Oberhausen. . Eine Horrorvorstellung: regelmäßig bei der Arbeit gefilmt zu werden. Marc Böttcher, Christian Clemens, Anja Kurz und Nicole Koppenborg ließen es zu. Rund ein halbes Jahr lang begleiteten Reporter des WDR Fernsehens die Oberhausener Kriminalbeamten bei ihrer Arbeit. So entstand die fünfteilige hier und heute-Doku-Serie von Jörg Laaks und Tanja Reinhard „Die Ermittler“, deren erster Teil am Samstag, 22. September, in der Zeit von 18.20 bis 18.50 Uhr gesendet wird.

Dann werden sich auch die Kriminalbeamten zum ersten Mal auf der Mattscheibe sehen. Gespannt sind alle Vier. Spannend dürfte es auf jeden Fall auch für alle übrigen Zuschauer werden, denn mit Marc Böttcher und Christian Clemens wurden zwei Ermittler des Drogendezernates KK 12 gefilmt. Während Anja Kurz und Nicole Koppenborg im KK 11 arbeiten, das für Todesermittlungen, Sexualstraftaten und häusliche Gewalt zuständig ist.

Aber wie war das eigentlich für die Ermittler, als sie erfuhren, der WDR kommt. „Es war ein unangenehmes Gefühl, weil ich nicht wusste, was mich erwartet und wie die Bürger reagieren“, sagt Nicole Koppenborg ehrlich. Die Situationen, in denen sie auftauchten, seien für die Bürger eh schon nicht angenehm, „und wenn das Ganze noch gefilmt wird“, überlegte sich Koppenborg damals. Kollegin Anja Kurz stellte dann jedoch fest: „Unsere Klientel ist die, die die Polizeiserie ,Toto und Harry’ gucken.“ Und so waren die meisten Menschen schnell einverstanden, sich filmen zu lassen.

Viele Zugriffe

Bei den Drogenfahndern war alles ganz anders. „Wir hatten viele Zugriffe, bei denen unser Gegenüber gar nicht mitbekommen hat, dass es gefilmt wurde“, sagt Christian Clemens über Festnahmen von Verdächtigen. Die mutmaßlichen Täter hätten bei ihrer Festnahme eben am Boden gelegen. „Wir hatten es leichter als die Mädel“, stellt Clemens Böttcher leger fest. Die Fernsehleute mussten sich dem Tempo der Fahnder anpassen, da brauchte nicht erklärt zu werden, warum da jetzt jemand mit einer Kamera dabei ist. Und die Fahnder legten ein rasantes Tempo vor. Clemens erklärt: „Gerade zu der Zeit gingen bei uns viele Fälle in die operative Phase.“ So äußerte das Filmteam schon bald einen Wunsch, der zum Running-Gag wurde: „Wir wollen bei euch auch einmal einen ruhigen Bürotag erleben.“

Aber damit war es Essig. Statt dessen landete man nachts auf Cannabis-Plantagen oder verfolgte einen Heroin-Schmuggler, der von Düsseldorf nach Venlo mit dem Zug unterwegs war. Für den Rückweg stieg der Mann aufs Fahrrad um. Im Zug waren ihm zu viele Rauschgiftkontrollen. Von den Fahndern, die ihm schon seit Monaten im Nacken saßen, wusste der Schmuggler ja nichts.

Todesermittlung

Eignete sich der penetrante Geruch der Cannabis-Pflanzen schon nicht für empfindliche Nasen, war die „Geruchskulisse“ eines schon länger tot in seiner Wohnung liegenden Mannes gar „nicht mehr angenehm für die Fernsehleute“, sagt Koppenborg. Der Mann, der eines natürlichen Todes gestorben war, eine Razzia in einem Bordell, die Suche nach K.o.-Tropfen in der Wohnung eines Verdächtigen oder die Ermittlungen in einem Fall von Kindesmissbrauch – auch bei Kurz und Koppenborg erlebten die Fernsehleute die ganz normale Polizeiarbeit, die doch stets auch an der Grenze zum ganz normalen Wahnsinn verläuft.

Übrigens wurden nicht nur zwei Oberhausener Teams gefilmt. Aus Essen sind Rolf Kullmann und Nicole Brandenburg dabei. Beide arbeiten nachts auf der Kriminalwache. Dort müssen sie sich mit so kuriosen Gestalten herumschlagen wie dem 30-Jährigen, der einer Frau, in die er verliebt ist, 20 000 Euro geliehen hat und plötzlich das Geld zurück haben will.

Viele schräge und spannende Geschichten also. Kein Wunder, dass so aus den geplanten drei Folgen von „Die Ermittler“ fünf wurden. „Wahrscheinlich gab es einfach so viel gutes Bildmaterial“, überlegt Oberhausens Polizeisprecher Johannes Paus.