Essen. . 34 Anträge für verkaufsoffene Sonntage liegen dem Rat vor. Muss das denn unbedingt sein? Passanten in der Essener City sehen das ganz unterschiedlich. Viele unterstützen den Plan der Landesregierung, das Sonntags-Shopping zu begrenzen.

Sonntags die Läden öffnen, um die kauffreudige Kundschaft zu locken – muss das denn unbedingt sein? 34 Anträge, nach denen an 22 der 51 Sonntage im nächsten Jahr verteilt in der Stadt Shopping erlaubt sein soll, liegen dem Stadtrat vor. Am 28. November soll er darüber abstimmen (die NRZ berichtete). Derweil plant die rot-grüne Landesregierung, die Anzahl pro Stadt ab 2014 auf 13 verkaufsoffene Sonn- und Feiertage zu begrenzen. Die NRZ fragte Passanten beim Samstags-Einkaufsbummel in der Innenstadt, was sie von diesen Plänen halten.

„Ich bin für die Begrenzung, denn mich trifft es“, sagt Anja Tiedtke aus Borbeck, die im Einzelhandel arbeitet. Am Sonntag müsse sie nicht unbedingt shoppen gehen, so die 40-Jährige. „Wenn ich das schon an sechs Tagen nicht schaffe, dann sicher nicht am siebten.“ Bei jedem kleinen Fest im Stadtteil oder zu Anlässen wie dem 40-jährigen Bestehen des Allee-Centers Altenessen einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten, „das muss nicht sein“. Der Sonntag sei für sie ein Ruhetag. „Da liege ich lieber auf der Couch, anstatt zu arbeiten.“

„Das nimmt Überhand“

„Das nimmt Überhand“, kritisiert Ursula Wingen die Zahl der beantragten verkaufsoffenen Sonntage. „Viel zu viel. Null Tage wären mir lieber, aber mit 13 bin ich auch zufrieden“, so die 67-Jährige. Auch Verkäufer müssten Zeit haben, um zu ruhen. „Wir können werktags bis 20 Uhr einkaufen, das war früher ganz anders. Was angeboten wird, reicht aus“, so Wingen. Ihr Mann Rainer, ebenfalls 67 Jahre alt und aus Bergerhausen, sieht das nicht anders: „Der Sonntag ist ein Familientag, darum gehen wir dann auch nicht einkaufen.“

„Ich finde es gut, dass es so viele verkaufsoffene Sonntage gibt“, sagt hingegen Lisann Haase. Die 21-Jährige lehnt den Vorschlag des Landes ab: „Ich komm’ gerade aus den USA, da haben die Geschäfte oft 24 Stunden auf, an jedem Tag.“ Sie arbeitet am Flughafen, „da funktioniert das nicht anders – und gut“.

Internet hat rund um die Uhr "geöffnet"

Monika Ladisch aus Heisingen ist anderer Meinung und „keine Sonntagseinkäuferin“. „Ich finde die geplante Begrenzung gut. Sonntags gehe ich nicht einkaufen, da bin ich konsequent“, betont Monika Ladisch (59), die gemeinsam mit Stefanie Wolfertz in der Innenstadt unterwegs ist. Die 46-Jährige unterstützt ebenfalls den Vorschlag, an maximal 13 Sonn- und Feiertagen dem Kommerz Tür und Tor zu öffnen: „Ausreichend Möglichkeiten zum Shoppen werden einem doch an jedem anderen Tag geboten. Außerdem gibt’s das Internet, das hat rund um die Uhr und an jedem Tag geöffnet.“ Am Sonn- und Feiertag stehen für sie „wichtigere Dinge“ im Vordergrund, etwa Aktivitäten mit der Familie. Wolfertz: „Und dazu zählt für mich nicht, mit der Familie sonntags einkaufen zu gehen.“ Ob eine Gesetzesänderung Vorteile für Arbeitnehmer brächte? „Ich denke nicht“, meint Stefanie Wolfertz, „denn die werden sowieso ausgebootet, egal ob sie sonntags arbeiten müssen oder nicht. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen.“

Eine, die gerne mal sonntags arbeitet, ist Monika Burmann. „Vorteile und Entlastung haben Ar­beitnehmer durch die geplante Gesetzesänderung sicher nicht. Schließlich bekommen sie fürs Sonntagsarbeiten Überstunden aufgeschrieben, die sie im Laufe des Jahres abfeiern können.“ Zudem sei es in der Stadt nicht so voll am verkaufsoffenen Sonntag. „Es ist ein ruhigeres Einkaufen und Arbeiten als am Samstag“, so Burmann, die mit ihrer Familie – wenn möglich – sonntags einkaufen geht. „Ich gehe morgens um 7 Uhr aus dem Haus, fahre nach Düsseldorf ins Geschäft und komme um 22 Uhr wieder – und das sechs Tage die Woche. Da haben wir nur den Sonntag, um gemeinsam einkaufen zu gehen“, so die Altenessenerin.

13 Termine wären „verträgliche Lösung“

Ihr Mann Sven sieht es ähnlich: „Was sollen denn erst die Leute sagen, die jeden Sonntag im Hauptbahnhof im Einzelhandel tätig sind? Die sind froh, dass es Arbeit gibt.“ Der 40-Jährige könnte auch mit noch mehr verkaufsoffenen Sonntagen leben, sogar mit einer generell erlaubten Sonntagsöffnung. „Denn das schafft Arbeitsplätze, selbst wenn es welche auf 400-Euro-Basis sind.“ Außerdem gebe es mittlerweile viele Arbeitnehmer, die mehrere Jobs haben, um ihre Familie zu ernähren, die „können nur sonntags einkaufen“.

Alexander Claassen geht hingegen nie sonntags einkaufen. „13 Tage im Jahr, an denen geöffnet werden darf, sind absolut ausreichend.“ Im Sinne der Arbeitnehmer und deren Famili­en sei das eine „verträgliche Lösung“.