Essen. . Imker Günter Holberndt hat zwei seiner Bienenvölker auf dem Dach des Sheraton an der Huyssenallee angesiedelt. Das Hotel sieht die Maßnahme als Umweltbeitrag.
Manch ein Essener mag sich noch vage an das Projekt „Königinnen für das Ruhrgebiet“ erinnern, das Naturfreunde im Kulturhauptstadtjahr 2010 umsetzen wollten. Ziel war es, Bienen im urbanen Revier anzusiedeln und ihre wichtige Funktion für die Pflege der Natur zu nutzen. Die Idee kam anscheinend zu früh: Zwei Jahre später hat das Sheraton Hotel die Initiative ergriffen und ließ Anfang Mai Imker Günter Holberndt zwei seiner Bienenvölker auf dem Dach des siebenstöckigen Gebäudes ansiedeln. Gestern luden beide zur Präsentation der ersten Schleuder-Ernte an die Huyssenallee 55 ein. Das Urteil: Der Honig schmeckt zweifelsohne und hat Dank der Linden im nahen Stadtgarten eine besondere Note im Geschmack.
Der Weg zu den „Beuten“, so der Fachbegriff der Kästen auf dem Dach, ist für Hotelmanager Roland Ohlberger und Günter Holberndt alles andere als einfach. Über die Küche im Erdgeschoss geht’s zum Lastenaufzug in die sechste Etage. Dort öffnet Ohlberger eine Luke samt ausfahrbarer Leiter, die er heraufkraxelt, ehe es für die versammelte Presseschar im strömenden Regen auf dem Dach einmal quer über den mit Waschbetonplatten ausgelegten Weg vorbei an Kabeln und Satellitenschüsseln geht. Sonderlich gern haben es die Bienen nicht, dass Holberndt während des Schauers im Schutzanzug die Beuten öffnet: „Solches Wetter mögen die gar nicht gern.“ Rund 50.000 Bienen je Beute könnten es zur Hauptzeit sein, die auf Nektarsuche durch die Umgebung fliegen, schätzt der 58-Jährige.
Hotelgäste erhalten den edlen Honig zum Frühstück
Erst seit vier Jahren imkert der Bergerhauser. Ein Nachbar hatte ihn auf den Geschmack gebracht. 13 Völker betreut er mittlerweile, untergebracht sind sie etwa am Schürmannhof oder in seinem Kleingarten an der Weserstraße. Holberndt war auch der einzige, der auf die Offerte des Sheraton antwortete. Das Hotel hatte bereits mit dem Naturschutzbund zusammengearbeitet und Vogelnistkästen im Stadtgarten installiert. „Wir wollten nun auch die Insektenwelt unterstützen“, erklärt Ohlberger. Denn es werde dort weder gedüngt noch gespritzt, so dass man unbelasteten Honig mit wenig Schadstoffen bekomme, verweist er auf den kulinarischen Aspekt. Bürgermeister Rolf Fliß stellte daher den Kontakt zum Imkerverband Rheinland und der zu Holberndt her.
Rund 60 Kilogramm Honig konnte der Imker nun aus der ersten Ernte schleudern. 6,50 Euro müssen Essener an der Rezeption für ein 350-Gramm-Glas berappen, während die klebrige süße Flüssigkeit den Hotelgästen zum Frühstück gereicht wird. Fliß möchte gerne weitere Nachahmer sehen, erste Gespräche mit den Standorten Wetteramt in Schuir und der Essener Arbeit in Bergeborbeck seien positiv verlaufen. Ein Ansprechpartner ist ebenso „Königinnen für das Ruhrgebiet“. Im Stillen hat der Verein weitergearbeitet und zählt 40 Mitglieder, verbreitet im Ruhrgebiet und in Köln.