Essen. . Seit das Krupp-Krankenhaus sein eigenes Küchenteam Anfang Juni entlassen hat, bereitet die Essens-Versorgung massive Probleme. Vor allem Selbstzahler sind über die Qualität empört. Eine Patientin mit Laktose-Intoleranz bekommt Milchprodukte serviert, andere sind schon auf den Pizzadienst umgestiegen.
Nach der überraschenden Entlassung des Küchenteams im Krupp-Krankenhaus bereitet die Versorgungs-Umstellung offenbar größere Probleme. Seit im Juni 36 Mitarbeiter freigestellt wurden, wird das Krankenhaus von der „KKD Catering“ in Duisburg beliefert.
Nicht zur Zufriedenheit der meisten Patienten, wie Tobias Kaminski beweist. Mehrere Tabletts stapeln sich in seinem Krankenzimmer, das Frühstück hat er nicht einmal angerührt. Der nur 56 Kilo leichte 32-Jährige, der wegen eines Bandscheibenvorfalls im Krupp-Krankenhaus liegt, sollte eigentlich Aufbaukost bekommen. Stattdessen hebt er den Deckel seines Mittagessens und deutet auf drei kleine Fleischklößchen, die neben einer übersichtlichen Portion Schupfnudeln liegen. Das kleine Suppenschälchen ist gerade einmal zur Hälfte gefüllt. „Das esse ich nicht. Drei Mal habe ich schon Pizza bestellt, seit ich hier liege“, sagt Kaminski. Heute wird er wohl den benachbarten Supermarkt aufsuchen, um seinen eigenen, alternativen Speiseplan aufzustellen.
„Unser Essen ist nicht schlechter als in anderen Krankenhäusern“
Nun könnte man meinen, dass der Rüttenscheider schon von Berufswegen her - Kaminski ist Küchenchef im Eigelstein - höhere Maßstäbe an sein Essen setzt. Dass die Qualität des Essens seit der Kündigung des hauseigenen Küchenteams nachgelassen hat, bestätigt jedoch sogar Horst A. Jeschke, Vorsitzender der Geschäftsführung im Krupp-Krankenhaus. „Wir hatten in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Umstellung erhebliche Schwierigkeiten. Daran arbeiten wir zurzeit. Unser Essen ist aber nicht schlechter als in anderen Krankenhäusern und entspricht dem Versorgungsstandard“, sagt Jeschke.
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Derzeit würden mit der „KKD Catering“, einer Tochtergesellschaft der Katholischen Kliniken Duisburg, die das Krupp-Krankenhaus seit Anfang Juni beliefert, Gespräche geführt. „Uns ist nichts über Beschwerden bekannt, die uns bekannten Umfragen in Duisburg sind durch positiv“, sagt Tobias Bruchhaus, Geschäftsführer der „KKD-Catering“ in Duisburg, die allein in der Nachbarstadt fünf Helios-Kliniken versorgt. Weil das Krupp-Krankenhaus zuvor überdurchschnittlich gutes Essen angeboten habe, falle der Unterschied nun natürlich mehr ins Gewicht, sagt Jeschke.
Das bestätigt auch Patientin Petra Kuchling, die aufgrund einer neurologischen Erkrankung seit einigen Jahren regelmäßig im Krupp-Krankenhaus behandelt wird. „Die Kartoffeln sind mitunter noch nicht gar. Die Würze fehlt gänzlich. Schlimmer ist, dass ich mit einer dem Krankenhaus bekannten Laktose-Intoleranz auch Speisen bekommen habe, die ich gar nicht essen darf“, sagt die 49-Jährige aus Oberhausen und ergänzt: „Mir fehlt der Koch, der hier früher gearbeitet hat.“
Horst A. Jeschke wirbt um Verständnis. Die Umstellung erfordere Zeit. Das Krupp-Krankenhaus sei die letzte Einrichtung in Essen gewesen, die die Küche ausgegliedert habe. In Zeiten, in denen die Kosten etwa durch vom Marburger Bund erstrittene Tariferhöhungen bei den Ärzten um bis zu vier Prozent, die Erlöse aber nur um bis zu 1,65 Prozent steigen, sei die Küche nicht mehr finanzierbar gewesen.
Kostensteigerung Grund für Ausgliederung der Küche
Nach Angaben des Betriebsrats sind vor allem die Selbstzahler im wachsenden Premium-Segment empört, was ihnen für ihre teure Zuzahlung aufgetischt werde. Das bestätigt auch ein Pfleger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Einer seiner Patienten beschwere sich dauernd über das Essen. Seine Ehefrau habe schon manche Fahrt in den Feinkostladen hinter sich.
Eine Krankenschwester, die ebenfalls anonym bleiben möchte, berichtet von einem anderen Patienten, der sich Milchsuppe aus dem Sheraton-Hotel bestellte. Die Brote etwa seien in Zellophan-Tüten gehüllt. Das sei zwar hygienischer, schade dem Geschmack aber massiv. „Wie man hier den Ruf des Hauses aufs Spiel setzt, ist mir unbegreiflich“, sagt sie.