Essens Kämmerer klagt - Töchter sind oft blind fürs Wohl von Mutter Stadt
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Essen. . Der üppige Gehaltszuschlag von 49 Prozent für die beiden Chefs der städtischen Tochterfirma GSE sorgt für reichlich Diskussionen. Essens Kämmerer klagt: Das Beispiel der Gehälter zeige wie unterm Brennglas, dass sich bei den Stadt-Töchtern längst ein egoistisches Eigenleben entwickelt habe.
Erst kommt das Kopfschütteln, dann das Achselzucken: Der exorbitante Gehaltszuschlag von 49,1 Prozent für die beiden Geschäftsführer der Sozialgesellschaft GSE – er war augenscheinlich rechtens, auch wenn er jedes Gespür für die finanzielle Lage der Stadt vermissen ließ: Denn während die beiden Chefs der Tochterfirma für sich ein fettes Zubrot aushandelten, diskutierte Mutter Stadt damals die dramatische Gefahr einer Überschuldung.
Kein Wunder, dass sich der städtische Finanzchef, Kämmerer Lars Martin Klieve, jetzt in seiner kritischen Haltung gegenüber den Beteiligungsunternehmen bestätigt sieht: „Ich bin nicht angetreten, um zu sagen: Kürzt den Geschäftsführern das Gehalt...“, sagt Klieve, aber das Beispiel der GSE-Gehälter zeige wie unterm Brennglas, dass sich bei den Stadt-Töchtern längst ein Eigenleben entwickelt habe. Und bei dem gehe es oftmals nur darum, das eigene Stück vom Kuchen möglichst groß zu schneiden.
"Es darf aber nicht jeder nur sein Ding machen"
„Es darf aber nicht jeder nur sein Ding machen“, betont Klieve, „es kommt nicht darauf an, dass ein Teilbereich der Stadt besonders gut abschneidet, sondern dass sich alles dem Gesamtinteresse der Stadt unterordnet.“ Am Ende gelte es, mit Blick auf die knappen finanziellen Mittel ein Paket für die ganze Stadt zu schnüren, und diesem Gesamtinteresse müssten sich alle unterordnen.
Kämmerer Klieve weiß, dass er sich mit solchen Sätzen manchen Geschäftsführer nicht unbedingt zum Freund macht. Und er räumt ein: „Auch bei den Beteiligungsgesellschaften ist schon sehr gute Arbeit geleistet worden, das erkenne ich ausdrücklich an.“ Aber je mehr Vorfestlegungen es hier und da gibt, oft offen ausgetragen, manchmal aber auch geheimniskrämerisch eingestielt, desto geringer fällt der finanzielle Spielraum in anderen Bereichen aus. Das will Klieve korrigieren, im Interesse der Bürger wie im Interesse der Politiker: „Ich bin dafür verantwortlich, dass es überhaupt noch etwas zu entscheiden gibt.“
Klieve kämpft für variable Vergütung
Die Chefgehälter bei den Tochtergesellschaften sind dabei nur ein Thema: Nach NRZ-Informationen nimmt Klieve sich in diesen Tagen auch die Wirtschaftspläne vor, verweigert das Okay des Gesellschafters Stadt, wenn dort dauerhaft der Verzehr von Eigenkapital ausgewiesen wird. Das trifft die Jugendhilfe genauso wie die Grundstücksverwaltung GVE und die Messe. Sie alle müssen ihre Etats jetzt nach neuen Sparmöglichkeiten durchforsten.
Dass man auch bei den Chefgehältern sparen könnte, weiß Klieve, aber das ist nach seinem Bekunden nicht das Hauptziel. Er kämpft nicht für eine geringere, sondern für eine zunehmend variable Vergütung: „Es muss klarer gemacht werden, wofür gezahlt wird. Und ich bin dafür, dass ein größerer Anteil der Vergütung daran geknüpft wird, dass den Erwartungen auch entsprochen wurde.“ Ein entsprechendes Modell ist derzeit in Arbeit.
Linke: Warum eigentlich zwei GSE-Chefs?
Als „absolut instinktlos“ bezeichnete gestern die Ratsfraktion der Linken das Gehaltsplus bei der GSE. Aus ihrer Sicht ist es ein Anachronismus, dass sich die zu 90 % städtische Gesellschaft zwei Geschäftsführer leistet – Relikt einer Verschmelzung zweier Firmen. Kritik üben die Linken am Kämmerer: Die Grenze verlaufe nicht, wie er behaupte, zwischen Stadt und Töchtern, sondern „auch hier zwischen oben und unten“.
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