Essen. . Rund 50 Luxusautos stahl eine Bande in Essen. Zwei von ihnen stehen jetzt vor Gericht: “Professor“ Krystian R., der mit Spezialausstattung teure BMWs knacken konnte, sowie “Kundschafter“ Andrej L., der bereits ein Geständnis abgelegt hat. Abnehmer für die Fahrzeuge fanden sie in Polen.
Wenn es kritisch wurde, eilte der „Professor“ ins Operationsgebiet. Denn er hatte das Spezialwissen und die Geräte, hochwertige Pkw zu knacken und zu starten. Rund 50 Luxusautos stahl die Bande. Zwei von ihnen, „Professor“ Krystian R. (28) und „Kundschafter“ Andrej L. (32), müssen sich seit Donnerstag vor der VI. Strafkammer verantworten.
Andrej L., der kurz nach seiner Festnahme im Januar umfangreich ausgepackt und die Strukturen der Bande offenbart hatte, bekam am Ende des ersten Prozesstages bereits sein Urteil: drei Jahre und fünf Monate Haft. Gegen seinen Mitangeklagten wird weiter verhandelt, denn er hatte sich erst am Donnerstag zum Geständnis entschlossen und will jetzt auch ausführlich reden.
Auf BMWs spezialisiert
Wie Berufskriminelle wirken die beiden nicht. Und so, wie die beiden Polen aus Altenessen agiert hatten, hätten sie sich wohl auch im legalen Geschäftsleben behaupten können; wenn auch mit weit geringeren Gewinnspannen. 2008 hatten sie sich in Essen kennengelernt. Zunächst investierten sie in Geräte und Software, um die Wegfahrsperren der teuren Pkw zu überwinden. Anfangs reichte die Ausstattung nur, um VW oder Audi zu stehlen. Später schafften sie teurere Geräte an und spezialisierten sich auf BMW X5 oder X6.
Abnehmer für die Fahrzeuge, die sie zwischenzeitlich in Garagen in Schönebeck und Frillendorf abstellten und zum Teil mit Unfallkarossen und falschen Papieren „legalisierten“, hatten sie in Polen. Rund 6000 Euro bekamen sie für ein solches Auto, das offiziell 50-, 60.000 Euro und mehr kostete. Richterin Jutta Wendrich-Rosch scheint nicht zur Zielgruppe der bayerischen Autobauer zu gehören und glaubte die Preise nicht: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein BMW 100.000 Euro wert ist. Dafür kriegt man doch ‘ne Wohnung in Altenessen.“
Klauen auf Bestellung
Oft klaute die Bande auf Bestellung. Andrej L. fuhr durch die Straßen, kundschaftete entsprechende Autos aus. Die Richterin: „Irgendwann haben Sie das Nord-Süd-Gefälle festgestellt, dass für diese Autos Werdener lohnender ist als Altenessen.“ Mitglieder einer mit den Polen kooperierenden kurdischen Gruppe sahen im Norden aber auch einen teuren BMW. Er parkte vor dem Saunaclub Penelope in Altenessen. Der „Professor“ kam, codierte einen passenden Schlüssel und öffnete das 81.000 Euro teure Auto.
Im Urteil gegen Andrej L. lobte Richterin Wendrich-Rosch, dass dieser frühzeitig dem Rat seines Anwaltes Volker Schröder gefolgt war und Hintermänner sowie Abnehmer genannt hatte. In welch hoch kriminellem Milieu er sich bewegt hätte, machte sie an den fünfeinhalb Jahren Haft deutlich, die einer aus der kurdischen Gruppe am Donnerstag vor einer anderen Strafkammer allein wegen seiner BTM-Delikte bekam. Aber mit diesen Delikten hatten die beiden Polen nicht direkt etwas zu tun.