Essen. . Das Rheinische Amt für Denkmalpflege winkt ab: Die alte Haupttribüne des Georg-Melches-Stadions, der früheren Heimatstätte von Rot-Weiss Essen, ist nicht so denkmalwürdig, wie eine Initiative bis zuletzt hoffte .
G-M-S: Gemeinsam mehr schaffen! Unter diesem Motto hatte eine Gruppe eingefleischter RWE-Fans die Initialen des alten Georg-Melches Stadions vor einigen Monaten neu verlängert. Ihr Ziel war nicht weniger als der Erhalt der Haupttribüne mit der man – wenige Meter vom Stadion-Neubau entfernt --Tradition und Mythos der Rot-Weiss-Geschichte bewahren wollte. Mit einem Anlaufpunkt für den Stadtteil und alle Fans. Zu teuer und zu spät, hieß die kopfschüttelnde Antwort von städtischer Seite, darum ruhten letzte Hoffnungen auf dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege, das doch bitte den bröckelnden 50er-Jahre-Bau unter Denkmalschutz stellen möge. Jetzt liegt die Antwort vor, und sie wird die Initiative wohl tief enttäuschen. G-M-S: Gescheitert mit dem Schutzantrag.
„Leider muss ich ihnen mitteilen, dass die 1954-1957 errichtete Tribüne aus Sicht des LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland nicht die Tatbestandsmerkmale eines Baudenkmals (...) aufweist“ – so schrieb jetzt die Hauptkonservatorin Angelika Schyma an einen der Initiatoren des Denkmalantrags, eine Entscheidung, die im Rahmen einer Kommissionssitzung der Abteilung Inventarisierung getroffen worden sei.
Gründe? Ausschlaggebend war die Bewertung der architekturhistorischen Bedeutung der Tribüne, die von Oliver Meys, wissenschaftlicher Referent beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland eben doch nicht als so einmalig gewertet wurde, wie mancher sich das gewünscht haben mag. So verweist Meys darauf, die Leichtigkeit der geschwungenen Grundlisslinie sei anders als etwa beim 2009 abgebrochenen Auestadion in Kassel bei der Gestaltung der Gesamtkonstruktion der Tribüne „nicht konsequent umgesetzt worden“.
Abriss im Spätherbst
Auch der multifunktionale Ansatz bescherte dem Bau keinen Denkmalwert: „Ohne Frage ist die Tribüne des Georg-Melches-Stadions größer als die meisten der Konstruktion nach vergleichbaren Tribünen der 1950er Jahre in Deutschland und zeigt eine sehr entwickelte Form multifunktionaler Nutzung, doch reichen diese Aspekte nicht aus, um den Denkmalwert im Sinne der architekturhistorischen Bedeutung zu begründen.“ Multifunktional seien halt viele Stadien schon in den 1920er Jahren gewesen, an dr Hafenstraße wurde dieses Modell nur leicht erweitert.
Die orts- und regionalgeschichtliche Bedeutung der Tribüne als Zeugnis der Erfolgsgeschichte des Vereins Rot-Weiss Essen in den 1950er Jahren und als Zeugnis der Bedeutung des Fußballs für die Arbeiterkultur des Ruhrgebiets sei „ebenfalls nicht ausreichend“ für eine Unterschutz-Stellung, heißt es in dem Kurzgutachten.
Essener Stadion fast fertig
Und so dürfte wohl im Spätherbst, das letzte Stündlein für die alte Haupttribüne schlagen. Das Geländeniveau wird mit tausenden Tonnen Erdaushub um einige Meter angehoben und dient als Grundlage für die dort entstehenden Parkplätze. Zeit, Abschied zu nehmen von einem Mythos, der nebenan neu entstehen soll.