Essen.. Für drei Millionen Euro wird Europas größte Tennishalle in Essen-Bergeborbeck renoviert. Die Kosten der Baumaßnahme sollen mit einer Solaranlage auf dem Dach refinanziert werden. Das könnte funktionieren – und bis zu 20 Jahre dauern.

Es war ein Zitterspiel, ein Tiebreak, den der Tennisverband Niederrhein (TVN) mit knapp zwei Tagen Vorsprung für sich entschied. Durch die Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung standen für den Verband Hunderttausende Euro auf dem Spiel. Bis zum 1. Juli musste die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Bergeborbecker Tennishalle laufen. Andernfalls hätte es rund 30 Prozent weniger Solarförderung gegeben.

Solaranlage produziert knapp 1000 Kilowatt Strom pro Jahr

Seit April waren 30 Facharbeiter im Dauereinsatz. Zunächst wurde das alte Dach abgetragen und entsorgt, neue Düsen und Ventilatoren zur Wärmeverteilung installiert und schließlich die Photovoltaikelemente montiert. Am 28. Juni konnte der Trafo des 10.000 Quadratmeter großen Solarfelds angeschaltet werden.

999,8 Kilowatt Strom werden nun jährlich produziert. Dank der fristgerechten Inbetriebnahme erhält der Tennisverband für die nächsten 20 Jahre den alten Satz von 21,98 Cent pro Produktionsstunde, statt der reduzierten Förderung von 16,01 Cent. „Damit werden wir unser Ziel, die Renovierungskosten durch die Stromeinspeisung der nächsten 20 Jahre zu decken, erreichen“, zeigt sich Kathrin Seegers, die Geschäftsführerin des TVN zufrieden. Knapp drei Millionen Euro werden bis zur Wiedereröffnung von Europas größter Tennishalle Ende September investiert werden, in 20 Jahren soll die Summe durch die Einspeisung ins Stromnetz refinanziert sein.

Verband Niederrhein kaufte die Halle

Neben den Solar-Panels, die rund 1,8 Millionen Euro kosteten, geht das Geld in weitere Energiespar-Maßnahmen. So werden die 16 Tennisplätze in Zukunft neu und energiesparend beleuchtet, außerdem erhält die Halle eine neue Wärmedämmung. „Wir haben uns auf die Höhe der Zeit begeben“, sagt der Vorsitzende des Essener Tennisbezirks Gerhard Nölle.

Dass in Bergeborbeck die größte Photovoltaik-Anlage der Stadt entstehen konnte, dabei spielen auch Nölle und der Bezirk eine große Rolle. In Zeiten stetig schwindender Mitgliederzahlen, sahen sich die Essener Mitte des letzten Jahres kaum noch in der Lage, die Halle zu halten, geschweige denn, das dringend sanierungsbedürftige Dach auszubauen. Nach 40 Jahren Bezirksbesitz übernahm zum 1. Juni 2011 deshalb der Verband Niederrhein und seine 108.000 Mitglieder die Halle und zwölf Außenplätze. Zusätzlich zog er mit seinen acht Mitarbeitern von Mönchengladbach nach Essen.

„Der Essener Sportbund und die Stadt waren sehr am Erhalt der Halle interessiert, deshalb war der Verkauf an den Verband die beste Lösung“, erklärt Nölle.„Tennis ist hier für Essen ein Ganzjahressport geworden.“ Doch neben den Vereinsspielern nutzen zu wenig Sportler die Möglichkeiten. „Hier hat jeder Bürger die Möglichkeit, ganzjährig Tennis zu spielen“, sagt Kathrin Seegers. Das müsse man den Leuten allerdings auch vermitteln. Die Auslastung liege momentan bei etwa 64 Prozent.