Essen. . Die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen verleiht dem Schuh-Unternehmer Heinz-Horst Deichmann (85) die Ehrendoktorwürde. Man weiß, dass Deichmann, der bibelkundige Christ, einen Teil seines beträchtlichen Vermögens karitativen Zwecken widmet. Man weiß aber nicht unbedingt: Deichmann hat einen regulären Doktor der Medizin.
Das Handelsblatt schrieb: „Der reiche, fromme Mann mit dem weißen Haar aus Essen-Borbeck.“ Das stimmt, aber etwas Entscheidendes fehlt. „Medizin-Mann“ müsste es heißen. Heinz-Horst Deichmann (85) ist jetzt von der Medizinischen Fakultät der Uni Duisburg-Essen mit einem Ehrendoktor-Titel ausgezeichnet worden. Die Feierstunde fand am Freitag im Audimax des Klinikums statt.
Schuhe aus Fallschirmriemen
Man weiß, dass Deichmann, der bibelkundige Christ, einen Teil seines beträchtlichen Vermögens karitativen Zwecken widmet. Das gilt nicht nur für aufwändige Hilfsprojekte für irakische Kriegsflüchtlinge, das gilt auch für Spendenprojekte, die man fast als Nachbarschaftshilfe bezeichnen kann: Ohne Deichmann hätte die Dürer-Grundschule in Borbeck-Mitte, zum Beispiel, nie eine neue Turnhalle erhalten. Die Kinder würden stattdessen wohl noch heute in einem verschimmelten Bunker Sport treiben, der mal Teppichlager war.
Man weiß aber nicht unbedingt: Deichmann hat einen regulären Doktor der Medizin. 1951 wurde er an der Uni Düsseldorf promoviert. In den Fünfziger Jahren arbeitete er sogar noch aktiv als Orthopäde, obwohl die Geschicke der Firma seines Vaters da längst schon in Heinz-Horsts Händen lagen. Auf seinen Fahrten zur Uni nach Düsseldorf nahm Deichmann immer auch Schuhe mit, um die Düsseldorfer Filialen mit Ware zu versorgen.
Firmengründer Heinrich Deichmann (1888 - 1940) hatte 1913 eine Schuhmacherei eröffnet, stellt robuste, günstige Schuhe für die Bergleute her. 1930 eröffnet die erste Deichmann-Filiale in der Nähe des Borbecker Marktes. Nach dem Krieg gehen Fertigung und Produktion weiter, Deichmann verkauft Schuhe, die aus Pappelholz und Fallschirmgurten zusammenmontiert werden.
Für die Ausbildung von Jugendlichen
1956 gibt Deichmann seine Tätigkeit als Orthopäde auf – und konzentriert sich voll auf das Geschäft. Deichmann expandiert, seit den Siebziger Jahren auch ins Ausland. Da blitzen die Leidenschaft Deichmanns für die Medizin und das Soziale wieder durch: Er startet in Indien ein christliches Hilfsprojekt, das sich zunächst vor allem um Leprakranke kümmert. In den Neunziger Jahren, Deichmanns Sohn Heinrich ist längst in die Geschäfte eingebunden, beginnt Heinz-Horst Deichmann, im Süden Tansanias ein medizinisches Hilfsprojekt aufzubauen. Während seines sozialen und medizinischen Engagements in der ganzen Welt vergisst Deichmann die Leute vor der eigenen Tür nicht: Im Jahr 2005 richtet Deichmann einen bundesweiten Förderpreis ein, der Firmen und Initiativen auszeichnet, die sich besonders um die Förderung von Jugendlichen kümmern. Der Preis ist insgesamt mit 100 000 Euro dotiert. „Geld“, hat Deichmann einmal gesagt, „ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr.“ Heißt: Es darf kein Selbstzweck sein.
Ein wichtiger Spender für die Uni
Deichmann unterstützt auch schon seit Jahren die Uni Duisburg-Essen. Er übernahm zum Beispiel für fünf Jahre die Finanzierung eines neuen Lehrstuhls für Atherosklerose (Arterienverkalkung), stiftete einen Mikro-Computertomographen, fördert ein neues Lehr-Lern-Gebäude und ermöglicht jährlich die Ausschreibung von Preisen für Nachwuchswissenschaftler. Und für die Uni Duisburg-Essen hat Deichmann noch eine ganz wichtige Bedeutung: Er finanziert 50 Deutschland-Stipendien. Die Uni Duisburg-Essen ist bundesweit führend bei der Vergabe jener Stipendien, die zur Hälfte von privaten Geldgebern, zur anderen Hälfte vom Staat finanziert werden. Bewerben können sich Studenten, die nicht allein sozial bedürftig sind, sondern sich durch besondere Studienleistungen oder bemerkenswertes ehrenamtliches Engagement hervorgetan haben. Wegen seines vielbeachteten Erfolgs bei der Einwerbung von Fördermitteln für das Stipendium ist Uni-Rektor Ulrich Radtke zuletzt zum „Fundraiser of the year“ ernannt worden.
Wenn die Firma Deichmann ihre Mitarbeiter zur Weihnachtsfeier lädt, dann spielt auch ein Posaunen-Chor, und es werden Bibelpassagen vorgelesen. Das ist kein aufgesetztes Pathos.
Das ist echt. Deichmann, der Milliardär, ist davon überzeugt, dass man mit Geld viel Gutes tun kann, dass Geld auch ein Segen sein kann. Er lebt es vor.