Essen. Bei der Schulsanierung wird in Essen die Luft noch einmal dünner. Die Verwaltung steht auf dem Standpunkt, das Budget reiche allenfalls für Prioritäten. Das heißt: Verfolgt werden erstmals nur Anliegen der Kategorie A. Das sind Verkehrssicherheit, gesetzliche Verpflichtung und Brandschutz.

Sysiphos hätte die Mitarbeiter des städtischen Immobilienmanagements in Essen wahrscheinlich nicht beneidet, jedenfalls nicht um ihre Zuständigkeit für die Schulen. An vielen der rund 600 Gebäude in der Stadt zehrt der Verfall. Ist eine Lücke gestopft, ein Schaden behoben, tut sich anderswo zuverlässig eine neue Baustelle auf. Das Budget für die Sanierung ist ob der Essener Haushaltslage inzwischen jedoch so knapp, dass die Verwaltung für die kommenden beiden Jahre bis auf wenige Ausnahmen nur noch Arbeiten einplant, die absolut unerlässlich sind. Verfolgt werden erstmals lediglich Anliegen der „Kategorie A: Verkehrssicherheit, gesetzliche Verpflichtung, Brandschutz“.

Mit den verfügbaren Mitteln dagegen nicht zu stemmen, so die Einschätzung der Verwaltung, sind sonstige Reparaturen oder energetische Sanierungen, von der Erneuerung von Fachräumen oder Toilettenanlagen ganz zu schweigen. Von ihrer Fünf-Jahres-Planung, mit der man einzelne Vorhaben sinnvoll zu größeren Projekten bündeln wollte, sind die Zuständigen im Bauamt längst abgerückt und haben stattdessen notgedrungen die Flickschusterei zum Prinzip erhoben. „Die Sicherheit geht vor“, sagt Karlheinz Schnare, Objektmanager für Schulgebäude. „Aus wirtschaftlichen Gründen und im Sinne bessere Bildungsbedingungen sollten wir auch Kategorie B und C bedienen, aber das Geld ist nun mal nicht da.“

Rund zehn Millionen weniger als noch vor einigen Jahren

Jeweils 25 Millionen Euro stehen 2013 und 2014 für die Bauunterhaltung zur Verfügung, etwa die Hälfte davon geht bereits für Wartung und kleinere Arbeiten drauf. Für größere Projekte bleiben laut Verwaltung jährlich zwölf bis 13 Millionen Euro – etwa zehn Millionen weniger als noch vor einigen Jahren. Selbst für das Allernötigste sei dieser Rahmen eigentlich zu klein, so Schnare. Die geplanten Vorhaben, die am Donnerstag Thema im Bauauschuss sind, übersteigen in Summe denn auch leicht die vorgegebene Budgetgrenze.

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An den Schulen übt man sich derweil in Genügsamkeit. „Die machen, was der Haushalt hergibt“, sagt Norbert Wintjes, Leiter des Berufskollegs Ost in Huttrop. Dessen Gelände ist 25.000 Quadratmeter groß, hier lernen fast 4000 Schüler, da fällt einiges an. Immerhin 950.000 Euro sind denn auch für die kommenden beiden Jahre veranschlagt, allein für Arbeiten in Sachen Brandschutz, Lüftung, Entwässerung. „Wir vertrauen darauf, dass die Stadt die Standards hält.“

Kein Sportunterricht in Kray

„Wir sind froh, dass etwas gemacht wird“, sagt Christan Ponten, Leiter der Franz-Dinnendahl-Realschule. 400.000 Euro will man für die Krayer Einrichtung in den kommenden beiden Jahren aufwenden, der Großteil wird in der Turnhalle verbaut. „Unsere Halle hat das dringend nötig“, so Ponten. Dort tropfte es durch die Decke, Pfützen bargen Unfallgefahr. Zur Zeit wird bereits an der Heizung gearbeitet, die immer wieder ausfiel. Sportunterricht findet deshalb vorübergehend nicht statt.

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Besonders groß sind die Sorgen in der Hauptschule an der Bischoffstraße in Altenessen, weshalb man hier nun dringend hofft, dass die von der Verwaltung vorgeschlagenen Sondermaßnahmen im Umfang von rund 1,62 Millionen Euro für Fenster, Fassade, Dach und Blitzschutz tatsächlich umgesetzt werden. Bei starkem Wind und Regen dringe durch kaputte Fenster so viel Wasser ins Gebäude, dass Heizung und technische Geräte in Mitleidenschaft gezogen werden, so Konrektorin Sabine Spielkamp. Notausgänge ließen sich nicht öffnen, Zwischentüren klemmten, „da kann unser Hausmeister nichts mehr machen. Der Bedarf ist wirklich groß“.

Hoffnung auf gutes Wetter

Von baulichen Verbesserungen zu Gunsten der Pädagogik wagt man an den Essener Schulen dieser Tage höchstens zu träumen. Könnte sie sich etwas wünschen, sagt Sabine Spielkamp, wären es getrennte Räume für die Arbeit in Kleingruppen – eigentlich unabdingbar in Zeiten von Inklusion und individuellen Fördermodellen. Einstweilen bleibt ihnen an der Bischoffstraße nur die Hoffnung, dass die geplanten Arbeiten zügig Realität werden – und dass der nächste Starkregen nicht allzu schnell kommt.