Essen. . Im WDR-Fernsehen gibt es ab Samstag eine Doku-Serie, die zwei Essener Polizisten bei ihrer Arbeit begleitet. Raub, Vergewaltigung, Mord, Selbstmord – die beiden Kriminalkommissare könnten mit ihren Erlebnissen wahrscheinlich Bücher füllen.

Rolf Kullmann und Nicole Brandenburg befassen sich meist mit den Schattenseiten des Lebens. Mit Raub, Vergewaltigung, Mord, Selbstmord – die beiden Essener Kriminalkommissare könnten mit ihren Erlebnissen wahrscheinlich Bücher füllen. Ihre Arbeit verrichten sie meist unbemerkt von der Öffentlichkeit - bis heute Abend. An diesem Samstag nämlich startet die fünfteilige WDR-Doku-Serie „Die Ermittler“ (WDR, 18.20 bis 18.50 Uhr).

Zehn Nächte lang hat ein dreiköpfiges Filmteam den beiden Polizisten bei ihren Einsätzen über die Schulter geschaut, war bei Festnahmen und Vernehmungen dabei, hat Tatorte abgelichtet und menschliche Tragödien. Ohne Schnickschnack lassen sie die Bilder für sich sprechen, wollen einen möglichst lebensnahen Einblick in die kriminalistische Arbeit ermöglichen.

Die beginnt für das Ermittler-Team aus Essen immer dann, wenn der brave Bürger nach getaner Arbeit vor dem Fernseher sitzt oder längst im Bett liegt. „Wir machen nur Spät- oder Nachtdienst, werden in der Regel angefordert, wenn die Schutzpolizei vor Ort meint, dass eine größere Untersuchung nötig ist“, sagt Rolf Kullmann.

Mit einer Spezial-Kamera

Der 55-Jährige wirkt so, wie man sich den Prototyp eines Kriminalkommissars vorstellt: Ruhig und konzentriert wählt er seine Worte mit Bedacht, betrachtet sein Gegenüber mit großer Aufmerksamkeit. Seinem Blick scheint nichts zu entgehen.

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38 Jahre ist er schon im Dienst; dass sein vielfältiger Arbeitsalltag jetzt im Fernsehen gezeigt wird, macht ihn auch ein bisschen stolz. Die Dreharbeiten seien sehr unkompliziert gewesen, das Filmteam hätte sich schnell integriert. Gedreht wurde mit einer kleinen unauffälligen Spezialkamera, „bereits nach wenigen Stunden haben wir eigentlich gar nicht mehr wahrgenommen, dass wir gefilmt werden“, sagt die 33-jährige Nicole Brandenburg.

Sie ist das passende Pendant zu ihrem Kollegen: Jung, weiblich, temperamentvoll. Sie steht zwar am Beginn ihrer Karriere, besitzt aber die Portion Einfühlungsvermögen die nötig ist, um gute Arbeit zu leisten. Genau diese Mischung braucht ein erfolgreiches Team, erzählt sie. Wenn es darum geht, Frauen zu durchsuchen, zu vernehmen oder bei Verdacht auf Sexualstraftaten zu befragen, sei es mehr als nützlich, wenn eine Kriminalbeamtin dabei sei.

Schreibarbeit, die sonst keiner sieht

Über die abgelichteten Fälle möchten die beiden nicht so viel verraten, „die Leute sollen sich schließlich die Sendung anschauen“. So viel sei verraten: In einer Folge werden die Ermittler in eine Wohnung gerufen, in der sich ein Mann erhängt hat. Die Polizisten treffen dort auf die Angehörigen.

Erstaunt waren sie über die Reaktion der Beteiligten auf die Dreharbeiten: Beschuldigte, Verdächtige, Angehörige und Zeugen hätten überwiegend keine Einwände gehabt. „Das Dreh-Team hat alle rechtlichen Fragen geklärt, damit mussten wir uns gar nicht befassen“, sagt Kullmann. Nur einmal, so der Kriminalkommissar, sei die Professionalität des Dreh-Teams erschüttert worden, „als wir Angehörigen eine Todesnachricht überbringen mussten“. Auch das, so Kullmann, gehöre zu ihren Aufgaben.

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Ebenso wie die Routine nach der kriminalistischen Arbeit vor Ort: „Was wenige wissen: Wenn wir nach einem Einsatz ins Präsidium zurückkehren, wartet jede Menge Schreibarbeit auf uns“, sagt Nicole Brandenburg. Für die Strafverfolgung muss alles bis ins Detail protokolliert werden, „das sieht man in den fiktiven Kriminalserien nie“. Auch nicht die vielen skurrilen Gestalten, die sich aus Langeweile nachts in der Wache einfinden. „Manchen fällt nach den Tagesthemen ein, doch mal eine Anzeige aufzugeben. Die landen dann auch bei uns“, sagt Rolf Kullmann.

Inzwischen gehen Nicole Brandenburg und Rolf Kullmann wieder getrennte Wege, bilden mit anderen Kollegen ein Team. Den ersten Sendetermin erwarten sie mit großer Spannung und in der Überzeugung, dass ein realistisches und seriöses Bild ihrer Arbeit „auf der Schattenseite des Lebens“ gezeigt wird.