Essen. Das Ergebnis des NRZ-Bürgerbarometers zum Thema „Pflege der Grünflächen“ zeigt: Vor allem jüngere Essener im Süden der Stadt sind eher zufrieden.

Gegen blinde Zerstörungswut ist kein Kraut gewachsen: Unbekannte haben am vergangenen Wochenende einen Altkleider-Container in den Stadtgarten-Teich geworfen. „Das ist manchmal nicht mehr zu begreifen“, sagt Bernd Schmidt-Knop, Betriebsleiter bei Grün und Gruga.

Keine Frage, der Container wird so schnell wie möglich wieder aus dem Wasser gefischt. Denn Schmidt-Knop weiß: Nichts sorgt so sehr für Ärger wie ein verwüsteter Park oder eine vermüllte Wiese. Immerhin: Beim NRZ-Bürgerbarometer 2012 reicht es für die Stadt bei der „Pflege der Grünflächen“ gerade noch zu einer Zwei vor dem Komma. Der Wert fällt mit 2,95 etwas schlechter aus als vor zwei Jahren, als die Essener die „Sauberkeit“ mit 2,82 benoteten.

Ein Drittel der 520 Befragten zeigt sich „sehr“ bis „eher zufrieden“ mit der Pflege, der unzufriedene Teil liegt allerdings auch kaum niedriger. Während der Süden der Stadt die Arbeit der städtischen Grünpfleger besser benotet als der Norden, gibt es zwischen Männer und Frauen keine Unterschiede. Dafür beim Alter: Jüngere zeigen sich in der Regel zufriedener als ältere Bürger. Grün und Gruga mag es trösten: In anderen Städten gibt es für die Grünpflege kaum bessere Noten, nur Moers kommt auf einen 2,2.

Stadt will weiter kürzen

Essen kann bei der Grünpflege durchaus mithalten. Wer die Rahmenbedingungen kennt, unter denen Grün und Gruga das Dickicht durchkämmt, würde vielleicht einen Bonuspunkt geben: Während für die Grünpflege Mitte der ‘90er Jahre über 800 Frauen und Männer an der Harke standen, vor acht Jahren noch 640, zählen die städtischen Betriebe heute gerade mal 487 Köpfe.

Mit weiter fallender Tendenz: Über 50 Stellen oder ihr finanzieller Gegenwert müssen aus dem rund 40 Millionen Euro umfassenden Haushalt herausgeholt werden. Die Stadt will den Verlustausgleich von derzeit 21 Millionen Euro weiter kürzen. Dabei lässt sich Essen die Grünpflege gerade einmal 1,1 Prozent des Etats kosten. Es ist die effektivste Grünpflege im Land, hat selbst die NRW-Gemeindeprüfungsanstalt festgestellt.

Grün und Gruga packt an

Dabei bearbeitet Grün und Gruga mit seiner kleinen Truppe und einer Handvoll an Fremdfirmen von Karnap bis Kettwig mit rund 2.777 grüne Hektar, gut 14 Prozent des Stadtgebietes: Waldflächen (1750 ha), Grünanlagen, Parks (603 ha), Friedhofsflächen (246 ha), Spielplätze (117 ha) und den Grugapark (60 ha). Dazu kommt noch das Grün an Straßen, Schulen, Kitas oder Jugendhäusern.

Weniger Leute, weniger Geld, aber mehr Fläche: 90 Hektar sind im Laufe der Jahre dazugekommen. Zum Beispiel durch den starken Ausbau des Radwege-Netzes, die neuen Parks an der Thyssen-Krupp-Zentrale und im Uni-Viertel oder durch die „Wege zum Wasser“. Dies alles will gestemmt sein, klagen will Betriebsleiter Bernd Schmidt-Knop nicht: „Wir schaffen das.“ Natürlich ist alles auf Kante genäht, dennoch verweist er mit einigem Stolz aufs neue Leitbild: Jeder Essener soll spätestens nach 500 Metern eine Grünfläche erreichen, lautet das ehrgeizige Ziel, das bereits für über die Hälfte der Essener gilt.

Sonntags den Park reinigen

Bei Grün und Gruga versuchen sie sich an der Quadratur des Kreises: Weniger Geld, weniger Mitarbeiter, aber mehr Flächen. Deren Bedeutung weiter zunehmen wird, davon ist Betriebsleiter Bernd Schmidt-Knop überzeugt. Derzeit versuchen die städtischen Betriebe, diesen Spagat durch neue Pflege-Standards zu bewältigen: „Repräsentatives Grün“ wie der Krupp-Park, der Park im Uni-Viertel, im Stadtgarten oder am Schloß Borbeck, wird zehnmal im Sommer gemäht, intensiv gepflegt. In den „allgemeinen Grünanlagen“, wie beispielsweise am Jahnplatz oder im Gervinuspark, sind die Grünpfleger deutlich seltener anzutreffen, und in „naturnahen Anlagen“ müssen zwei oder drei Schnitte reichen, wobei die Wege und deren Ränder häufiger bearbeitet werden.

Von guten Erfahrung sollen alle Anlagen profitieren: So hat sich die Umstellung der Putz-Intervalle in den Parks im Sommer ausgezahlt. „Wir haben auch sonntags gereinigt, das hat die Situation deutlich verbessert“, sagt Schmidt-Knop. Im kommenden Jahr sollen weitere Parks in das Programm aufgenommen werden, im Winter will Grün und Gruga die Pläne erarbeiten und mit den Bezirksvertretungen diskutieren.

Das Thema Grün liegt den Essenern am Herzen, das bekommt Grün und Gruga auch regelmäßig bei der Baumpflege zu spüren. Egal, wo gefällt wird, wollen es die Bürger genau wissen: „Wir nehmen pro Jahr gerade einmal 0,8 Prozent aller Straßenbäume aus dem Bestand, und wirklich nur dort, wo es nicht anders geht.“ Weder bei den den Pappeln noch bei den Platanen mache es sich die Stadt leicht, sagt Bernd Schmidt-Knop: „Wir prüfen wirklich jeden Baum, bevor wir ihn fällen.“ Dies sei sehr Personalintensiv, sehr aufwändig, immerhin hat der Kämmerer zugesagt, die Kosten zu übernehmen. Ob sich damit die noch gute Note im Bürgerbarometer halten wird?