Essen. . Ein Gutachten zum Naturschutzgebiet Kamptal in Essen schlägt eine “weiträumige Abzäunung“ vor. So soll der empfindliche und kostbare Altbuchenbestand besser geschützt werden. „Es gibt Stellen im Wald, da haben Menschen einfach nichts zu suchen“, sagt ein Oberforstrat.
Im Bemühen um die Sicherung der Naturschutzgebiete und Altholzbestände in den Wäldern ist die Stadt den entscheidenden Schritt weiter gekommen. Sie will im Herbst das Naturschutzgebiet Kamptal in Schönebeck weiträumig einzäunen, um es vor Radlern, Fußgängern und spielenden Kindern zu schützen. Die Handhabe dafür liefert ein Sachverständigen-Gutachten.
Seit Jahren denkt die Stadt-Tochter Grün und Gruga über den Schutz ihrer Naturschutzgebiete vor illegaler Nutzung nach. „Dirtbiker“ haben sich nach ihrer Zählung an 23 Stellen illegal Wege durch den Wald gebahnt. „Es gibt Stellen im Wald, da haben Menschen einfach nichts zu suchen“, sagt Oberforstrat Roland Haering. Bisher war die Stadt stets an der gesetzlichen Pflicht zur Verkehrssicherung verzweifelt: Selbst wenn sich Menschen illegal ihren Weg durch den Wald suchen, muss der Waldbesitzer für ihre Sicherheit sorgen und alte Bäume, von denen Äste stürzen könnten, im Extremfall sogar fällen.
Hilferuf an die Politik
Im Frühjahr sandte Bernd Schmidt-Knop, Chef von Grün und Gruga, einen Hilferuf an die Politik. „Wenn wir das Problem nicht lösen, droht dem Altholzbestand um Kamptal die Fällung.“ Das wirkte schnell. Bei einem Ortstermin im Wald unter den ökologisch wertvollen alten Buchen bildete sich eine große Koalition von Bezirkspolitikern, die dem Forstbetrieb Geld versprachen für ein Fachgutachten zum Thema.
Die Bochumer Forstwissenschaftlerin Kirstin Nieland lieferte der Forstverwaltung jetzt ein Handlungskonzept für den Schutz des Kamptals, das auch als Blaupause für andere Naturschutzgebiete dienen kann. Aus vielen Gründen müsse der Altbuchenbestand „zwingend erhalten bleiben“. Wie das gehen könnte, hat sie auch schon vorgeschlagen. Kernsatz des Gutachtens. „Mit einer weiträumigen Einzäunung des Altbuchenbestandes besteht die Möglichkeit sowohl dem Naturschutz, dem Forstschutz sowie der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Vor allem im Hinblick auf Kinder ist ein Zaunbau dringend anzuraten.“
Wert des Buchenbestands liegt über 1,4 Millionen Euro
Der wird Geld kosten. Mit Blick auf den Stadtkämmerer hat Grün und Gruga die Fortwissenschaftlerin ausrechnen lassen, welchen Wert der 135 Jahre alte Buchenbestand hat. Die Gutachterin kommt auf einen Wert von mehr als 1,4 Millionen Euro.
CDU und SPD unterstützen die Vorschläge der Gutachterin. Die CDU will am Dienstag auf einer Bürgerversammlung den Zeitplan für eine Umsetzung vorstellen. Die SPD macht sich sogar schon Gedanken darüber, wie der Zaun vor Vandalismus geschützt werden könnte. „Wir bieten als SPD-Ortsverein an, eine Patenschaft dafür zu übernehmen“, sagt Bezirksvertreter Knut Koch. Ratsfrau Daniela Kämper. „Wir werden nicht nur selbst den Zaun im Auge behalten, sondern Hinweise von Spaziergängern weiter geben.“