Essen-Werden. .
„Dass hier gebaut wird, können wir nicht verhindern. Und das ist auch gar nicht unser Anliegen.“ Willi Hüls aus Heidhausen bringt auf den Punkt, was die Besucher des Pavillons der Grundschule an der Jacobsallee bewegt. Wo die drei Planungsvarianten für das Erschließungsgebiet Grüne Harfe ausgestellt werden und sich ein Experte des zuständigen Architekturbüros alle Mühe gibt, Fragen zu beantworten und Anregungen aufzunehmen, geht es nicht um Fundamentalopposition. Diskussionsgegenstand sind Details, die - je nach Standpunkt - mal mehr, mal weniger schwer ins Gewicht fallen.
So hält Ludger Hicking, Sprecher der Bürgerinitiative Grüne Harfe alle Ansätze, die über die garantierte Höchstgrenze von 100 Wohneinheiten hinausgehen, für einen Affront. „Wer 112 für legitim hält, muss auch einen Vorschlag für 88 Wohneinheiten unterbreiten“, so sein Statement. Hüls formuliert es etwas volkstümlicher. Für ihn haben alle Varianten den Charakter von „Hühnerhofsiedlungen“.
Bernd Michael Wegmann von der Firma rheinruhr.stadtplaner lauscht den Fragen geduldig, muss aber im Raum stehen lassen, ob der Eigentümer ThyssenKrupp nennenswerte finanzielle Verluste in Kauf zu nehmen hätte, wenn es denn eine Nummer kleiner ausfiele.
Knackpunkt Zuwegung
Einer der Knackpunkte bleibt die Zuwegung des Planungsgebiets, die für Bauunternehmer, Anwohner und künftige Mieter bzw. Eigentümer zum bislang ungelösten Problem deklariert wurde. Zumindest an diesem Nachmittag und von jenen, die die neuralgischen Stellen seit etlichen Jahren aus eigener Anschauung kennen.
Was Eva Fendel vom Stadtplanungsamt in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung noch als besondere Herausforderung des Planungsgebiets skizziert hatte, klingt in Hüls’ Ohren wie Hohn. „Geschmeidig den Hügel hinab“, so beschrieb sie die Topographie im Januar.
Der Höhenunterschied
Die zweidimensionalen Entwürfe, die an der Jacobsallee zu sehen sind, lassen einen entscheidenden Aspekt allenfalls erahnen. Das etwa elf Hektar große Gelände weist einen Höhenunterschied von fast 30 Metern auf. Am Kopf der Grünen Harfe, etwa auf Höhe der Hausnummer 30, geht es steil bergab. Mehr als einmal musste Hüls beobachten, wie hier Fahrzeuge von der Feuerwehr mit einer Seilwinde herausgezogen wurden. „Wenn ich mir dann den Baustellenverkehr vorstelle,...“, Hüls beendet den Satz nicht.
Zweiter Kritikpunkt bleibt eine weitere Bodenversiegelung. Starkregen werde künftig nicht mehr so einfach versickern können, fürchten Anwohner. Wegen des Geländeprofils gelte es, eine „Autobahn für Wassermassen“ tunlichst zu verhindern. Die zentrale Zufahrt, übrigens als ins Planungsgebiet führende Einbahnstraße ausgewiesen, sei schon bisher nur stellenweise zweispurig befahrbar. Einen spürbaren „Sanduhreffekt“ gebe es schon heute. Fürs künftige Parkplatzproblem fordert Hüls eine pragmatische Lösung: „Warum keine Tiefgarage? Hat daran niemand gedacht?“.
Ein Gedanke stellt sich ein, während eine Reinigungskraft unbeeindruckt von der lebhaften Diskussion bereits damit beginnt, den Schulpavillon vor dem Wochenende auszukehren: Von angemessenem Wohnraum für Führungskräfte des Stahl-Unternehmens könne doch überhaupt nicht mehr die Rede sein.
Auch darum stellte sich die Frage nach dem tatsächlichen Bedarf an Wohnraum in Heidhausen. Hatte Eva Fendel noch von der ungebrochenen Anziehungskraft des Stadtteils gesprochen, beobachten Nachbarn, dass etliche der attraktiven Immobilien in unmittelbarer Nähe derzeit leer stehen.
„Wir möchten in einem lebenswerten Umfeld wohnen“, so bringt Willi Hüls seinen ganz persönlichen Wunsch auf den Punkt. „Macht uns das nicht kaputt.“