Agnes Wallek nimmt Platz in einem der roten Sessel, die im vorderen Raum des Bürgermeisterhauses stehen. Hier, an ihrem Arbeitsplatz, zeigt uns die Geschäftsführerin des Hauses zwar ihre Werke, aber stellt direkt vorweg klar: „Ich bin keine Fotografin.“ Ihr Beruf sei schließlich ein anderer. Als Leiterin des Bürgermeisterhauses stünde sie immer vor und nicht auf der Bühne.

Kooperation mit Kulturzentrum

Tagein, tagaus organisiert Wallek Konzerte, plant Vernissagen und ist ständig umgeben von Künstlern, die in der Kulturstätte an der Heckstraße ein- und ausgehen.

Und jetzt das: Agnes Wallek ist erst seit ein paar Tagen zurück von ihrer eigenen Ausstellung, zu der sie in den Libanon eingeladen wurde. Die Kooperation bestünde schon lange und sei Lotti Adaimi zu verdanken, einer ehemaligen Folkwang-Studentin, die heute ein Deutsch-Libanesisches Kulturzentrum nahe Beirut leitet, berichtet Wallek. „Bislang habe ich erst zwei kleine Ausstellungen gegeben. Einmal während des Werdener Kunsttages und ein anderes Mal zu meinem 60. Geburtstag im letzten Jahr“, erinnert sie sich und bekräftigt erneut, dass sie keine Fotografin sei, sondern einfach nur ihren Blick geschärft hätte.

Dabei kommt die Leidenschaft zu ihrem Hobby über ihren Mann Wolfgang Kleber, der tatsächlich beruflich als Fotograf tätig ist und schon Ausstellungen in aller Welt gab. Irgendwann, so vor rund zwölf Jahren, schnappte sich Agnes Wallek dann auch mal die Kamera, fing an zu fotografieren und bekam sowohl Nachhilfe als auch tatkräftige Unterstützung von ihrem Mann. Und, ganz wichtig, sie entwickelte große Freude an dem Hobby. „Die Lust, etwas zu schaffen, ist immer größer geworden“, so die Freizeit-Fotografin.

Dank ihrer Arbeit im Bürgermeisterhaus, in dem seit 2004 regelmäßig Fotoausstellungen stattfinden, wusste sie ja, dass es hilfreich sein kann, wenn sich ein Fotograf einem bestimmten Thema widmet. Das tat Wallek dann auch und fand ihr Thema auf der Zeche Zollverein, wo sie gerne spazieren geht: Zechenrohre.

Warum Rohre? „Weil ich etwas fotografieren wollte, was nicht schon etliche Male abgelichtet wurde“, begründet sie die ungewöhnlichen, aber durchaus interessanten Objekte, die sie gekonnt in Szene setzt.

Auf der Suche nach Modellen wurde sie nach und nach dann nicht nur auf Zollverein fündig, sondern auch auf Zechen im gesamten Ruhrgebiet. Mittlerweile hat sie 1000 verschiedene Motive zu diesem Thema fotografiert, beendet ist die Rohr-Serie aber noch nicht. Parallel dazu widmet sich Wallek noch einem anderen Thema, was –im positiven Sinne- nicht minder kurios ist: Fußböden. Und noch ein weiteres Projekt hat sie schon im Kopf. Viel verraten will sie dazu aber noch nicht.

Am Ende unseres Gespräches kommt sie ins Grübeln: „Vielleicht bin ich ja doch eine Fotografin?“