Essen. . Dass Buntmetalldiebe immer dreister und öfter auftreten, registriert auch die Polizei. Der Fund von 170 von einem Friedhof gestohlenen Grablampen ist da nur ein jüngstes Ausrufezeichen. Die Überwachung ist bei 23 städtischen Friedhöfen ein Ding der Unmöglichkeit. Die Wirtschaft dagegen reagiert inzwischen auf die Fälle.

Der Fund von 170 Grablampen, die Metalldiebe in der Nacht zum Sonntag am Nordfriedhof mitgehen lassen wollten, hinterlässt die Betroffenen sprachlos. Zwar haben sich bei der Friedhofsverwaltung laut Hans-Joachim Hüser viele Opfer gemeldet, die Lampen wurden den Gräbern zugeordnet und wieder aufgestellt, aber der Schock sitzt tief. Hüser weiß, wie aussichtslos der Kampf gegen Grabräuber erscheint: „Wir haben in der Stadt 23 städtische Friedhöfe. Von der Fläche her macht das 256 Hektar und noch mal rund 200 Kilometer Weg. Wie soll man das alles schützen und überwachen? Flächendeckend ist das nicht möglich.“ Zuletzt habe man lange Zeit Ruhe gehabt, nur vereinzelte Fälle habe es gegeben. Am Friedhof in Rellinghausen hätten sich Anfang 2012 etwa viele Diebstähle gehäuft. „Es wird auch kein Halt vor unseren Anlagen mehr gemacht“, berichtet er über Langfinger in Toiletten und Trauerhallen, die alles, wo etwas Kupfer drinsteckt, Stück für Stück stehlen. Er könne nur an die Friedhofsbesucher appellieren, wachsam zu sein und verdächtige Arbeitsgeräusche oder Wagen vor Ort zu melden.

Aufwärtstrend

Dass Buntmetalldiebe immer dreister und öfter auftreten, registriert auch die Polizei. Gesondert führt sie diese Problematik zwar nicht in ihrer Statistik, aber: „Mindestens seit Anfang des letzten Jahres verzeichnen wir einen Aufwärtstrend bei Metalldiebstählen“, sagt Sprecher Lars Lindemann. Man kenne zwei Täterprofile: Entweder seien es Einzeltäter, etwa im Rahmen von Beschaffungskriminalität, oder organisierte Banden, die gezielt vorgingen. „Wir haben seit einigen Jahren eine gewisse Konstanz“, sagt auch Jürgen Karlisch von der Bundespolizei, die Metalldiebe im Schienennetz im Visier hat. Er kennt Fälle, wo Diebe unter Lebensgefahr Ankerseile oberhalb der Fahrleitung auf 300 bis 400 Metern abmontierten. Ein Tatort, der bereits öfter in der Statistik aufgetaucht ist, sind die Gleisanlagen in Bergeborbeck. „Grund ist die bauliche Substanz und es ist abgeschirmt durch Sträucher“, so Karlisch.

Auch die Wirtschaft kämpft mit den Kosten, die die Langfinger verursachen. So haben sich die Deutsche Bahn, der Energieriese RWE, die Deutsche Telekom und der Verband Deutscher Metallhändler zu einer Sicherheitspartnerschaft zusammengefunden. Über ein Warnsystem wollen sie Fälle dokumentieren, um so auch den Weiterverkauf des Diebesguts zu erschweren.

Kennzeichnung der Kabel

Allein der in der Stadt beheimatete RWE-Konzern zählte 2010 bundesweit 235 Fälle von Metalldiebstahl, dabei entstand ein Schaden von 600.000 Euro. 2011 nahm dies weiter zu: 466 Fälle und ein Ausfall von 1,7 Millionen Euro. Im laufenden Jahr seien es bereits 220 Fälle, bei Kosten von 900.000 Euro. Man arbeite daher an einer Kennzeichnung der eigenen Kabel durch Speziallack, so ein Sprecher.