Essen. Nach einem missglückten Raub auf eine Tankstelle in Essen verfuhren sich die beiden Männer Kadir S. und Aziz A. in einem Kreisverkehr. Anstatt zu flüchten nahmen die Täter die falsche Ausfahrt und fuhren zur Tankstelle zurück, wo die Polizei schon wartete. Nun wurden die beiden Männer verurteilt.
Es war nicht ihr Tag. Verteidiger Herbert Lederer beschreibt ihre Tat als „das Vorgehen von Stümpern“. Aber vor Strafe schützt das den Solinger und den Bochumer nicht. Wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung verurteilt die XVI. Strafkammer am Landgericht den einen zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft, den anderen zu vier Jahren und drei Monaten.
Eher zufällig waren der Solinger Kadir S. (29) und der Bochumer Aziz A. (24) auf die Shell-Tankstelle an der Katernberger Straße in Essen gekommen. Am 3. Mai klagten sie gemeinsam, wie schlecht es ihnen finanziell ging. „Wir müssen was machen, was Geld bringt“, soll Aziz A. gesagt haben. Sein Freund stimmte zu, und am nächsten Tag kam A. mit der nötigen Ausrüstung: Schreckschusspistole, Sturmhauben, Totschläger.
Räuber ergriffen die Flucht
Nachts fuhren sie im weißen BMW des Vaters von S. los. Nach Essen-Katernberg zog es sie, weil A. sich dort ein wenig auskannte. Sie parkten ein Stück entfernt von der Tankstelle und zogen sich auf dem Weg zum Kassenraum die Sturmhauben über. Drinnen sicherte Kadir S. mit der Pistole, Aziz A. drängte und schubste die Kassiererin zur Theke. Dort teilte sie ihm mit, was Shellkunden wissen: Bargeld läuft über einen Automaten, das Personal kommt nicht an Münzen und Scheine. Dann schrie die Frau.
Draußen liefen Passanten los, um zu helfen. Die beiden Räuber sahen, dass ihr Plan nicht mehr zu verwirklichen war. Sie rannten los, starteten den BMW und verschwanden. Kurz danach traf die alarmierte Polizei an der Tankstelle ein.
Spontane Entschuldigung
Die beiden Räuber ebenfalls. Denn so richtig kannten sie sich nicht aus in Katernberg. Der erste Kreisverkehr verwirrte sie, und erschreckt stellten sie fest, dass sie plötzlich an der überfallenen Tankstelle vorbei fuhren. Schon klebte ihnen ein Polizeiwagen am Heck. Aziz A., der Fahrer, gab Gas, aber nach kurzer Jagd prallte er gegen einen Bordstein. Das war das Aus.
Als Jugendliche waren beide Angeklagte mal wegen Raubes verurteilt worden. Jetzt standen sie erstmals vor einem Erwachsenengericht. Aziz A. nahm die Hauptschuld auf sich, blieb relativ ungerührt. Kadir S., mit Krawatte aus der U-Haft vorgeführt, zeigte weit stärker seine Reue. Als die überfallene Kassiererin während ihrer Aussage weinte, entschuldigte er sich spontan. Zudem bot er ihr über das Gericht 1000 Euro Schmerzensgeld an. Er hatte auch schon direkt nach der Tat ein Geständnis abgelegt und so früh Pluspunkte gesammelt.