Essen. .
Essens Schulverwaltung setzt auf „Entwicklungskonferenzen“ in allen neun Stadtbezirken – mit offenem Ausgang.
Der Weg zur ersten Sekundarschule in Essen gestaltet sich schwieriger als erwartet. Ob es die Schulverwaltung bis zum Spätherbst schaffen wird, einen Standort zu benennen, um ihn an den Grundschulen zu bewerben, gilt derzeit als völlig offen. In einer Vorlage für den Schulausschuss am 13. Juni hat Schuldezernent Peter Renzel jetzt die weitere Planung beschrieben. Die Stadt will vor dem Hintergrund schmelzender Schülerzahlen, eines veränderten Schulwahlverhaltens mit dem absehbaren Aus für die Hauptschule und eines stark wachsenden Migrantenanteils in der Schülerschaft reagieren und dabei die neu geschaffene Schulform einbeziehen. Vorausgesetzt, es lässt sich ein Kollegium finden, das sich auf den Weg machen will und ein pädagogisches Konzept erarbeitet: Die Sekundarschule soll mehr sein als nur eine Fusion von Haupt- und Realschule.
Viele offene Fragen
Nach den ersten sechs Gesprächen mit Realschulen zieht die Schulverwaltung das ernüchternde Fazit, „dass es unterschiedliche Einschätzungen gibt“. Einige Schulen können sich „eine neue Form der Kooperation“ vorstellen – die auch in einer „neuen Schulform“ münden könnte. Allerdings zeigte sich bei einem Rektoren-Treffen mit der Schulaufsicht, dass „teilweise noch viele offene Fragen nicht abschließend beantwortet werden konnten“.
Dass die Realschulen, die sich starker Nachfrage erfreuen, beim Thema Sekundarschule in der Regel abwinken, verwundert nicht: Warum etwas ändern an der augenscheinlich erfolgreichen Arbeit? Eines der Hauptargumente der Schulen war dabei, dass bislang ein großer Anteil von Schülern die Klasse 10 mit einem Qualifikationsvermerk für die gymnasiale Oberstufe verlässt. Auch sonst sei doch wohl eher das veränderte Anmelde- und Aufnahmeverhalten an den Gymnasien für den leichten Rückgang bei den Realschulen verantwortlich. Da es keine verpflichtende Grundschulempfehlung mehr gebe, würden die Gymnasien ihre Kriterien etwas großzügiger auslegen. Dass sich auch die Realschulen dieser Praxis bedienen, geben Schulleiter indes unumwunden zu. Viele dieser Schüler würden sich in der Erprobungsstufe positiv entwickeln, wird hier wie dort argumentiert.
Um den „Entwicklungsprozess“ nun konkret in Gang zu setzen, plant die Schulverwaltung „ergebnisoffene Entwicklungskonferenzen“ in allen neun Stadtbezirken mit allen Schulen, auch mit den Grundschulen: „Die Errichtung von Sekundarschulen wird dabei eine mögliche Option darstellen“.
Transparent gestalten
Den Weg dahin will die Schulverwaltung nach wie vor transparent gestalten: Umfangreiche Infos für Kollegien über die Sekundarschule, ein konkreter Plan für den Fall, dass sich tatsächlich ein Bezirk und eine (oder zwei) Schule(n) für eine Sekundarschule entscheiden sollte, eine zielgerichtete Bewerbung bei den Eltern und deren Befragung, um den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln. Erst im dritten Quartal soll die Politik ins Boot geholt werden, Schulausschuss und Stadtrat müssten eine Sekundarschule absegnen.
Ob dies alles so zeitig erfolgen kann, dass eine Sekundarschule bei den Anmeldeterminen im Januar mit auf der Liste steht, dazu will sich die Schulverwaltung nicht äußern. Und ob nun die auslaufenden Schulen, die Richard-Schirrmann-Schule in Stoppenberg und die Gesamtschule Süd in Stadtwald Sekundarschul-Standorte werden, ist ebenfalls offen. Falls in allen neun Konferenzen am Ende steht, dass es keinen Bedarf für eine neue Schulform in Essen gibt, wird die Sekundarschule wohl das Alleinstellungsmerkmal des bischöflichen Schulzentrums in Stoppenberg bleiben.