Essen. . Anfang des Jahres gab es noch 29 Schlecker-Drogeriemärkte in Essen. Dann kam die Pleite. Plötzlich standen die Mitarbeiter auf der Straße. 98 Schlecker-Frauen hatten sich in Essen arbeitslos gemeldet. Nur ein Drittel der ehemaligen Verkäuferinnen fand inzwischen einen neuen Job. Diese geringe Quote ist nicht nur ein Essener Phänomen - es ist der Landestrend.
Knapp acht Monate nach dem Antrag auf ein Insolvenzverfahren und etwa zwei Monate nach Schließung der letzten verbliebenen Filialen der Drogeriemarktkette „Schlecker“ sind in Essen noch 64 von 98 früheren Beschäftigten ohne Job. Etwa ein Drittel fand dagegen bereits eine neue Anstellung. „Damit liegen wir auf NRW-Linie“, so Heike Börries, Sprecherin der örtlichen Agentur für Arbeit.
Anfang des Jahres betrieb Schlecker in der Stadt noch 29 Drogeriemärkte. Die Arbeitslosenmeldungen seien wie die Filialschließungen in zwei Wellen gekommen, so Heike Börries. Der größte Teil der ehemaligen Beschäftigten habe seitdem Schulungen durchlaufen, einige befänden sich auch heute noch in Qualifizierungsmaßnahmen. So sei es mitunter nötig gewesen, die Frauen fortzubilden, was andere Kassen- und Warensysteme angeht.
Die meisten der 34 früheren Schlecker-Mitarbeiterinnen, die wieder einen Job haben, kamen erneut im Handel unter. „Die Dienstleistungsorientiertheit der Damen ist natürlich ein Pfund, mit dem man wuchern kann“, so Börries. Weil der Handel in Essen vergleichsweise stark vertreten ist, sei man zuversichtlich, dass auch die 64 noch Suchenden bald eine Arbeit finden. „Wir sind guter Dinge, aber es ist eine Herausforderung. So viele Beschäftigte auf einmal nimmt der Markt nicht auf.“
Nur wenige mitBranchenwechsel
Nur einzelne der Frauen hätten sich gänzlich neu orientiert und die Branche gewechselt. In der Regel seien es diejenigen mit Führungserfahrung, die neue Wege einschlugen. Die eine oder andere frühere Filialleiterin habe sich erfolgreich um einen Bürojob bemüht – was wohl nicht zuletzt mit den Verdienstmöglichkeiten zu tun hat. Gemessen am Branchenschnitt verdienten die Schlecker-Beschäftigten offenbar recht gut, der Wechsel in eine Filiale anderer Handelsunternehmen bedeutet in der Regel Einbußen. „Da ist eine gewisse Flexibilität erforderlich“, so Börries.
Auch bei der Gewerkschaft Verdi beobachtet man die weitere Entwicklung für die Betroffenen mit Interesse. Gleichwohl: Der Überblick bleibt schwierig. Das ist für die Arbeitnehmervertreter nichts Neues. Einen Schlecker-Betriebsrat gab es in Essen nie.