Essen. . Rechtsanwältin Silke Fiedeler hat einen Jugendroman geschrieben, der sich mit dem Tod beschäftigt. Es geht ihr dabei um den Traum von einer besseren Welt und die Enttabuisierung des Todes. Und das nächste Buch ist schon in der Mache.
Der Tod macht alles andere egal. Niemand interessiert sich dann mehr für die schicken Kleider, die man trägt oder das dicke Auto, das man in der Garage stehen hat. „Wenn man sich eingehender mit dem Tod beschäftigt, sieht man die essenziellen Sachen“, sagt Silke Fiedeler. „Es ist traurig, dass er in unserer Gesellschaft so verdrängt wird“, findet die Rechtsanwältin. Auch wenn sie von sich selbst sagt, dass sie „ganz schlecht Abschied nehmen“ kann. Auch deshalb hat sie einen Jugendroman geschrieben, der sich mit diesem Thema beschäftigt: „Maras Traum“. Denn Silke Fiedeler schreibt ihre Geschichten nicht nur um der Geschichten willen, sondern auch um ihrer selbst.
Mara ist ein aufgewecktes Mädchen. Die Elfjährige gibt sich nicht mit den üblichen Floskeln der Erwachsenen zufrieden, die zwar auf alles eine Antwort haben, aber doch nichts vom eigentlichen Leben verstehen. Schon gar nicht nach dem Tod ihrer Großmutter. Mara hat nichts weniger im Sinn, als die Welt zu verändern. Dazu fliegt sie nach Rom zum Papst, nach Zürich, Paris und schließlich zum US-Präsidenten. Im Schlepptau hat sie eine Opernsängerin und einen Graureiher, der Mara beschützen soll und Angst vorm Fliegen hat.
"Meine Tage haben 36 Stunden"
Der Traum von einer besseren Welt und der Enttabuisierung des Todes, das ist es, was Mara mit Silke Fiedeler verbindet. Und so, wie der Roman zwischen Traum und Wirklichkeit wechselt, ist Silke Fiedeler eine Wanderin zwischen den Welten.
In der nüchternen Sachlichkeit des Rechts hat der riesige Kosmos der Phantasie keinen Platz. Für die Autorin aber ist der immerwährende Wechsel zwischen diesen Welten elementar. Und dafür hat sie eine einfache wie einleuchtende Erklärung: „Wenn man die ganze Zeit über Streit schreibt, dann macht man gerne etwas anderes.“
Zwei andere Geschichten hat sie schon im Kopf, dazu arbeitet die 44-Jährige an einer Drehbuchfassung von „Maras Traum“, alles neben ihrer Tätigkeit in der Kanzlei. „Die Betonung liegt auf neben“, sagt sie und lacht. Vor der Arbeit, nach der Arbeit, „gerne bis 3 Uhr morgens“, in der Freizeit und im Urlaub. „Meine Tage haben 36 Stunden“, sagt Fiedeler. Die sich ein Leben ohne die Schriftstellerei nicht vorstellen kann.
Die Französische Übersetzung
Früher hat sie ihre Gedanken in Kurzgeschichten festgehalten, besonders dann, wenn eines ihrer Tiere starb. Das letzte Tier war Eddy, ein kleiner Hamster, dem Silke Fiedeler eine Geschichte widmete. Der Schicksalsschlag, der danach folgte, war für eine Kurzgeschichte aber nicht mehr geeignet. „2006 starb meine Oma“, sagt Silke Fiedeler. „Ich begann zu schreiben.“ Sie schrieb solange, bis daraus ein Buch entstand.
Der Roman wurde bereits ins Französische übersetzt. Derzeit wird an der englischen Fassung gearbeitet. Die liegt der Autorin ganz besonders am Herzen: „Da in dem Buch auch der US-Präsident vorkommt, würde ich es ihm irgendwann gerne schicken“, sagt Silke Fiedeler.