Essen. . Zwei Männer, zwei Branchen, eine Idee: Papa Lufu und Daniel Schmitz bedienen die vegetarische und vegane Kundschaft - der eine mit afrikanischen Gerichten in seinem Restaurant Delicious, der andere mit Jeans und Schuhen aus Hanf und Baumwolle. Beide Geschäfte laufen gut.
Gleich hinter der Theke stehen Pfanne und Topf auf den Kochplatten. Auf dem Regal reihen sich Hanfmehl, Kokosmilch und Mayonnaise ohne Ei aneinander. Zwischen Herd und Zutaten steht gut gelaunt Papa Lufu und kocht: Bohneneintopf in Erdnusssoße, Kochbananen oder Yamswurzeln. Die Gerichte stammen aus seiner Heimat, aus Guinea-Bissau an der westafrikanischen Küste. Dort hat er als Kind das Kochen von seiner Mutter gelernt.
„Wir haben uns von dem ernährt, was wir angebaut haben“, erzählt der 53-Jährige, der vegan aufwuchs, also völlig ohne tierische Produkte als Nahrung. Allerdings nicht als Ablehnung etwa der Massentierhaltung („diesen Grund habe ich erstmals in Deutschland gehört“), sondern ganz natürlich bedingt durch seine Kultur, sagt er. Denn in seiner Heimat-Region werden keine Tiere zum Schlachten gehalten. Diese Kultur hat nach Holsterhausen gebracht, wo er seit sechs Jahren in seinem Restaurant Delicious essen für seine Gäste kocht. Zu 99 Prozent vegan, sagt er. Denn fast alle Gerichte seiner Speisekarte sind vegan möglich. Ausnahme sind allein die Schupfnudeln mit Ei.
Pizza mit Hefeschmelz
Auf Papa Lufus Pizza landet neben selbst gemachter Soße Hefeschmelz statt Käse, in Papa Lufus Kuchen rührt der weder Milch, noch Eier, dafür Hanfmehl. „Alle Zutaten sind in Bioqualität“, sagt der Küchenchef. Mehr verrät er nicht, stattdessen können sich seine Gäste bei der Zubereitung einiges abgucken und ihm zuschauen. Ein Rezeptbuch gibt es ohnehin nicht. „Ich koche eher spirituell, mehr nach Gefühl.“
Auch privat lebte Papa Lufu lange Zeit vegan, bis das erste seiner drei Kinder geboren wurde. Die haben zwar noch nie Fleisch gegessen, aber es gibt nun wieder Milch und Käse zu Hause auf der Margarethenhöhe. Von da aus startet der Vater jeden Morgen mit dem Fahrrad samt Anhänger und Tochter darin Richtung Mülheim, um sie dort zur Waldorfschule zu bringen. Auch an ihrer Schule gibt es einige Kinder, die Vegetarier sind, sagt Sadjah (11), die Mittags nach dem Unterricht manchmal bei ihrem Vater vorbeischaut. Köchin möchte sie aber nicht werden, lieber Autorin oder Modedesignerin.
Ausbildung zum Koch
Ihr Vater hätte in Deutschland, wo er seit 1983 lebt, eine Ausbildung zum Koch machen können. Er entschied sich für ein Studium, wurde Diplom-Agrarwissenschaftler und wollte gern im Wald oder in der Landwirtschaft arbeiten. Als er dann aber nach dem Studium einen Job suchte, hat nebenbei gekocht und blieb dabei. Er eröffnete sein Restaurant, das er leidenschaftlich betreibt. Es kommen Gäste jeden Alters, sagt er. Veranstalter bestellen seine Speisen zum Beispiel für Termine in der Weststadthalle. Es kommen Stammkunden, die sich bei den garantiert veganen Getränken auch mal selbst bedienen, „damit ich nicht rennen muss“, sagt Papa Lufu lachend.
Alles läuft absolut harmonisch und wird untermalt von Reggae-Klängen, denn er sei nicht nur ein prima Koch, sondern auch ein guter DJ, schmunzelt Papa Lufu. Warum auch viele junge Gäste kommen, dafür hat er eine einfache Erklärung: „Papa Lufu kommt mit ihnen zurecht und sie mit mir.“ So wie Toni Heronski (19), der nach der Schule ein Yamswurzel-Gericht bestellt. Er isst seit zwei Jahren vegetarisch, größtenteils sogar vegan, sagt der Gymnasiast, dessen schwarzen Turnschuhe aus Kunstleder sind.
Hanf und Baumwolle
Mit Kleidern für Vegetarier und Veganer hat Daniel Schmitz einen Markt für sich entdeckt und damit eine weitere Branche neben der Gastronomie für diese Kundschaft: Der 35-jährige Vegetarier verkauft seit Juli Textilien in der Innenstadt, die in erster Linie fair gehandelt sind. Darunter ist aber auch die Jeans oder ein Paar Schuhe für den Veganer. Schmitz führte zunächst ein Geschäft in Bochum, hat mit dem Essener Standort nun seine zweite Filiale und zeigt sich begeistert: „Es läuft richtig gut.“ In seinem Sortiment: Jeanshosen, auf denen hinten kein lederndes Markenetikett haftet, erklärt Schmitz. Für das vegane Klientel hält er ebenfalls Schule aus Hanf und Baumwolle bereit, die zudem ohne Kleber verarbeitet sind. „Denn in dem stecken oft tierische Produkte“, erklärt er. Seine Kunden seien sowohl 75-jährige Damen, als auch 16-Jährige, deren ökologische Anschauung beispielsweise von Eltern aus der Hippie-Generation stammt.
Woher ihre Familie stammt, das will Papa Lufu seinen Kindern zeigen, wenn sie älter sind. Dann wollen sie gemeinsam nach Guinea-Bissau reisen und sehen, wo ihr Vater seine Kindheit verbracht hat, wo er kochen gelernt hat. Afrika trägt er ohnehin in seinem Herzen, ganz egal, wo sie wohnen, sagt Papa Lufu: „Da wo wir leben, ist Afrika.“