Essen. . Wo viele Menschen die Parks nutzen, entstehen Dreck und Abfall: Bürger in Essen klagen über wildes Grillen und Müll in den Grünflächen der Stadt. Nach eigenen Angaben machen Grün & Gruga und die Entsorgungsbetriebe, was in ihrer Macht steht. Doch das reicht nicht jedem aus.

Mmmmmh! Noch kurz bei diesem Sommerwetter das Bratwürstchen auf dem Einweg-Holzkohlegrill wenden und den Blick vor dem Verzehr zum RWE-Turm schweifen lassen. Oder im Krupp-Park feudal auf dem karierten Picknick-Deckchen bei Rotwein, Baguette und Käse am Abend liegen. Für Anrainer sind die Grünanlagen mehr als ein Garten- oder Balkon-Ersatz, sondern Teil der Freizeitqualität ihres Alltags. Die Kehrseite der Medaille: Wo viele Menschen die Parks nutzen, entsteht auch Müll.

Und der bringt vor allem dann andere Nutzer auf die wutbürgerliche Palme, wenn Abfallsünder die Wohlfühloase beschmutzen und genau so verlassen. Nach den hitzigen Debatten der Vergangenheit und dem Wegfall von Parkhütern der Gemeinwohlarbeit tun Grün & Gruga Essen (GGE) und die Entsorgungsbetriebe Essen (Ebe) nach eigenen Angaben, was in ihrer Macht steht. Doch das reicht nicht jedem aus.

Ebe reagiert auf volle Müllcontainer

„Ich habe gerade mit zwei Männern der Ebe gesprochen, die den Park reinigen müssen. Sie haben die Schnauze voll. Die Container laufen über und keiner leert sie, am Teich steht ein Einkaufswagen von Ikea, der sicher nachher auch darin landen wird. Es sieht aus wie in der Bronx“, schrieb ein Leser gestern gegen 7.30 Uhr per E-Mail an die Redaktion. New York hin oder her, es war „nur“ der Stadtgarten im Südviertel, den er da verunstaltet sah. Was er nicht wusste: Das Reinemachen hatte gerade erst begonnen, die Männer in Orange riefen Verstärkung. Die Abfuhr kam und die Überreste des Vorabends verschwanden, so dass unser Fotograf nicht mehr als ein paar erloschene Grillkohle-Briketts und einen im Teich schwimmenden Bierkasten sah.

„Wir reinigen mittlerweile vier Mal in der Woche den Park“, erklärt Rolf Friesewinkel, Leiter der Abfallwirtschaft bei den Entsorgungsbetrieben. Dreimal an Werktagen und einmal am Sonntag. Dass Essens Vorzeige-Park in der Innenstadt dies dringend nötig hat, weil der Sommer die Menschen ins Freie zieht, wissen die Verantwortlichen: „Wir hatten wettertechnisch einen schlechten Ferienstart. Umso mehr nutzen die Menschen jetzt die Wärme und gehen in die Grünanlagen“, sagt Eckhard Spengler, Sprecher von Grün & Gruga, und schiebt freudig hinterher: „Das ist ja gewünscht.“

Kein Grillverbot in Grünanlagen

„Grillen ist in den Grünanlagen nicht verboten“, sagt Stadtsprecherin Nicole Mause. Das Ordnungsamt sei witterungsbedingt zwar verstärkt vor Ort und gehe aktiv auf Griller zu. Aber: „Ahnden können wir nichts.“ Ein Fingerzeig auf die schwierige Beweisführung bei Müll-Delikten. Der Behörde bleibe nur „das Appellieren an die Vernunft vor Ort“.

Die Papierkörbe haben die Ebe und GGE jedenfalls im Blick. Größere Mülleimer seien installiert worden – oder nicht zu übersehende graue Container wurden aufgestellt: zwar nicht schön, aber sie sollen der Wegwerfgesellschaft wohl in die Augen springen.

Die Krux der Müll-Problematik und ihrer Verursacher bringt Spengler dagegen drastisch auf den Punkt: „Wir tun, was wir können, aber wir sind eben keine Erzieher.“ Man sei die drittgrünste Stadt Deutschlands, sagt er er stolz, aber die Größe bedeute viel Arbeit in der Pflege und Instandhaltung – angesichts knapper Kassen und dem bereits erbrachten Sparbeitrag durch Personalabbau und Aufgabenkritik erst recht. Ein schwieriger Spagat zwischen Bürgerwünschen und Haushaltsdisziplin.

Die Picobello-Hotline der Stadt ist erreichbar unter der Telefonnummer 0201 - 88-888 88.