Essen. . Erdgas-Autos sind im Unterhalt günstig. Dennoch setzt sich der alternative Kraftstoff nur schwer durch. „Irgendwie haben die Autofahrer eine irrationale Angst vor Erdgas“, so Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automobil Research an der Uni Duisburg-Essen.
Ich hätte nie gedacht, dass mir Tanken mal Spaß macht. Während der Herr neben mir zwei 50-Euro-Scheine für die Füllung seines SUV hinblättert, zücke ich lässig den Zwanziger und bekomme noch drei Euro zurück. 17 Euro für eine Volltankung - das ist in Zeiten, wo der Liter Super die 1,70-Euro-Marke gesprengt hat, eine echte Freude. Möglich macht das mein erdgasbetriebenes Auto, mit dem ich seit sechs Monaten durch die Stadt und durchs Revier kurve.
1000 Erdgasautos sind derzeit in Essen angemeldet, „leider gibt es keine nennenswerte Steigerung“, sagt Günter Brisse. Der Fachmann der Stadtwerke, selbst ein ausgewiesener Erdgasauto-Fan und -Fahrer, kann eigentlich nicht nachvollziehen, warum dieses „nachweislich umweltfreundliche und im Unterhalt im Vergleich zu Benzinern und Dieselfahrzeugen günstige Fahrzeug“ auch 18 Jahre nach der Einführung so wenig Anhänger findet.
Autopapst: Menschen haben irrationale Angst vor Erdgas
Nun sind Erdgasautos in der Neuanschaffung nicht gerade billig und der Gebrauchtwagenmarkt gibt nicht viel her. In Deutschland gibt es derzeit über 400 unterschiedliche Automodelle, gerade mal 20 Typen werden vom Werk aus mit dem kostengünstigen Antrieb gefertigt.
Ein neuer Wagen, der schon jetzt den Umweltpreis gewonnen hat, kommt dieses Jahr auf den Markt: Der VW Up, ein „optimales Stadtauto“, soll laut Hersteller nur drei bis vier Kilo Erdgas pro 100 Kilometer verbrauchen. Vergleicht man das mit einem herkömmlichen Auto, das durchschnittlich sieben Liter schluckt, beträgt die Ersparnis knapp acht Euro.
„Trotzdem kaufen die Menschen lieber PS-starke benzinbetriebene Autos“, wundert sich Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automobil Research an der Uni Duisburg-Essen. Vielleicht, so der Experte, liege das auch daran, dass die Deutschen, losgelöst von steigenden Spritkosten, eine emotionale Beziehung zu ihrem Fahrzeug haben.
Die habe ich auch - und freue mich, dass ich dank meines Erdgasautos nicht nur die Ökobilanz sondern auch meine persönliche Haushaltsbilanz aufbessere. Bei den durchschnittlich 25 000 Kilometern, die ich im Jahr fahre, spare ich 1000 Euro an Spritkosten. Und die Schadstoffreduktion liegt gegenüber Benzinern oder Dieselfahrzeugen bei 80 Prozent.
Zahlen, die jeder potenzielle Autokäufer zwar schnell einsehen kann, die trotzdem nicht beeindrucken. „Irgendwie haben die Autofahrer eine irrationale Angst vor Erdgas“, weiß Dudenhöffer. So glauben viele, der gasförmige Stoff würde leichter explodieren, „dabei hat der ADAC bereits festgestellt, dass der Erdgastank eine der sichersten Komponenten im Auto ist“, sagt Stadtwerke-Mitarbeiter Brisse.
Ratinonal gibt es also keine Argumente, die gegen die Anschaffung eines Erdgasautos sprechen. Selbst die geringere Dichte an Tankstellen - in Essen sind es derzeit vier, die den fossilen Bodenschatz anbieten - ist kein Problem. Denn alle vier liegen an strategisch günstigen Punkten und haben rund um die Uhr geöffnet. Ein wenig aufwändig wird es erst, wenn man mit seinem Erdgasauto die Heimatstadt verlassen will. Das geht nur nach guter Vorbereitung. Sprich: man muss sich die zu fahrende Strecke ansehen und die Tankmöglichkeiten aus dem Internet runterladen.
Denn - und das sollte man berücksichtigen - der Tank eines Erdgasautos fasst in der Regel zwischen 15 und 20 Kilogramm. Somit ist die Reichweite etwas eingeschränkt - im Falle meines Autos, das in der Stadt sieben, auf der Autobahn fünfeinhalb Kilo verbraucht, muss ich mich auf längeren Fahrten nach spätestens 280 gefahrenen Kilometern nach einer Tankmöglichkeit umschauen. Dass sich der Aufwand lohnt, weiß ich spätestens in der immer wieder gleichen Situation an der Kasse - wenn ich meinen 20-Euro-Schein zücke.