Essen. . Er war Toningenieur der Beatles, seine Welt war das Studio. Die Live-Auftritte von Alan Parsons sind rar. Nun kommt er für ein Konzert nach Essen. Die WAZ-Mediengruppe sprach mit dem Meisterproduzenten.

Hätte man in den 80er-Jahren einen Popkenner gefragt, ob er mit zum Konzert von Alan Parsons käme, hätte derjenige einem freundlich empfohlen, sich vorsichtshalber einweisen zu lassen. Denn „The Alan Parsons Project“ spielte nie live. Wäre auch etwas eng geworden auf der Bühne bei bis zu 300 Interpreten pro Album plus Orchester. Nun, die Zeiten haben sich geändert. Am Freitag gibt der Meisterproduzent des Konzeptalbums („Tales Of Mystery And Imagination“, „Gaudi“) in Essen zwei seiner raren Live-Performances. Wir sprachen mit Parsons (63) über die Zukunft der Musik, den Tod des Komponisten Eric Woolfson und die Zeit mit den Beatles.

Herr Parsons, gleich zwei Konzerte an einem Abend, angesichts ihrer einstigen Live-Abstinenz wirkt das fast wie Ironie . . .

Alan Parsons: Ja, wir waren ja immer ein Studioprojekt und hatten uns dazu entschieden, nicht live zu spielen. Dass sich das geändert hat, liegt an der Keyboard-Technologie. Sie hat es uns möglich gemacht, Orchestrierungen wiederzugeben, die wirklich gut klingen. Mein musikalischer Partner Eric Woolfson, dessen Tod wir noch immer beklagen, war trotzdem der Meinung, dass Live-Auftritte der falsche Weg für das Alan Parsons Project sind.

„Wir werden sieben Musiker sein“

Beginnt denn nicht auch so schon ein Gedrängel auf der Bühne?

Parsons: Wenn ich mich einrechne, werden wir sieben Musiker sein. Ich fühle mich geehrt, dass die anderen mit mir spielen. Ich selbst habe mich ja nie durch Virtuosität hervorgetan, ich bin als Produzent so eine Art Passagier in dieser Band. Ich spiele meine Gitarre und Keyboards.

Dennoch haben Sie mehr als 40 Millionen Konzeptalben verkauft. Was empfinden Sie, wenn der Tod des Albums herbeigeredet wird?

Parsons: Es ist ja nicht erst seit iTunes so, dass alles heruntergebrochen wird auf drei Minuten. Das Radio hat vielen Musikern heute den Mut genommen, irgendetwas aufzunehmen, das länger ist als vier Minuten. Das finde ich sehr traurig.

Bedeutet das Ende des Albums auch das Ende ihrer Konzepte?

Parsons: Ich war damals sehr stolz darauf, dass ich die Songs für ein Album in die richtige Reihenfolge gebracht habe und damit eine Geschichte erzählen konnte. Wenn ich das heute noch täte, wäre es doch reine Verschwendung, weil die Leute sich daran gewöhnt haben, nur noch Bruchstücke zu hören. Ich werde wohl Ende des Jahres eine neue EP herausbringen, aber die Stücke werden jedes für sich selbst stehen. Allerdings weiß man ja, dass sich die Dinge ändern. Vielleicht sieht die Sache in zehn Jahren schon wieder ganz anders aus. Vielleicht sind wir dann wieder bei einem Format angelangt, bei dem die Leute die Musik sogar wieder gerne über Lautsprecher hören.

„Die Kinder wissen nicht, wie großartig HiFi klingt“

Das klingt nach einer pessimistischen Sicht auf die Gegenwart...

Parsons: Es ist ein anderer Teil des Problems: Jeder hört heute Musik am Laptop oder Smartphone, bestenfalls über halbwegs anständige Kopfhörer. Die Kinder, die heute aufwachsen, wissen einfach nicht, wie großartig Hifi klingt und was die Musik mit einem machen kann.

Was würden sie als Experte für Tonaufnahmen und Pionier des Surround-Sounds empfehlen?

Parsons: Ich bin eigentlich ganz glücklich mit CDs. Ich denke aber, das Format der Zukunft wird ein hochaufgelöster Download sein. Solche Formate gibt es ja auch heute schon. Ich würde mir zwar andererseits wünschen, dass Surround-Sound populärer würde, aber die Plattenfirmen haben einfach nicht genug Geld über, um mehr in Surround-Technologie zu stecken.

„Schwer zu glauben, dass ich im selben Raum war wie die Beatles“

Damals waren Sie als Ingenieur bei den Beatles-Alben „Abbey Road“ und „Let It Be“ dabei. Kommt ihnen das vor wie ein anderes Leben?

Parsons: Es ist selbst für mich schwer zu glauben, dass ich wirklich im gleichen Raum war wie sie. Ich musste mir schon damals die Augen reiben, um sicher zu sein, dass ich nicht träume.

Sehnen Sie sich manchmal in diese Zeit zurück?

Parsons: Um ehrlich zu sein nicht. Für mich war es damals nicht schön, weil die Beatles da schon nicht nicht mehr gut miteinander zurecht kamen. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, hätte ich mit ihnen lieber an „Revolver“ oder „Sgt. Pepper“ gearbeitet.