Essen. .
Bei der geplanten Bebauung der Grünen Harfe in Heidhausen ist Musik drin, doch Misstöne sind nach wie vor nicht zu überhören. Daran konnte auch der Kompromiss nichts ändern, den die Bürgerinitiative Werden/Heidhausen am Runden Tisch mit Vertretern der Verwaltung und Thyssen-Krupp ausgehandelt hat. Zur Erinnerung: Die Immobilien-Tochter des Konzerns will auf den Heidhauser Höhen einen Acker bebauen, der seit Jahrzehnten in Firmenbesitz ist und der für diese Zwecke im Regionalen Flächennutzungsplan vorgesehen ist. Seit die Pläne öffentlich wurden, laufen Anwohner und Initiativen Sturm.
Als die Planungsverwaltung am Donnerstagabend auf einer Bürgerversammlung im Gymnasium im zweiten Anlauf den überarbeiteten städtebaulichen Entwurf für das elf Hektar große Gebiet vorstellte, reagierten Bürger mit offenem Misstrauen. Dabei hatte die Verwaltung, wie Thomas Müller vom Amt Stadtplanung und Bauordnung hervorhob, doch sehr wohl Anregungen aufgegriffen.
Ein „grüner Anger“ durchzieht nun das „Plangebiet“, die verbliebene Grünfläche sei wie gefordert auf „über 40 Prozent“ vergrößert worden und die Zahl der Wohneinheiten liege mit 102 an jenem Wert, den der Kompromiss vorgebe. Etwa 100 sollen es sein. Nur steckt der Teufel auch hier im Detail.
Angst vor linker Masche
Anwohner fürchten, sie könnten über den Tisch gezogen werden. Denn nach dem städtebaulichen Entwurf verteilen sich die 102 Wohnungen auf 65 Eigenheime, sechs Doppelhäuser und fünf Mehrfamilienhäuser. Noch ist aber offen, ob es pro Einfamilien- oder Doppelhaus bei einer Wohneinheit bleibt. Das Baurecht lasse zwar eine Beschränkung zu, bestätigte ein Vertreter des Planungsamtes, nur müsse diese auch städtebaulich hinreichend begründet sein.
Damit tut sich die Verwaltung offenbar schwer. Bürger treibt die Sorge um, dass aus 102 Wohneinheiten schnell 180 werden könnten, sollten auch Einliegerwohnungen zugelassen sein - was auch Folgen für die Verkehrsbelastung hätte: Die errechneten 744 Fahrten pro Tag, von denen die Verwaltung ausgeht, dürften dann wohl übertroffen werden.
Dabei sei das Problem doch ganz einfach zu lösen, so ein Anwohner: „Wenn Sie das nicht hinkriegen mit der Zahl der Wohneinheiten, muss die Zahl der Häuser runter.“
Halten die Pläne, was sie versprechen?
Zu klären wäre dies im weiteren Bebauungsplanverfahren. Das gilt auch für die Frage, wie viel Geschosse eine maximale Gebäudehöhe für Eigenheime von „neun bis zehn Meter“ ermöglicht. Ob es sich beim Anteil von 40 Prozent am Grün um eine zusammenhängende Fläche handelt, wie es der Kompromiss verlangt, dürfte Auslegungssache bleiben.
So oder so: Die Politik wollte den Konflikt um die Bebauung der Grünen Harfe entschärfen, in dem sie sich auf ein Moderationsverfahren am Runden Tisch einließ. Hinter die ausgehandelten Ergebnisse können die Parteien ohne Gesichtsverlust nicht mehr zurück. Für das weitere Verfahren verspricht dies reichlich Zündstoff. Vom Verkehrskonzept für Werden war auf dieser Bürgerversammlung nur am Rande die Rede.
Bringt es eine Verkehrsentlastung um 25 Prozent, wie es die Bürgerinitiative eingefordert hatte? Thyssen-Krupp scheint fest entschlossen zu bauen, und die Verwaltung drückt aufs Tempo. Am 21. August wird der Planungsausschuss sich auf einer Sondersitzung mit dem Entwurf befassen. Mitte kommenden Jahres soll der Rat Baurecht schaffen.