Essen. “The Alan Parsons Live Project“ kam am Wochenende für eine Doppelshow ins Colosseum Theater. Doch als das Publikum gerade erst so richtig in Fahrt gekommen war, da war das erste Konzert schon wieder vorbei. Der zweite Auftritt war dann nicht einmal ausverkauft. Vielleicht war der Beginn um 23 Uhr zu spät für das mitgealterte Publikum.

Man erlebt es nicht oft, dass ein Star, der über 40 Millionen Alben verkauft hat, so zurückhaltend und bescheiden auf der Bühne des Colosseum Theaters steht wie dieser langhaarige, bärtige Mann mit den sympathischen Fältchen um die Augen. Gewiss liegt es daran, dass Alan Parsons Zeit seines Lebens eher Produzent und Tontechniker gewesen ist als ein Livemusiker. Er gilt als Meister des Konzeptalbums, eher vergleichbar mit einem Regisseur oder Drehbuchautor, dessen Werke bis ins letzte Detail perfekt klangen. Und so brachte er mit The Alan Parsons Project und seinem vor zwei Jahren verstorbenen Partner Eric Woolfson ein Hitalbum nach dem nächsten heraus, von „Tales Of Mystery And Imagination“ bis hin zu „Gaudi“.

Man könnte es freilich als Makel ansehen, dass die Orchestrierungen live nur mit immensem Aufwand zu reproduzieren wären und so zwangsläufig einiges an diesem Abend in Essen von den Keyboards kommt. Doch es braucht nicht lange, die Klänge von „I Robot“ sind noch nicht verklungen, da klatscht das Publikum mit zu „Damned If I Do“ und dem 80er-Hit „Don’t Answer Me“.

Nun, die 80er liegen schon ein wenig zurück. Parsons ist zwar immer noch so beliebt, dass das Colosseum Theater im Handumdrehen ausverkauft war. Um die Zusatzshow aber auch noch auszuverkaufen, reichte es dann doch nicht. Was unter anderem daran liegen mag, dass ein mitgealtertes Publikum nicht unbedingt noch um 23 Uhr in ein Konzert gehen will, denn die zweite Show fand unmittelbar nach der ersten statt.

Da steht eine absolute Profi-Band auf der Bühne

Von der qualitativen Seite der Musik gab es nicht das Geringste zu bemängeln: Parsons hat sich eine absolute Profi-Band zusammengestellt. Vom Hauptsänger P.J. Olsen, der die meisten Songs annähernd so hinbekommt, wie es der Fan von den Alben gewohnt ist, bis zum perfekt präzisen Drummer Danny Thompson.

Parsons Live Project schöpfte aus dem vollen Katalog und schreckte auch vor Waghalsigkeiten nicht zurück: Die sieben Musiker trauten sich an „The Turn Of A Friendly Card“, ein 16-Minuten-Opus von 1980.

Die Zuhörer riss es immer wieder von den Sitzen, sei es beim Instrumental „Lucifer“, das ja jahrelang die Titelmelodie des Fernsehmagazins „Monitor“ war, sei es bei „Psychobabble“, gesungen vom Saxofonisten Todd Cooper, der den Song gleich noch mit einem hinreißenden Solo veredelte.

Das Publikum, so hatte man den Eindruck, war gerade richtig in Fahrt gekommen, da war das erste Konzert schon vorbei: Wegen der zeitlichen Ökonomie des Abends musste nach 90 Minuten Schluss sein. Was erst zu einem tosenden Applaus führte, der beinahe schon wütend wurde, als das Licht anging. Doch die Hartnäckigkeit wurde belohnt: Nach der offiziellen Zugabe gab es dann doch noch „Dr. Tarr and Professor Fether“ zu hören, was die Fans versöhnte.