Essen. . Bei Umfragen zum “Glücksatlas 2012“ wählten die Essener ihre eigene Stadt auf den letzten Platz. Die WAZ hat sich umgehört und fand mühelos viele Lokalpatrioten, die nicht aus Essen wegziehen wollen. Positiv bewertet werden vor allem das kulturelle Angebot, die Naherholungsmöglichkeiten und die gute Nachbarschaft.

Platz 13 von 13 - Essen landete beim jüngst veröffentlichtem Städteranking der Deutschen Post unter allen untersuchten Großstädten auf dem letzten Platz. Das ernüchternde Ergebnis, das die Wirtschaftswissenschaftler Prof. Bernd Raffelhüschen (Uni Freiburg) und der Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner (Emnid) im für den „Glücksatlas 2012“ der Post ermittelten, ist für Lokalpatrioten natürlich eine bittere Pille.

Ist der „Glücksatlas“ überhaupt seriös? „Es ist die umfassendste Untersuchung zur Lebenszufriedenheit in Deutschland, eine repräsentative Studie“, meint Dieter Pietruck, Sprecher der Deutschen Post. Schwerpunkt der Untersuchung bildet die Frage nach der Zufriedenheit der Großstadtbewohner mit ihrer Stadt. Essener gaben nur 69 von 100 möglichen Punkten. Zum Vergleich: Tabellenführer Hamburg erreicht 84, Düsseldorf 81 und Dresden 80 Punkte.

Schlechte Bewertung für Familienangebote

Schlecht bewertet werden in Essen vor allem die kritische Finanzverfassung der Stadt, die Angebote für Kinder und Familien sowie die Qualität der öffentlichen Verwaltung. Positiv beurteilen die Bürger dagegen die gute Nachbarschaft, die Naherholungsmöglichkeiten, das kulturelle Angebot sowie die Luft- und Wasserqualität. Im guten Mittelfeld liegen Faktoren wie wirtschaftliche Attraktivität, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Verkehrsinfrastruktur.

Die WAZ hörte sich gestern um und wollte es von den Bürgern wissen: „Sind sie glücklich in ihrer Stadt oder können Sie das schlechte Ergebnis des Rankings nachvollziehen?“ Das Ergebnis, natürlich nicht repräsentativ, lässt immerhin hoffen: Die Befragten sind weitgehend zufrieden mit ihrer Stadt. Ganz egal, ob gebürtiger Essener oder Hinzugezogener und ganz gleich ob Jung oder Alt, männlich oder weiblich. Klar, irgendetwas könnte immer besser sein, doch auch in anderen Städten sei mit Sicherheit nicht alles perfekt, so die einhellige Meinung. „Wegziehen aus Essen käme für mich nie in Frage“, sagt dabei nicht nur die 83-jährige Gertrud Merthin, die seit 80 Jahren in Essen beheimatet ist, sondern auch die 28-Jährige Myriam Buttler, die hier geboren wurde.

Immer wieder ist die Rede von Essener Wahrzeichen wie der Zeche Zollverein, dem Baldeneysee oder dem Aalto-Theater. „Die Stadt hat kulturell absolut viel zu bieten und ist dabei mit seinen Wäldern, dem Baldeneysee und der Gruga noch sehr grün. Wo findet man so etwas schon?“, lobt Marlies Becker, die vor 77 Jahren auf der Margarethenhöhe geboren wurde und immer in Essen gewohnt hat. Und, da ist sie sich sicher: „Das bleibt auch so.“