Essen. Im Gegensatz zu den Stadtwerken in Bochum nehmen die Essener für sich in Anspruch, nur bürgernahe Projekte ohne Protz-Honorare zu sponsern. „Wir haben uns immer auf Sport, Soziales und Kultur konzentriert“, so ein Stadtwerkesprecher. Die jährliche Gesamtsumme der guten Taten will er aber nicht nennen.

Wer denkt beim Thema Stadtwerke derzeit nicht an jene überaus großzügigen Bochumer Betriebe, die sich darin gefielen, Rekordsummen für Politiker-Reden auszugeben und sich so zum Gespött der ganzen Republik machten. Ein Einzelfall? Oder wird in Essen ähnlich mit dem Geld geaast? Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun beeilt sich zu versichern, dass hier die Uhren vollkommen anders gehen: „Wir haben nie solche Veranstaltungen realisiert, bei denen Gastredner Honorare erhielten.“

Das heißt allerdings nicht, dass die Stadtwerke Essen nicht erhebliche Summen für Sponsoring aller Art bereitgestellt haben und noch bereitstellen. Pomplun zufolge habe man aber eben nicht Renommierveranstaltungen für wenige gefördert, sondern sei in die Breite gegangen, getreu des Mottos: Aus dieser Stadt, für diese Stadt. „Wir haben uns immer auf Sport, Soziales und Kultur konzentriert“, so Pomplun. Die Liste der guten Taten reicht vom Umweltunterricht in Grundschulen bis zu Kinder-Theater, vom Zuschuss für den Treff „Reden mit Essen“ bis hin zu Ligafußball und Handball-Bundesliga.

Bei RWE-Profis engagiert

Auch bei den RWE-Profis hatten sich die Stadtwerke eine Weile auf Bitten der Stadt sehr üppig engagiert, was in Essen durchaus nicht unumstritten war und in der Rückschau so wohl auch nicht mehr möglich wäre. Schließlich standen frühere Rot-Weiss-Vorstände im Verdacht, das Geld nicht zuletzt der Sponsoren mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen.

Pomplun streicht verständlicherweise eher diejenigen Engagements heraus, die karitativen oder fördernden Charakter haben. Die „Stadtwerke Night of Sports“ etwa hebe „eher Randsportarten ins Rampenlicht, die es sonst schwer hätten“. Tatsächlich wird bei der nächsten Gala im Januar 2013 der Kanusportler Max Hoff geehrt.

Keine Elite-Veranstaltung

Der Varieté-Gesellschaftsabend, der demnächst zum achten Mal in der Lichtburg stattfindet, fördere junge Nachwuchskünstler und helfe ihnen beim Eigenmarketing und auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit. Bei Eintrittspreisen zwischen 19 und 25 Euro sei der Gesellschaftsabend zudem sicherlich keine Elite-Veranstaltung. Zur Generalprobe, die eigentlich eine vollwertige Veranstaltung sei, werde Altenheimen und sozialen Einrichtungen der kostenlose Besuch ermöglicht.

Natürlich engagieren sich die Stadtwerke nicht nur aus Liebe zur Bürgergesellschaft, sie haben legitimerweise auch ihre Geschäftsinteressen im Hinterkopf: „Es geht uns durchaus auch darum, uns in einem immer stärker umkämpften Markt als lokaler und kompetenter Ansprechpartner innerhalb Essens weiter zu etablieren“, so Pomplun. Letztlich profitierten die Bürger, weil ohne Sponsoring auch von Stadttöchtern vieles gar nicht möglich wäre. Die jährliche Gesamtsumme der guten Taten mag der Stadtwerke-Sprecher allerdings nicht preisgeben. „Ich bitte da um Verständnis.“