Essen. In Burkina Faso haben sie dank Hilfe überlebt, an der Universität Duisburg-Essen studieren sie Politik: Jetzt haben die Drillinge Lassané, Adama und Ousseini Ouédraogo aus Westafrika auf der Buchmesse ihre Biografie vorgestellt.

Sie hätten wohl nicht überlebt, wäre da nicht das Zentrum für unterernährte Kinder in Burkina Faso gewesen. Es war wohl auch Schicksal, dass dort die deutsche Entwicklungshelferin arbeitete, die die Drillinge Lassané, Adama und Ousseini Ouédraogo an ein Paten-Ehepaar in Andernach vermittelte, das die Kinder aus Westafrika begleitet und unterstützt – seit drei Jahrzehnten.

Die Drillinge sind heute 32 Jahre alt und studieren Politik an der Uni Duisburg-Essen. Sie haben ein Buch über ihr bisheriges Leben geschrieben: in tiefer Liebe zu Elisabeth Kugler, der Entwicklungshelferin, und als Ausdruck der Dankbarkeit an die Eheleute Pissarius, „die uns mit Freude und Lebensmut überhäuft haben“. Das Buch haben die Drillinge auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt.

Perfekt organisierte Uni

Zurück in Essen-Kray ist Ousseini Ouédraogo beeindruckt und begeistert, dass sich so viele für ihr Leben interessieren. Dazu gehört der Schulbesuch in Burkina Faso, wo sie auf dem Gymnasium Deutsch als Fremdsprache lernten, um endlich „Briefe an unsere Paten schreiben zu können, die uns wie eigene Kinder versorgt haben“. Später haben die drei Germanistik studiert, bevor sie nach Essen kamen.

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An die erste Zeit im Studentenwohnheim erinnern sie sich gern, loben die Atmosphäre und die tolle Uni, die perfekt organisiert und sehr gastfreundlich sei. An der sie aber auch lernten, was ihnen bis dahin fremd war: Stress. Die Menschen, die sie trafen, seien immer hilfsbereit gewesen. Für immer zu bleiben, ist für die Drillinge aber undenkbar. Ein Grund dafür ist ihre Mutter, die sie sehr vermissen. Ein anderer ist ihr Traum: „Wir wollen etwas für unser Land tun“, sagt der 32-Jährige. Die Brüder wollen etwas vom dem, das sie erfahren haben, zurückgeben.

Für Bürgerrechte eintreten

Was die Menschen hier von ihnen lernen können: die innere Freude, die ihnen angeboren ist. Die auch die Ärmsten in ihrer Heimat in sich tragen. Für sie setzten sich die Drillinge bereits in Vereinen für Bürgerrechte ein, damit auch sie Zugang zu Nahrung und Bildung erhalten. Die drei machen zurzeit ihren Bachelor-Abschluss. Der Master in Entwicklungspolitik und internationalen Beziehungen soll folgen, so dass sie noch etwa zwei Jahre bleiben werden. Der Kontakt nach Essen wird aber nicht abreißen, sind sie überzeugt.

Der zu Elisabeth Kugler besteht wieder, obwohl sie 17 Jahre nichts voneinander gehört haben. Ihre Paten trafen die Drillinge 2004 zum ersten Mal, berichtet Ousseini Ouédraogo mit Tränen in den Augen: „Das war der schönste Tag in unserem Leben.“

„Drei fleißige Jungen“

Drei zum Leben: So lautet der Titel des Buches, das die drei Essener Studenten aus Burkina Faso geschrieben haben. Sie haben es in Französisch verfasst, eine Bekannte hat es übersetzt. Lassané, Adama und Ousseini berichten unter anderem von ihrem ersten Schultag:
„Früh am Morgen duschte uns unsere Mutter heiß, cremte uns ein und kleidete uns in Uniformen, die die Familie Pissarius in einem Paket geschickt hatte, gestrickt von Frau Pissarius. Sie waren weiß mit vielen farbigen Streifen.“
Die Eheleute Pissarius aus Rheinland Pfalz wurden Paten der Drillinge, als diese in ein Zentrum für unterernährte Kinder kommen. So gehören zum Inhalt des Buches neben den Erinnerungen der Drillinge unter anderem auch Fotos und Auszüge aus den Briefwechseln mit den Paten.

Werner Pissarius schrieb im Vorwort: „Wir danken Gott, dass wir es noch erlebt haben, dass ihr drei fleißige Jungen geworden seid.“

Der Pate der Drillinge hoffte sehr, dass er das Buch wird lesen können, als die drei 2010 mit dem Schreiben begonnen haben, erzählt Ousseini Ouédraogo. Nun ist es erschienen. Der Wunsch ihres Paten hat sich erfüllt, seine Frau ist bereits gestorben.