Essen. . Die apothekereigene Noweda schaltet sich erstmals in die Debatte um ihre Ausbaupläne ein: Bis Dezember soll die Entscheidung her, sonst droht eine Teilabwanderung und damit gingen wohl bis zu 80 Arbeitsplätze verloren. Das klingt wie eine Drohung und soll doch keine sein.
Wenn Wilfried Hollmann aus dem Fenster im Konferenzraum schaut, dann fällt sein Blick auf ein paar schmucklose Büro-Container im Innenhof: „Da sitzt ein Teil der IT-Abteilung“, seufzt er, seit Jahren schon. Aber mit dem Auszug wird es vorerst nichts, im Gegenteil: Demnächst kommen wohl noch acht weitere Container hinzu.
Neues Gebäude würde 30 neue Arbeitsplätze bringen
Denn Hollmann, Vorstandschef des apothekereigenen Handels- und Service-Unternehmens Noweda, hat ein Problem, das andere Unternehmer gern hätten: Das Geschäft brummt, er will nach den Sommerferien 30 neue Leute einstellen. Aber wohin mit ihnen? Die Hauptverwaltung an der Heinrich-Strunk-Straße 77 platzt längst aus allen Nähten. Jetzt schon nutzen sie hier jeden verfügbaren Quadratmeter auf dem eigenen Gelände, entdeckten das Areal eines ehemaligen Asylheims nebenan als Parkplatz und verschafften sich Luft im Hallenkomplex, in dem Inkontinenz-Windeln und andere Papierprodukte ins einstige Porschezentrum um die Ecke ausgelagert wurden: „Die innerbetrieblichen Logistikwege sind mittlerweile eine Katastrophe“, klagt Hollmann, und die Bereitschaft, sich damit abzufinden, nähert sich dem Ende.
Noweda will wachsen, will am Standort Essen eine Perspektive für die nächsten 20 Jahre entwickeln. Das geht nur mit einem Neubau in der Nachbarschaft, und weil der Bewegungsspielraum mitten im Wohn- und Gewerbegebiet knapp ist, gilt die Bebauung (zumindest eines Teils) des Sportplatzes als Lösung des Problems. Den aber würden die benachbarte Gesamtschule und die örtlichen Sportvereine gern bewahren. Hollmann kann das gut verstehen: „Wir stecken in einer Zwickmühle.“
80 Essener Arbeitsplätze gefährdet
Und die Stadt gleich mit, denn im NRZ-Gespräch beschreibt Hollmann erstmals, was passiert, wenn nichts passiert: Dann würde ein Teil des Betriebs auf die Standorte Münster bzw. Schwerte verlagert. Insgesamt gilt ein Umsatzvolumen von 150 Millionen Euro als „verlegungsfähig“, und damit wäre auch die Verlagerung von rund 80 Arbeitsplätzen verbunden.
Das klingt wie eine Drohung und soll doch keine sein. „Wir wollen nur verhindern, dass uns hinterher jemand vorwirft, wir hätten es nicht gesagt.“ Auch deshalb hatte man sich bislang mit öffentlichen Beiträgen zur Debatte um den Ausbau des Standortes zurückgehalten: „Wir wollten – auch im eigenen Haus – niemanden verunsichern“, schließlich wohnen fast 300 der 700 Mitarbeiter in Essen in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Doch nachdem die Politik die Entscheidung über den Sportplatz an der Bockmühle auf die Zeit nach der Sommerpause vertagt hatte, wird man bei Noweda unruhig: „Spätestens im Dezember brauchen wir eine Lösung“, betont Vorstandschef Hollmann, der bis dahin sämtliche Vorbereitungen zum Neubau auf Eis gelegt hat.
Immerhin geht es um eine Investition von bis zu 50 Millionen Euro: zur Hälfte für den Neubau der Hauptverwaltung auf dem Sportplatz-Areal, die andere Häfte für die Erweiterung der Arznei-Logistik um allein etwa 3000 Quadratmeter. Das braucht seine Zeit, weshalb Wilfried Hoffmann zum 75. Geburtstag der Noweda 2014 zwar noch die Büro-Container im Blick hätte. Aber dahinter auch die Baustelle für die Noweda von morgen.