Essen. . Bei den möglichen Neugründungen setzt die Stadt auf die freiwillige Bereitschaft von Haupt- und Realschulen. SPD-Politiker erwarten „deutlich mehr Tatkraft“ vom Schuldezernenten
Schulpolitiker der SPD fordern von Bildungsdezernent Peter Renzel (CDU) „deutlich mehr Tatkraft“ bei der Einführung der neuen Sekundarschulen. „Uns läuft die Zeit davon“, kritisieren Manfred Reimer, der schulpolitische Sprecher der Sozialdemokraten, und Janine Laupenmühlen, ebenfalls Sozialdemokratin und Vorsitzende des Ratsausschusses für Schulen. Renzel agiere bei der Realisierung der neuen Schulform „außerordentlich defensiv, obwohl er sonst in anderen Bereichen so viel Tatkraft an den Tag legt“, erklärt Reimer. „Abwarten hat nichts mit aktiver Schulentwicklungsplanung zu tun“, sagt Janine Laupenmühlen.
Darum geht es: Seit November 2011 können in NRW Sekundarschulen eingerichtet werden. In der Regel handelt es sich um einen Verbund aus Haupt- und Realschule. Sekundarschulen funktionieren ähnlich wie Gesamtschulen, haben aber keine eigene Oberstufe.
Garantiert kleine Klassen
Die Vorteile der Sekundarschule: Es gibt eine verbindliche Kooperation mit einem Gymnasium oder einer Gesamtschule, was die Sekundarstufe II betrifft. Es gibt garantiert kleine Klassen mit maximal 25 Schülern, und es ist politisch in Düsseldorf verbrieft worden, dass die kommenden zwölf Jahre nicht weiter an der Sekundarschule herumexperimentiert wird. Man spricht deshalb vom „Schulfrieden“.
Schuldezernent Peter Renzel und das städtische Bildungsbüro haben vor den Sommerferien damit begonnen, in Bezirks-Konferenzen die Schulleiter der weiterführenden Schulen und Grundschulen an einen Tisch zu bringen. In den Gesprächen wird ermittelt, welche Schulen bereit wären, sich zu einer Sekundarschule zusammenzuschließen.
Noch haben nicht alle Konferenzen getagt. Dem Vernehmen nach gibt es bisher zwei Kandidaten, die ernsthaftes Interesse signalisiert haben, zu einer neuen Sekundarschule zusammenzugehen. Ob es mehr werden, scheint fraglich.
Das Gesetz schreibt außerdem vor, dass vor der Errichtung einer Sekundarschule das Interesse der Eltern ermittelt werden muss. Den Plan, eine flächendeckende Befragung von Eltern von Grundschulkindern durchzuführen, hatte Renzel im Frühjahr verschoben – zugunsten der Konferenzen in den neun Stadtbezirken. Dieses Vorgehen ruft bei Reimer und Laupenmühlen Kopfschütteln hervor: „Man benötigt eine hinreichende Zahl an Schülern, und man benötigt das Interesse der Eltern“, sagt Reimer. „Mehr nicht.“ Ein vollkommen offenes Verfahren, wie die Stadt es praktiziere, „ist genau das, was wir nicht wollten.“
Renzel verteidigt sein Vorgehen mit dem Hinweis, dass man eine neue Schulform nur schlecht verordnen könne. „Aus den Schulen von innen heraus“ müsse die Bereitschaft kommen, sich auf das Neue einzulassen, betont Renzel stets.
Die SPD war bereits im Frühjahr vorgeprescht und hatte vorgeschlagen, die Richard-Schirrmann-Realschule in Stoppenberg, die seit diesem Schuljahr als eigenständige Schule nicht mehr existiert, sondern als Abzweig-Gebäude der Dinnedahl-Realschule (Kray) ein neues Leben begonnen hat, in eine Sekundarschule umzuwandeln. Doch der Vorstoß der Sozialdemokraten scheiterte am Viererbündnis aus CDU, Grünen, FDP und EBB. Die CDU warnte hingegen vor „Schnellschüssen“: Neue Schulen müssten „gemeinsam mit den Lehrern und Eltern“ entwickelt werden.
Trotz dieses eher entschleunigten Verfahrens will die Stadt nach wie vor in einem Jahr mit der ersten öffentlichen Sekundarschule an den Start gehen. Welche das sein wird, ist offen. Ein Kandidat für eine Sekundarschule war zwischenzeitlich die Gesamtschule Süd, die ausläuft – doch am Gebäude hat die Evangelische Kirche größtes Interesse für ihre Zukunftsschule.