München. Die Explosion im Zentrum der bayrischen Landeshaupt hat Millionenschäden verursacht. Ob die Versicherungen der Betroffenen dafür aufkommen, ist noch nicht sicher - denn für Zerstörungen, die auf Kriegsereignisse zurückgehen, wird normalerweise nicht gezahlt. Nun streiten die Rechtsexperten.

Die schweren Sachschäden in der Münchner Innenstadt nach der Sprengung einer Fliegerbombe sind eventuell nicht von den Versicherungen betroffener Anwohner gedeckt. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft verwies am Mittwoch in Berlin auf eine Kriegsausschlussklausel in seinen unverbindlichen Musterbedingungen, nach der letztlich auf Kriegsereignisse zurückgehende Schäden nicht versichert sind. "Für die Sachschäden in München greift die Kriegsausschlussklausel unserer Musterbedingungen", sagte eine GDV-Sprecherin.

Unklare Rechtslage

Dagegen stellte der in München ansässige Versicherer Versicherungskammer Bayern (VKB) seinen betroffenen Kunden eine Regulierung der durch die Bombe verursachten Sachschäden in Aussicht. "Explosionsschäden sind grundsätzlich durch die Gebäudeversicherung abgedeckt", sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Unter die Kriegsausschlussklausel falle die Explosion der Bombe nicht, da ihre Detonation nicht auf Kriegsereignisse zurückgehe. "Die Bombe ist ja erst entdeckt und dann gezielt gesprengt worden", sagte die Sprecherin.

Unterdessen prüft auch die Rechtsabteilung der Stadt München, wer für die Schäden bei der Sprengung aufzukommen hat. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) nannte dies eine "schwierige Rechtsfrage, die wahrscheinlich noch gutachterlich zu klären sein wird". Zugleich betonte er aber: "Selbstverständlich bekommen die Betroffenen Schadenersatz."

Schäden in Millionenhöhe

Die Sprengung der hochexplosiven Weltkriegsbombe im Münchner Stadtteil Schwabing hatte massive Gebäudeschäden angerichtet. Menschen seien nicht verletzt worden, erklärte der Branddirektor der Münchner Feuerwehr, Jörg Fiebach, am Mittwoch. Eine Haushälfte sei fast komplett ausgebrannt, an vielen Fassaden gingen Fensterscheiben zu Bruch. Die Schadenshöhe ist noch unklar, dürfte dem Vernehmen nach aber im Millionenbereich liegen.

Nach einer Mitteilung der Stadtverwaltung sind mehrere Häuser unbewohnbar, zwei galten zunächst als einsturzgefährdet. Mindestens 17 Gebäude wurden beschädigt. Rund 100 Anwohner durften am Mittwoch noch nicht in ihre Wohnungen zurück. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sicherte unbürokratische Hilfen zu. Nach einer Begehung des Viertels sagte er, es sehe aus "wie nach einer Straßenschlacht".

Schäden in Kauf genommen

Nach gescheiterten Entschärfungsversuchen war der 250 Kilogramm schwere Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg am Dienstagabend um 21.55 Uhr kontrolliert gesprengt worden. Dabei stieg eine riesige Feuersäule auf. Nach Angaben der Stadt fingen mehrere Dächer Feuer, vereinzelt brannte es in den Häusern. Gebäudeteile stürzten auf die Straße, brennendes Dämmmaterial verteilte sich weiträumig.

Fiebach sagte, die Feuerwehr sei mit 200 Einsatzkräften ausgerückt und habe die Lage rasch unter Kontrolle gehabt. Die Detonation sei "glimpflich" verlaufen, die Schutzmaßnahmen hätten gut gegriffen. Um die Druckwelle abzufangen, war ein Wall aus Sandsäcken und Stroh um die Bombe errichtet worden.

Der zuständige Kampfmittelräumdienst verteidigte die Entscheidung, die Bombe noch am späten Abend kontrolliert zu sprengen. Dieser Blindgänger mit "hohem Gefahrenpotenzial" hätte jederzeit detonieren können, sagte Andreas Heil von der Firma Tauber. Man habe Schäden in Kauf genommen, um Menschenleben zu schützen. Die Bombe abzutransportieren, "wäre Selbstmord gleich gekommen".

Messerscharfe Bombensplitter flogen Hunderte Meter weit

Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer sagte, "messerscharfe Bombensplitter" seien noch in einer Entfernung von 300 Metern gefunden worden. Die Räumung der Umgebung in einem Sicherheitsradius von 1.000 Metern habe sich als richtig erwiesen.

Die meisten Anwohner konnten bereits in der Nacht auf Mittwoch in ihre Häuser zurückkehren. Die engere Sperrzone um den Sprengort durfte allerdings nur in Begleitung von Einsatzkräften betreten werden. Schmidbauer lobte die Geduld der betroffenen Menschen. Die Beamten hätten nur selten Widerworte zu hören bekommen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dankte allen Einsatzkräften. Diese hätten "Vorbildliches geleistet".

Die Bombe mit dem komplizierten Säurezünder war Montagmittag bei Bauarbeiten auf dem früheren Gelände der Kultkneipe "Schwabinger 7" gefunden worden. 2.500 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, Hunderte mussten in Notunterkünften übernachten. Für die Entschärfung war am Dienstag eigens ein Sprengmeister aus Brandenburg angereist. Im dortigen Oranienburg sollten am Donnerstag zwei Fünf-Zentner-Bomben unschädlich gemacht werden.