Essen. Nachdem der Bildhauer Serge Spitzer Anfang des Monats verstorben ist, hegt manch einer die leise Hoffnung, dass eine Standortänderung nun bessere Chancen auf Umsetzung hat. Doch bei den Vereinbarungen über den Standort der Spitzer-Spirale hat die Stadt sich seinerzeit wenig Spielraum offen gehalten.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, heißt es bei Schiller so schön. Nun ist Ewigkeit ein großes Wort, aber ziemlich fest hat sich die Stadt durchaus gebunden, was die Spitzer-Spirale und deren umstrittenen Standort am Rande des Kennedyplatzes angeht. Zu diesem Ergebnis kommt man in der Verwaltung nach Durchsicht des entsprechenden Vertragswerks. Der Bildhauer Serge Spitzer war Anfang des Monats verstorben, und manch einer in der Stadt hegt die leise Hoffnung, dass das ebenso häufig formulierte wie verworfene Vorhaben einer Standortänderung nun bessere Chancen auf Umsetzung hat. Doch das Gegenteil ist offenbar der Fall: Die Plastik anderswo aufzustellen, dürfte künftig eher schwieriger als einfacher werden.

„Aufstellung an der bezeichneten Stelle erfolgt unbefristet“

Spitzer hatte sich stets gegen die Versetzung seiner von Vandalismus und Verwahrlosung gezeichneten Plastik ausgesprochen und betont, die wuchtige Stahlspirale, Inbegriff der Arbeit, sei genau für diese Stelle gemacht: zwischen Häuserschluchten, nah an den vorbeieilenden Menschen. Das Werk etwa in den Kreisel auf dem Berliner Platz zu verpflanzen, würde bedeuten, es auf ein Podest zu stellen und ihm damit seinen Sinn nehmen. Der jetzige Aufstellungsort im südwestlichen Winkel des Kennedyplatzes, den mancher kopfschüttelnd als klassisches Abseits bezeichnet, ist auch im entscheidenden Vertrag exakt festgelegt – inklusive anhängter Skizze. Weiter heißt es in dem Papier vom August 1994, in dem die Schenkung durch die Essener Kulturstiftung an die Stadt vereinbart wurde: „Die Aufstellung der Skulptur an der bezeichneten Stelle erfolgt unbefristet.“

Spirale von Serge Spitzer

Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
 Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer.
Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer. Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool © NRZ
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer.
Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer. Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer.
Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer. Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die Stahlspirale des Künstlers Serge Spitzer am Essener Kennedyplatz, fotografiert am Mittwoch, 17.03.2010. Die Skulptur steht dort seit 1996 und soll auf Anfang und Ende der Stahlindustrie Bezug nehmen. Nun soll ihr Stellplatz verändert werden. Im Vordergrund eine der drei grünen Stelen vor dem Kennedy-Tower (ehem. Haus der Kirche). Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool //
Die Stahlspirale des Künstlers Serge Spitzer am Essener Kennedyplatz, fotografiert am Mittwoch, 17.03.2010. Die Skulptur steht dort seit 1996 und soll auf Anfang und Ende der Stahlindustrie Bezug nehmen. Nun soll ihr Stellplatz verändert werden. Im Vordergrund eine der drei grünen Stelen vor dem Kennedy-Tower (ehem. Haus der Kirche). Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool // © WAZ FotoPool
Serge Spitzer und die damalige Baudezernentin Irene Wiese von Ofen am Tag der Aufstellung der Stahlplastik am Kennedyplatz im März 1996.
Foto WAZ Archiv
Serge Spitzer und die damalige Baudezernentin Irene Wiese von Ofen am Tag der Aufstellung der Stahlplastik am Kennedyplatz im März 1996. Foto WAZ Archiv © frank vinken / WAZ
1/11

Verlagern darf die Stadt die Spirale nur, „wenn dies aus übergeordneten Gründen erforderlich scheint“ und mit Einverständnis des Künstlers, respektive – und das ist der entscheidende Punkt – des Urheberrechtsinhabers. Das Mitspracherecht ist also nicht an Spitzer als Person gebunden, sondern geht nun auf die Rechtsnachfolger über, und das, so heißt es bei der Stadt, ist nicht nur einer. Nähere Angaben macht man mit Verweis auf zu schützende Persönlichkeitsrechte nicht, dem Vernehmen nach soll es sich aber sowohl um Angehörige als auch um einen Fonds handeln.

„Die Stadt Essen geht davon aus, dass der nun erfolgende Umgang mit dem Urheberrecht und die damit zu erwartende Einbindung weiterer Personen in einen Entscheidungsprozess zu einer schwierigeren Ausgangslage führen werden, sollte sich die Frage einer Umsetzung stellen“, heißt es aus dem Bauordnungsamt. Letzteres aber sei derzeit nicht der Fall, weshalb man auch noch keinen Kontakt zu den Urheberrechtsnachfolgern aufgenommen habe.

Mitspracherecht üblich

Auf Seiten der Stadt unterschrieben den Vertrag seinerzeit der damalige Oberstadtdirektor Kurt Busch und Oliver Scheytt als Kulturdezernent. Scheytt, der während seiner Amtszeit selbst immer wieder in Bemühungen eingebunden war, die Plastik zu verlagern, verteidigt die Beschränkungen, denen die Stadt sich damals unterwarf. „Es ist üblich, dass Künstler sich bei Kunst im öffentlichen Raum ein Mitspracherecht über den Standort ausbedingen und es ist auch üblich, dass man das dann zusagt.“ Immerhin handele es sich hier um das Werk eines international bedeutenden Bildhauers.

Dass die Dauer-Zusage jemals etwaigen stadtplanerischen Veränderungen im Weg stehen könnte, diese Möglichkeit habe er ausgeschlossen. Die nahe Einfahrt in die Tiefgarage unter dem Kennedyplatz habe es unwahrscheinlich gemacht, dass dort größere Entwicklungen in Angriff genommen würden. Für den Moment freue er sich, dass die Plastik wieder hergerichtet wird. Und wenn man „einen guten Alternativstandort findet, muss man eben noch mal mit den Erben reden“.