Erster Höhepunkt im neuen Stadion verbreitet Hafenstraße-Atmosphäre in Essen
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Essen. Beim ersten Spiel vor fast ausverkauften Haus präsentierte sich Rot-Weiss Essen stark gegen den Zweitligisten Union Berlin. Die Spieler auf dem Rasen und die Fans auf den Tribünen verbreiteten eine Atmosphäre wie im Georg-Melches-Stadion. Unterdessen wird rings um den Rasen weiter geplant und gewerkelt.
Eine verstopfte Krablerstraße, Stau auf der Bottroper Straße, Menschen in rot-weißen Trikots rund um die Hafenstraße – nur die hell erleuchteten Flutlichtmasten fehlen, um das altbekannte Bild von Abendspielen im Georg-Melches Stadion zu reproduzieren. Die Masten sind Geschichte, sie wurden durch Scheinwerfer im Dach des neuen Stadions ersetzt.
Die Massen zieht es zur neuen Haupttribüne oder über den alten Vorplatz, wo noch die verbliebenen zwei Georg-Melches-Tribünen im Schatten stehen, hin zur Rahn-Tribüne. Die neue Heimat erlebt am Montagabend ihren ersten Höhepunkt. Ein fast ausverkauftes Pokalspiel gegen den Zweitligisten von Union Berlin. Eine Bewährungsprobe für Fans und Mannschaft. Am Ende des Abends wird beides als bestanden bezeichnet werden können. Bis in die Verlängerung zwingt der Viertligist die Berliner, angetrieben von 11.000 fanatischen Fans.
Dass es so kommen würde, war vor dem Spiel bestenfalls unklar. „Man kommt mit guten, aber gemischten Gefühlen“, sagt RWE-Fan Mike Flaß vor dem Anpfiff in einer NRZ-Umfrage. Im alten Stadion waren Duelle gegen höherklassige Gegner stets eine Garantie für großen Kampf auf dem Rasen und Gänsehaut-Stimmung auf den Rängen. Dass diese Tradition im neuen Stadion fortgeführt werden kann, sahen viele Fans vor der großen Premiere skeptisch.Nicht nur die heimischen. „Wichtig ist, dass die Essener Fans dem Stadion jetzt Leben einhauchen“, sind sich Jörg Leonard und Torsten Schreiter, zwei der insgesamt 1500 Berliner Gäste, einig. Später dürfen sie feststellen: Auch wenn die Getränkestände nicht mehr außerhalb des Blocks stehen und Steh- und Sitzplätze noch frisch glänzen, die RWE-Fans sind bereits angekommen.
Bitteres Pokalaus für RWE
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Einziger Wermutstropfen am Montagabend bleibt die Erkenntnis, dass eine weitere Essener Tradition mit umgezogen zu sein scheint: Das Kassieren von entscheidenden Gegentoren kurz vor Spielschluss.
Fanprojekt und Geschäftsstelle ziehen um
Außerhalb des Platzes stehen unterdessen die Geschäftsstelle des Viertligisten und das Awo-Fanprojekt in den Umzugsstartlöchern. „In wenigen Wochen“ soll es laut Mitarbeiter Maicl Platzek für die Awo-Pädagogen in die neue Container-Landschaft auf dem Parkplatz P3 gehen. Oberhalb der Hafenstraße, nur wenige Meter vom alten Stadion entfernt, entsteht dort auf über 100 Quadratmetern ein Fantreffpunkt, auch die Büros der beiden Mitarbeiter Claudia Wilhelm und Roland Sauskat werden hier untergebracht. „Eine sehr gute Lösung, die unsere und die Bedürfnisse der Fans erfüllt“, sagt Platzek.
Etwas zurückhaltender äußert sich der rot-weisse Vorstandsvorsitzende Michael Welling, der mit seinen 15 Mitarbeitern aus der alten Haupttribüne ins Warmgebäude der Sparkassen-Tribüne wandert. „Wir stehen Gewehr bei Fuß.“ Ende September wolle man in die Räume im Erdgeschoss der Haupttribüne umziehen. „Noch fehlen jedoch alle technischen Möglichkeiten“, beschreibt Welling. Im neuen Zuhause werde es außerdem „knacke eng, nicht mal einen weiteren Praktikanten können wir einstellen“.
Verkehrssituation soll besser werden
Wehmut ob der räumlichen Möglichkeiten in der alten Tribüne. Dort entstehen nach dem Abriss im Herbst bekanntlich neue Parkplätze. Zu- und Abfahrt sollen dann reibungsloser ablaufen. „Dann wird es auch oberhalb der Hafenstraße eine Zufahrtsstraße geben “, erklärt Markus Kunze vom zuständigen Bauherrn, der Grundstücksverwaltung Essen (GVE). Der südliche Teil der Hafenstraße soll so entlastet werden. Und vielleicht kann dann auch der Wunsch der Evag, mit ihren Pendelbussen dort näher ans Stadion zu fahren, erfüllt werden. Sprecher Olaf Frei berichtet jedoch: „Dafür stehen noch weitere Abstimmungsgespräche mit GVE und der Polizei aus.“
Letztere ist vor allem mit der Sicherheitssituation schon jetzt glückselig. „Die Situation ist durch den separaten Gästeeingang stark verbessert“, sagt der zuständige Einsatzleiter Klaus-Peter Netz. Die Fans werden von ihren Bussen über den Sulterkamp in einen sichtgeschützten, abgegrenzten Bereich geleitet. Bewähren muss sich die Sicherheit in der Regionalliga jedoch kaum. „Nur gegen Wuppertal und Oberhausen rechnen wir mit einem höheren Risikofaktor“, berichtet Netz. Dass es in den Profiligen deutlich mehr würden, wäre den RWE-Fans wohl egal. Und die modernisierte Überwachungstechnik hätte sich dann auch gelohnt.
Info: Evag und Polizei verzichten auf mehr Einsätze
Trotz des fast ausverkauften Stadions fuhr die EVAG am Montag mit ihrem normalen Aufgebot von sieben Doppelgelenk-Bussen vor und zehn Fahrzeugen nach dem Spiel. Auch bei Regionalligaspielen werden diese Saison zwischen fünf und sieben Busse im Pendelverkehr zum Einsatz kommen. „Bei Spielen mit Gästefans werden wir jedoch weitere ein bis zwei Fahrzeuge einsetzen“, sagt EVAG-Sprecher Olaf Frei.
Die Polizei ist mit der Sicherheit im und rund ums Stadion zufrieden. Bei den Ligaspielen ohne Risiko braucht es „grundsätzlich nicht mehr Kräfte“, sagt Einsatzleiter Klaus-Peter Netz. „Hauptaufgabe bleibt die Regelung von An- und Abreise, dabei ist es egal ob 7000 oder 9000 Zuschauer kommen.“
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