Essen. .
Den Plänen des schwedischen Möbelhauses Ikea, den ehemaligen Baumarkt nebenan zu nutzen, will die Verwaltung einen Riegel vorschieben. Auf 12.000 Quadratmetern sollten dort Fachmärkte angesiedelt werden - zu viel Konkurrenz für die Innenstadt, so die Befürchtung.
Was haben Flachbild-Fernseher, Baby-Strampler und Hundefutter gemein? Und was unterscheidet alle drei von einem Doppelbett? Nein, das ist keine Quizfrage für Günter Jauch. Und bevor Sie jetzt zum Hörer greifen und Ihren persönlichen Telefon-Joker anwählen, folgt hier die Auflösung: Die drei Erstgenannten sind „zentrenrelevant“, ein Doppelbett ist das nicht.
Zentrenrelevant? Ja, Sie lesen richtig. Mit diesem sperrigen Begriff beschreibt der „Masterplan Einzelhandel“, welche Waren gerne und am liebsten ausschließlich in den Auslagen der Innenstadt oder der Stadtteilzentren gesehen sind. Mit Hinweis auf ein zentrenrelevante Warensortiment will die Stadt nun die Expansionswünsche von Ikea an der Altendorfer Straße zurückweisen.
Einzelhandel in der Innenstadt nicht das Wasser abgraben
Das schwedische Möbelhaus war im Dezember 2010 im Stadtplanungsamt vorstellig geworden mit einer Bauvoranfrage für die Umnutzung des ehemaligen Baumarktes neben dem Ikea-Haus. Auf insgesamt 12 000 Quadratmetern sollen dort diverse Fachmärkte ihre Waren anbieten dürfen: Unterhaltungselektronik, Sportartikel, Babybedarf, Schuhe und alles fürs geliebte Haustier. Alles „zentrenrelevant“, urteilt die Verwaltung und winkt ab.
Zwar zeigte die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft im vergangenen Jahr durchaus Sympathie für eine Ausweitung der Innenstadt-1-A-Lage in Richtung Westviertel. In Politik und Verwaltung stieß der damalige EWG-Chef Georg Arens allerdings auf wenig Gegenliebe.
In der Novembersitzung soll der Rat der Stadt nun eine so genannte Veränderungssperre erlassen - um weitere Zeit zu gewinnen. Dass es so kommt, darf als sicher gelten. Bereits Anfang Februar hat die Politik einen neuen Bebauungsplan für den Bereich Altendorfer Straße/Mittelstraße auf den Weg gebracht, um sicherzustellen, dass dort ausschließlich solche Waren verkauft werden, die dem Einzelhandel in der Innenstadt nicht das Wasser abgraben.
Nur 500 Meter bis zum Limbecker Platz
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Die Verwaltung verweist ausdrücklich auf die geringe Entfernung von nur 500 Metern zum Einkaufszentrum am Limbecker Platz und auf die Rathausgalerie, wo die Betreiber dem abgewanderten Elektronikriesen Saturn bis heute Krokodilstränen nachtrauern dürften. Ein adäquater Ersatz ist bislang nicht gefunden.
Bis der Bebauungsplan Rechtskraft erlangt, verhindert die Veränderungssperre jede nicht erwünschte Ansiedlung. Dass heißt nicht, dass im Westviertel alles so bleibt wie gehabt. Erst vor wenigen Wochen hatte Möbel Kröger verlauten lassen, es wolle sein Einkaufszentrum um 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitern und dafür 15 Millionen Euro investieren. Mitte kommenden Jahres soll der Umbau beginnen.
Die Planungsverwaltung sieht keine Hindernisse, weil Doppelbetten und andere Möbelstücke als „nicht-zentrenrelevant“ eingestuft werden. Seit der jüngsten Überarbeitung des Masterplanes Einzelhandel gilt dies übrigens auch für Matratzen. Ganz schön ausgeschlafen.