Essen. Um satte 50 Prozent stiegen zum Jahreswechsel 2010 zu 2011 die Chefgehälter der städtischen Tochter „Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen“ (GSE). Das offenbart der jüngst vorgelegte „Beteiligungsbericht 2012“.

Wer bei der Stadt arbeitet, soll deshalb nicht darben müssen, und selbst bei einer städtischen Tochter namens „Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen“ (GSE) soll angemessen verdient werden. Das vorab. Was der jüngst vorgelegte „Beteiligungsbericht 2012“ offenbart, lässt allerdings doch aufmerken: Um satte 50 Prozent stieg zum Jahreswechsel 2010 zu 2011 das Grundgehalt der beiden Geschäftsführer Günter Büsselberg und Heinz Bremenkamp, ein Sprung, der selbst in einem florierenden Privatunternehmen selten sein dürfte.

Auch die absoluten Zahlen sind beachtlich: Verdienten Büsselberg und Bremenkamp im Jahr 2010 jeweils noch 99.000 Euro, waren es ab 2011 dann stolze 150.000 Euro. Und weil auch das offenbar noch nicht reichte, stieg ab 2011 auch die „erfolgsbezogenen Tantieme“ auf jeweils 20.000 Euro - im Vorjahr betrug sie 17.000 Euro.

Sozialdezernent hält Erhöhung für berechtigt

Genehmigen muss solchen Gehaltssegen bei städtischen Gesellschaften der Aufsichtsrat. Im Fall GSE ist er besetzt mit fünf Ratsmitgliedern und dem Sozialdezernenten Peter Renzel als Vorsitzender. Der hält die Gehaltserhöhung auch im Rückblick für berechtigt.

Als Büsselberg und Bremenkamp mit dem Wunsch nach höherem Gehalt vorstellig wurden, habe sich der Aufsichtsrat beraten lassen. Ergebnis: „Bei einer Sozialgesellschaft mit rund 1200 Angestellten sind solche Geschäftsführergehälter durchaus branchenüblich“, so Renzel. Man müsse auch sehen, dass die GSE nicht von städtischen Zuschüssen abhängig sei, sondern proftitabel arbeite.

Branchenübliche Gehälter

Die Gesellschaft betreibt Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen und Behindertenwerkstätten, hilft Benachteiligten therapeutisch und sozial. Die Finanzierung erfolgt somit über das Sozialsystem im weitesten Sinn - Renten, Sozialbeiträge, Zuschüsse aller Art und Zahlungen von Landschaftsverbanden und Wohlfahrtsverbänden sind die Grundlage.

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Passen in einem solchen Umfeld solche Gehälter in die Landschaft, zumal eine finanziell darbende Stadt Träger der GSE ist? „Diese Frage haben wir uns damals auch gestellt“, räumt Renzel ein - um sie aber letztlich mit Hinweis auf die Branchenüblichkeit zu bejahen. Ob die Entscheidung des Aufsichtsrats einstimmig erfolgte, wollte Renzel mit Blick auf die gesetzlich verlangte Vertraulichkeit nicht sagen.

Nachfolger muss neu verhandeln

Einer der beiden GSE-Geschäftsführer, Heinz Bremenkamp, wurde vergangene Woche in den passiven Teil der Altersteilzeit verabschiedet. Als wahrscheinlicher Nachfolger gilt GSE-Prokurist Heribert Piel, der bis vor einem Jahr die Geschäfte der CDU-Fraktion führte.

Wer immer der Nachfolger sei, die 170.000 Euro Jahresgehalt würden ihm nicht automatisch bezahlt, betonte Peter Renzel. „Das muss neu verhandelt werden.“ Renzel selbst verdiente als Sozialdezernent und mit Verantwortung für 3500 Mitarbeiter übrigens 111.000 Euro im Jahr 2011 - und damit deutlich weniger als ein GSE-Chef.

Das verdienen die Chefs der Essener Töchterfirmen

Bernhard Görgens, Stadtwerke Essen +EVV: 301.125 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller
Bernhard Görgens, Stadtwerke Essen +EVV: 301.125 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller © NRZ
Messechef Frank Torwirth:  178.011 Euro + Auto + Pension.
Messechef Frank Torwirth: 178.011 Euro + Auto + Pension. © NRZ
Dr. Horst Zierold, Essener Verkehrs AG +EVV: 186.307 Euro + Auto + Pension.  Foto: Remo Bodo Tietz
Dr. Horst Zierold, Essener Verkehrs AG +EVV: 186.307 Euro + Auto + Pension. Foto: Remo Bodo Tietz © Remo Bodo Tietz; NRZ
Klaus Kunze, Entsorgungsbetriebe: +EVV: 184.047 + Auto (Pensionär). Foto: Remo Bodo Tietz
Klaus Kunze, Entsorgungsbetriebe: +EVV: 184.047 + Auto (Pensionär). Foto: Remo Bodo Tietz © Remo Bodo Tietz NRZ
Dirk Miklikowski, Allbau und EVV: 158.418 Euro + Auto + Pension. Foto: Martin Möller
Dirk Miklikowski, Allbau und EVV: 158.418 Euro + Auto + Pension. Foto: Martin Möller © WAZ
Ulrich Lorch, Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft: 164.232 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller
Ulrich Lorch, Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft: 164.232 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ
Berger Bergmann, Theater und Philharmonie: 153.250 Euro (vom 1. Mai bis 31. Dezember). Auf 12 Monate hochgerechnet, würde Bergmann Bezüge von 158.010 Euro erhalten. Foto: Oliver Müller
Berger Bergmann, Theater und Philharmonie: 153.250 Euro (vom 1. Mai bis 31. Dezember). Auf 12 Monate hochgerechnet, würde Bergmann Bezüge von 158.010 Euro erhalten. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ
Georg Arens, Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft: 154.320 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller
Georg Arens, Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft: 154.320 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ
Eva Sunderbink, Essen Marketing Gesellschaft: 142.392 Euro + Auto: Foto: Barbara Zabka
Eva Sunderbink, Essen Marketing Gesellschaft: 142.392 Euro + Auto: Foto: Barbara Zabka © WAZ
Günter Büsselberg, Gesellschaft für Soziale Dienste Essen mbH: 112.520 Euro + Auto + Pension. Foto: Remo Bodo Tietz
Günter Büsselberg, Gesellschaft für Soziale Dienste Essen mbH: 112.520 Euro + Auto + Pension. Foto: Remo Bodo Tietz © Remo Bodo Tietz; NRZ
Jochen Drewitz, Geschäftsführer Jugendhilfe: 73.837 Euro + Pension. Foto: Remo Bodo Tietz
Jochen Drewitz, Geschäftsführer Jugendhilfe: 73.837 Euro + Pension. Foto: Remo Bodo Tietz © Remo Bodo Tietz NRZ
Klaus Mucke, Suchthilfe direkt: 66.108 Euro + Auto + Pension. Foto: Remo Bodo Tietz
Klaus Mucke, Suchthilfe direkt: 66.108 Euro + Auto + Pension. Foto: Remo Bodo Tietz © Remo Bodo Tietz, NRZ
Klaus Wieschenkämper, RGE Servicegesellschaft + EVV: 106.165 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller
Klaus Wieschenkämper, RGE Servicegesellschaft + EVV: 106.165 Euro + Auto + Pension. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ
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