Essen. . Um 21 Uhr ist Feierabend. So steht es für die 17 von der Stadt beschäftigten Platzwärte im eigens ausgehandelten Tarifvertrag. Für die Essener Fußballvereine ist das langfristig ein Problem, denn gerade die Bezirkssportanlagen, die von mehreren Vereinen genutzt werden, sind mittlerweile am Rand ihrer Kapazitätsauslastung, Tendenz steigend.

„Auf Anlagen wie am Wasserturm in Frintrop oder der Raumerstraße in Altendorf sind die Schlusszeiten schon jetzt problematisch“, berichtet Thorsten Flügel, Vorsitzender des Kreises Essen Nord-West im Fußballverband Niederrhein. Denn die Zahl der Jugendmannschaften, die schon um 15 Uhr zum Training auf dem Platz stehen können, nahm in den vergangenen Jahren rapide ab. Der Ganztag setzt sich an den Schulen immer mehr durch, die Kinder sind in der Regel nicht vor 16 Uhr zu Hause.

Kinder kommen später aus der Schule

„Demnach können sie nicht vor 17 Uhr beim Training sei, was wiederum auch den Zeitrahmen für die Senioren verkleinert“, erläutert der Vize-Vorsitzende des Essener Sportbunds (Espo), Jochen Sander. Die Erwachsenen könne man natürlich auch nicht früher einbestellen, „die Lebensgewohnheiten und Geschäftszeiten haben sich einfach geändert, die meisten können erst abends zum Sport“, sagt Sander.

Für die Vereine, die öffentliche Anlagen nutzen, führt das zu Engpässen. Durch die neuen Kunstrasenplätze steigen zudem die Mitglieder- und Mannschaftszahlen. Erst 2012 konnte der Fußballverband Niederrhein, in dem die Essener Vereine organisiert sind, einen Zuwuchs um weitere knapp 3500 Mitglieder auf jetzt 191.523 verzeichnen. Die Vereine schlagen deshalb Alarm, der Kreis Nord-West wandte sich offiziell an die Sport- und Bäderbetriebe: Die bestehenden Plätze sollen länger als bislang geöffnet und nutzbar sein, andernfalls werden Einschränkungen, besonders für die Jugendmannschaften, notwendig. „Dann kann es passieren, dass viele Mannschaften nur noch einmal statt wie bislang zwei oder dreimal die Woche trainieren können“, skizziert Flügel. Ein Beitrag zu mehr Sport und Bewegung für Jugendliche sähe anders aus.

Soweit soll es freilich nicht kommen – das war die einhellige Meinung auf der jüngsten Sitzung des Sport- und Bäderausschusses. Doch die Möglichkeiten zu reagieren sind begrenzt, Fußball spät am Abend wird es aus rechtlichen Gründen auch zukünftig nicht geben. „Ab 22 Uhr herrscht nun einmal Nachtruhe, darauf müssen wir Rücksicht nehmen“, sagt Kurt Uhlendahl, zuständiger Bereichsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben.

Demnächst kicken bis 21.30 Uhr?

Die Bereitschaft, den Vereinen durch Gespräche mit den Platzwarten und Veränderungen in deren Tarifvertrag entgegen zu kommen, sei da. „Eine Verlängerung der Arbeits- und Nutzungszeiten bis 21.30 Uhr wollen wir möglich machen“, sagt Uhlendahl. Ein Spielbetrieb bis 22 Uhr sei hingegen kaum möglich. Schließlich würde sich die Nutzung der Sportanlage mit anschließendem Duschen und Umziehen bis ungefähr 22.30 Uhr ziehen. „Da käme es zu Ruhestörungen durch Verabschiedungen und abfahrenden Verkehr“, prophezeit Uhlendahl. Bleiben also wohl gerade mal 30 Minuten mehr Zeit. „Das wäre ja schon ein Schritt in die richtige Richtung“, meint Jochen Sander.

Ein Schritt, der für die Sportbetriebe zu Mehrkosten führt, schließlich muss die Pauschale für die entstehende Mehrarbeit in den Abendstunden im Tarifvertrag angepasst werden. Wie sehr die zusätzlichen Zahlungen das Budget der chronisch klammen Sport- und Bäderbetriebe belasten könnten, muss noch berechnet werden. Für Jochen Sander vom Espo leisten die zusätzlichen Nutzungszeiten hingegen sogar einen Sparbeitrag: „Alle sprechen immer nur von neuen Anlagen. Wenn wir die Belegung der bestehenden jedoch intensivieren, spart das Geld und sogar etwaige Neubauten.“

Bei der nächsten Ausschuss-Sitzung am 16. Oktober soll das Thema verlängerte Nutzungszeiten nun erneut auf die Tagesordnung. Dort wurde schon beim vergangenen Mal durch ein Mitglied festgestellt: Eine halbe Stunde mehr Licht für die Fußballer bedeutet auch 30 Minuten mehr Zeit zum Getränke- und Würstchenverkauf für die Platzwarte. Das klingt doch fair.