer Sitzung am Dienstag über die Personalfragen entscheiden. Zudem plane Aufsichtsratschef Manfred Wennemer, sein Mandat aus persönlichen Gründen am Jahresende niederzulegen, erklärte das Unternehmen weiter.

Erst im April hatte ACS Verdes in den Hochtief-Vorstand entsandt. Der studierte Bauingenieur sollte sich dort auf das Amerika-Geschäft konzentrieren. Der Essener Konzern hatte damit seinen Vorstand komplettiert, nachdem einige Spitzenmanager Hochtief nach der Übernahme durch ACS im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt hatten. Zuvor saß Verdes fünf Jahre im Hochtief-Aufsichtsrat. Stieler hatte die Hochtief-Führung im Mai 2011 übernommen.

Großaktionär ACS hat Teil der Hochtief-Aktien verpfändet

Die vom Präsidenten des Fußballclubs Real Madrid, Florentino Perez, geleitete ACS hatte sich nach einem langen Übernahmekampf im vergangenen Jahr die Mehrheit an Hochtief gesichert. Nach dem Sieg von ACS ging Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter, der sich vehement gegen die Übernahme gewehrt hatte. Perez hatte Hochtief auch übernommen, um das Geschäft von ACS international auf eine breitere Basis zu stellen und seinen Konzern unabhängiger vom spanischen Heimatmarkt zu machen. Dort ist die Baukonjunktur eingebrochen. Durch den rigiden Sparkurs der Regierung in Madrid könnten die öffentlichen Ausgaben und Aufträge weiter sinken.

Der spanische Baukonzern hatte vor einem Monate eingeräumt, dass er einen großen Teil seiner Hochtief-Aktien an die Großbank BBVA verpfänden musste. Nachdem Hochtief wegen Problemen mit der Australien-Tochter Leighton ACS lange keine Freude machte, profitiert der spanische Baukonzern nun von dem wieder erstarkten Essener Baukonzern. Hochtief hatte im dritten Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben und dadurch die ACS-Bilanz aufpoliert. (rtr)