Essen. Die Worte haben aufgeschreckt: Ikea hält sein Haus in der Essener Weststadt nicht mehr für zukunftsfähig. Kommunalpolitikern missfällt die harsche Haltung des Chef-Stadtplaners in Bezug auf die Erweiterungswünsche des Möbelhaus-Konzerns. Sie wollen Ikea fast um jeden Preis in Essen halten.

Diese Worte waren deutlich, und sie haben aufgeschreckt: Ikea hält sein Haus in der Essener Weststadt auf Dauer nicht mehr für zukunftsfähig. Die Schweden drängen trotz Rückschlägen in der Vergangenheit mit Vehemenz auf eine Erweiterung - wenn nicht in Essen, dann eben an einem anderen Standort.

Ikea mit einigen hundert Arbeitsplätzen einfach ziehen lassen? Welcher Essener Stadtpolitiker würde sich dies vorwerfen lassen wollen? Und so waren sich alle Beteiligten am Dienstagabend nach einem Spitzengespräch mit Ikea-Vertretern einig: Wir wollen, dass Ikea in Essen bleibt. Doch das dürfte schon der kleinste gemeinsame Nenner sein, den die Parteivertreter und die Verantwortlichen der Stadt aus dem Treffen gezogen haben. Denn die wichtigsten Fragen blieben offen, dürften aber in den kommenden Monaten zum Streit führen: Wo kann Ikea hin und wie groß darf das neue Möbelhaus werden?

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Die Standort-Frage: Würde man „Wünsch Dir was“ spielen, wäre klar: Politiker und Stadt - in Person von Stadtplaner Hans-Jürgen Best - würden Ikea auch in Zukunft gern am jetzigen City-nahen Standort halten. Doch auf dieser Fläche sieht Ikea wohl kaum noch Chancen, seine Erweiterung durchzuziehen, berichten Teilnehmer des Treffens. Pläne, das Geländes des benachbarten Autohauses Lueg zu kaufen, sollen sich vor rund zwei Jahren zerschlagen haben. Das bestätigte Lueg-Vorstandschef Jürgen Tauscher auf Nachfrage. „Wir sind derzeit nicht im Gespräch, schließen das aber für die Zukunft nicht aus“, gab sich Tauscher weiter offen. Ursprünglich wollte Ikea wohl auf dem Lueg-Gelände neu bauen und nach dem Umzug den „Altstandort“ zu einem Fachmarkt-Zentrum entwickeln. Ein Neubau an Stelle des jetzigen Hauses kommt dagegen für Ikea nicht in Frage, weil es für die Bauzeit schließen müsste.

Ein Alternativ-Standort im Norden nahe der A42, den sich Ikea ausgeguckt haben soll, wurde jedoch seitens der Stadt abgelehnt, weil dort keine Straßenanbindung möglich sei. Ikea war gestern für Nachfragen nicht erreichbar.

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Überhaupt ist noch unklar, wie viel Fläche Ikea sucht. Die Zahlen, die die Schweden genannt haben sollen, schwanken zwischen vier und neun Hektar. „Ikea muss uns vorlegen, was sie haben wollen, und dann müssen wir sehen, was geht“, sagte CDU-Fraktionschef Thomas Kufen. Ratloser gab sich Stadtplaner Best, der nun beauftragt ist, mit Ikea im Gespräch zu bleiben: „Ich habe noch keine Idee“, sagte er. Fakt ist: die Flächenauswahl in Essen ist begrenzt.

Die Größen-Frage: Viel strittiger zwischen Stadt und Politik dürfte jedoch der Punkt sein, wie groß Ikea in Essen bauen darf - unabhängig vom Standort. Denn der Konzern möchte gern ein Ikea-Haus mit angrenzendem Fachmarktzentrum errichten. Diese Pläne waren schon 2011 am Widerstand von Best gescheitert, weil die Stadt eine zu große Konkurrenz zur Innenstadt befürchtete. Und Best bleibt weiter hart: „Ein Fachmarkt-Zentrum mit 25000 Quadratmeter Fläche wird es in Essen nicht geben“, unterstrich er gestern nochmals.

Bei den Vertretern der Parteien klingt das ganz anders. Kufen: „Das muss abgewogen werden.“ Auf jeden Fall dürfe jetzt nicht gesagt werden, was nicht geht, sondern man müsse Ikea Perspektiven in Essen aufzeigen, sagte er an die Adresse von Best gerichtet. Auch die Linke sieht das Thema Fachmarktzentrum nicht mehr kritisch für die City-Entwicklung. Selbst bei Bests Partei der SPD klingen die Töne versöhnlicher: Dem Möbelhaus müsse ein angemessenes Wachstum ermöglicht werden.