Essen. . Sirenen-Geheul von zahlreichen Polizeiwagen war am frühen Nachmittag in weiten Teilen des Essener Nordens zu hören. Etliche Polizeikräfte rückten zu einer Massenschlägerei aus. Offenbar setzten dort libanesisch-stämmige Familien ihren bereits am Donnerstagabend gewalttätig ausgetragenen Konflikt fort.
Die Essener Polizei ist am frühen Freitag Nachmittag mit zahlreichen Kräften zu einem Einsatz in den Norden der Stadt ausgerückt. In Altenessen lieferten sich weit mehr als 50 Angehörige und Freunde zweier libanesisch-stämmiger Familien eine teils gewalttätige Auseinandersetzung.
Schauplatz war das Gelände einer Moschee in der Nähe des Kreuzes Essen-Nord - im Anschluss an das Freitagsgebet. Verletzte gab es nach ersten Informationen nicht zu beklagen, zumindest meldete sich niemand bei der Polizei. Die Auseinandersetzung hat eine Vorgeschichte: Erst am Donnerstagabend lieferten sich etwa 50 Beteiligte eine Schlägerei auf offener Straße. Begonnen hatte dieser Konflikt in einer Shisha-Bar in Altenessen. Die Ermittlungen in beiden Fällen dauern noch an. Die Taten ereigneten sich im Vorfeld einer für Freitagabend geplanten libanesischen Hochzeit und stehen damit offenbar in Zusammenhang.
Fest steht bislang, dass nach dem Freitagsgebet die selben Clans wie am Donnerstag wieder die Fäuste schwangen. Dabei hatte Mohama Nunir Rachid, Imam der Saladin-Moschee, bis zum frühen Morgen Schlichtungsgespräche zwischen den beiden Familien geführt.
"Das Gute wird mit Gutem vergolten"
"Wir waren überrascht, dass Angehörige beider Familien zu uns zum Freitagsgebet kamen", sagt der Imam. Natürlich hat der Imam seine Predigt auf den Konflikt abgestellt und auf das Koranzitat: "Das Gute wird mit Gutem vergolten." Zur Sicherheit haben Ordner die Familien voneinander getrennt. Doch dann stoppten etliche Fahrzeuge vor der Moschee, junge Männer stürmten heran, und die Fäuste flogen. Deutlich über 100 Beteiligte sollen es gar gewesen sein, sagen später einige Zeugen.
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Beim Klang von Polizeisirenen ist die Schlägerei blitzschnell beendet. Die Parteien sammeln ihre Verwundeten, schwingen sich in ihre Autos und sind verschwunden. "In dem Tumult tauchen auch die Verletzten unter", sagt Polizeisprecher Peter Elke, jedenfalls die, die noch laufen können. Die Zurückbleibenden haben kein gutes Wort für die Beamten, so dass sie wie am Vorabend keinen Zeugen finden, der ihnen etwas über die Hintergründe des Streits sagen will. „Die reden grundsätzlich nicht mit uns“, seufzt Polizeisprecher Peter Elke. Dass die Eskalation der Gewalt zumindest am Freitag kein Zufall war, beweisen Waffen, die in verschiedenen Autos gefunden wurden.
Bis zur für den Abend geplanten Hochzeit Ruhe im Essener Norden
Aus allen Nachbarstädten hatte die Polizei am Nachmittag Verstärkung anrollen lassen. Neue Schlichtungsgespräche scheinen erfolgreicher gewesen zu sein als am Vortag. Die Familienoberhäupter versprechen: Wir bleiben sowieso ruhig - und wir bremsen unsere jungen Hitzköpfe. Ergebnis: Bis zur für den Abend geplanten Hochzeit Ruhe im Essener Norden.
Die Auseinandersetzung auf offener Straße ist ein weiterer Konflikt in einer ganzen, teils offen gewalttätigen Reihe von Vorfällen zwischen türkisch-libanesisch-stämmigen Familien in den letzten Wochen in Essen und der Umgebung: So wurde bei einer blutigen Familienfehde in Altendorf Anfang August ein 26-Jähriger durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Auch in diesem Fall schwiegen alle Beteiligten gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft über die Hintergründe der Tat.
In dieser Woche eskalierte ein Nachbarschaftsstreit in Gelsenkirchen auf offener Straße, eine Schwangere kam zuvor in einem Hausflur zu Fall - Anlass in diesem Fall war offenbar in dem Haus gelagerter Müll. (sk/ks)