Essen. Die Pläne der Landesregierung, die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage ab 2014 zu beschränken, freuen Kirchen und Gewerkschaften. Von Einzelhandel und Stadtteilzentren kommt Kritik.
Für die einen ist es ein Sieg der Vernunft, für die anderen purer Dirigismus: Die Landesregierung will die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage ab 2014 auf 13 pro Jahr und Stadt beschränken. „Wir freuen uns“, sagt Bistums-Sprecher Ulrich Lota. „Zuletzt unterschieden sich die Sonntage ja kaum noch von Werktagen.“
Tatsächlich gibt in diesem Jahr 20 verkaufsoffene Sonntage in Essen, für 2013 liegen 34 Anträge vor, die 22 Sonntage betreffen (sh. Grafik). „Das wird langsam inflationär“, sagt die grüne Ratsfraktionschefin Hiltrud Schmutzler-Jäger. Sie halte die geplante Beschränkung für vernünftig und plädiere dafür, die Zahl der offenen Sonntage bereits 2013 herunterzufahren. „Das muss nicht mit der Brechstange geschehen. Ich verstehe ja, dass die Geschäftsleute Planungssicherheit brauchen.“
Darum sieht der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, Marc André Heistermann, der Ratsentscheidung am 28. November bang entgegen: „Allein das Centro Oberhausen öffnet 2013 an vier Sonntagen. Will Essen konkurrenzfähig bleiben, sollte es sich jetzt noch an der alten Regelung orientieren.“ In Zukunft werde es sich nicht vermeiden lassen, dass mehrere Stadtteile einen Sonntags-Termin teilen. „Da müssen sich alle Werbegemeinschaften eng abstimmen, und wir sind gern bereit, hier zu vermitteln.“
Die Stadtteilzentren treffe es nun hart, glaubt Rolf Krane von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid: „Die werden mit solchem Dirigismus zugunsten der großen Center kaputt gemacht. Auch die Kunden ärgert das, schließlich ist Shopping heute ein Familienereignis.“
Familien sei mit einem arbeitsfreien Sonntag am besten gedient, hält der DGB Essen dagegen. Und Ratsherr Dirk Kalweit (CDU) freut sich, dass der Appell von Kirchen und Gewerkschaften einen Erfolg erzielt habe. „Der Schutz des Sonntages wurde leider immer mehr dem Zeitgeist geopfert. Es ist mutig, hier wieder strenger zu reglementieren.“ Er bedauere nur, dass sich seine Partei nicht stärker für die christlichen Werte eingesetzt habe. In der CDU-Fraktion nämlich steht Kalweit mit seiner Haltung allein. Der zuständige Sprecher Matthias Hauer betont: „Die jetzige Regelung war nicht der Untergang des Abendlandes.“