Essen. Am Dienstag werden die Signale auf freie Fahrt gestellt: Die Modelleisenbahnwelt aus Oberhausen soll im kommenden Jahr in der großen Orangerie-Halle im Essener Grugapark ihre Pforten öffnen. Stadt und Parkleitung versprechen sich davon einen Gewinn für Essen und den Park.

Der Grugapark soll zum Mekka der Modelleisenbahner werden: Nach NRZ-Informationen wird der zuständige Ausschuss für Grün und Gruga dafür bereits am Dienstag die Signale auf freie Fahrt stellen.

Der Werdener Märklin-Großhändler und Modellbahn-Spezialist Jens Kürvers soll voraussichtlich zum 1. Mai 2013 mit seiner Modellbahnwelt in die große Halle der Orangerie einziehen. Anfang dieses Jahres hatte sich Kürvers vom Centro in Oberhausen verabschiedet, nachdem ihm dort in der Miniaturwelt an der Marina nur eine gut 700 Quadratmeter große Fläche für seine einzigartigen Ruhrgebietslandschaften mit Gleisanschluss geboten worden war.

Deutschland-Express

Kürvers, der bereits mit dem Deutschland-Express im Gelsenkirchener Nordsternpark über eine der größten und schönsten Märklin-Anlagen verfügt und seit zehn Jahren im Geschäft ist, hat sich nach vielen Gesprächen für das Orangerie-Gebäude entschieden. Die Zeche Zollverein, die ebenfalls im Gespräch war, hatte abgewunken: Eine Modellbahn empfand die Stiftung auf dem Weltkulturerbe-Gelände als nicht passend.

Anders dagegen im Grugapark, wo man erst am vergangenen Wochenende auf einer Konferenz über die Zukunft des Essener Vorzeigeparks debattiert und Konzepte entworfen hatte (die NRZ berichtete), um mehr Menschen von Essens grüner Lunge zu überzeugen. Da fand sich noch kein Wort von der Modelleisenbahn. Gleichwohl sind im Park, bei Grün und Gruga, vor allem auch in weiten Teilen der Politik nahezu alle überzeugt, dass die Anlage die richtige Ergänzung wäre, dass sie helfen würde, die Besucherzahlen – und damit die dringend benötigten Einnahmen – zu steigern.

Lösung für die ungenügend genutzte Orangerie-Halle

Es wäre vor allem auch eine Lösung für die derzeit nur ungenügend genutzte Orangerie-Halle. Das Glashaus, 1965 gebaut, wurde bisher von Orangerie-Gastronom Lahdo Bahnan bespielt, der zuletzt über ein undichtes Dach klagte. Immerhin: Bahnan darf sich, sozusagen als Kompensation, über eine Beteiligung am Blumenhof freuen, wo er nach den Worten von „Kur vor Ort“-Geschäftsführer Karsten Peipe vor allem seine Erfahrung als Berater einbringen wird: „Wir sind sehr froh, ihn an unserer Seite zu haben.“

Blick in die Vergangenheit

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Lahdo Bahnan hätte mit der Halle ohnehin nicht mehr viel anfangen können: Der TÜV hatte bei einer routinemäßigen Überprüfung erhebliche Mängel festgestellt. Eine dauerhafte Nutzung für Veranstaltungen nach dem Versammlungsstättengesetz sei künftig nicht mehr möglich. Für eine Renovierung fehlt dem Park das Geld, auch seitens der Stadt ist keine finanzielle Hilfe zu erwarten.

Bei einer Nutzung als Ausstellungshalle sehen die Vorschriften allerdings weitaus geringere Standards vor, hier wollen Bauordnungsamt, Feuerwehr und TÜV die Auflagen formulieren, die man auch stemmen könne, heißt es bei Grün und Gruga. Auch für das undichte Dach ist eine Lösung in Sicht: So will sich die Essener Solargemeinschaft an der Sanierung beteiligen, die dafür die Fläche für ihre Photovoltaikanlagen erhält, dazu weitere Quadratmeter auf Grugapark-Dächern.

Entscheidung am Dienstag

Damit ist der Weg frei für die Modelleisenbahn: Kürvers wird für die Orangerie eine Pacht zahlen, die Energiekosten tragen. Besucher müssen neben dem Parkeintritt zwar einen Zusatzbetrag für die Modelleisenbahn-Landschaft bezahlen, der soll aber niedrig ausfallen. Für Erwachsene sind 3,90 Euro im Gespräch, für Kinder deutlich weniger. Ab 7500 verkaufter Karten im Monat soll der Grugapark mit zehn Prozent beteiligt werden.

Kürvers, die Stadt und die Park-Leitung wollen sich zu dem Projekt erst nach dem Dienstagsentscheid äußern. Dazu heißt es aus den Fraktionen, „dass man den Plänen eigentlich nur zustimmen kann. Die Modellbahnwelt ist eindeutig ein Gewinn für Essen und für den Park“.

In Oberhausen jedenfalls reagierte die Stadtspitze leicht angesäuert: Bis zu 150.000 Modellbahnfans hatten die Anlage zuletzt besucht, darunter viele Besucher aus den Benelux-Ländern. In Essen rechnet Kürvers mit ähnlichen Zahlen. Für fünf Jahre will er sich an die Orangerie binden und eine einzigartige Ruhrgebietskulisse bieten, beginnend mit der Bergbau-Epoche in den 60er Jahren bis zur Neuzeit.