Katernberg. .

Diebstahl auf Friedhöfen gehört heute beinahe zur Tagesordnung. Zumeist haben es die Räuber auf wertvolle Metalle abgesehen, die gut und schnell zu verkaufen sind, und lassen deshalb häufig Grableuchten aus Messing oder Bronze mitgehen. Auf dem Katholischen Friedhof in Katernberg schauen die Täter jedoch offensichtlich genauer hin und nehmen nur ganz besondere Utensilien mit.

Der Friedhof an der Viktoriastraße 129 in Katernberg: über 100 Jahre alt und stattliche 26 Hektar groß. Thomas Knobel ist Friedhofsgärtner und der einzige, der hier zumindest während der Öffnungszeiten – morgens ab 7 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit – regelmäßig nach dem Rechten sieht. Nachts allerdings muss auch er passen.

An Wachpersonal ist nicht zu denken, denn „das können wir uns schlicht nicht leisten“, erklärt Helmut Fleer von der Friedhofsverwaltung. So können die Täter beinahe gefahrlos einsteigen und ebenso unbemerkt wieder verschwinden. Der Maschendrahtzaun hinter einer Buchenhecke, der das Gelände einfriedet, ist auch kein Hindernis für die mit Bolzenschneidern ausgerüsteten Räuber. „Schon zweimal musste ich den Zaun in den letzten Wochen flicken“, sagt Knobel. „Doch eigentlich könnte ich mir die Mühe sparen“.

Es geht den Dieben nicht nur um das Metall

Allein 15 Übergriffe hat Verwaltungsmitarbeiter Fleer allein in den vergangenen sechs Wochen gezählt. Entwendet wurden eher anspruchsvolle Objekte: darunter eine Madonna aus Bronze und eine kunstvoll gefertigte Rose gleichen Materials, welche sorgfältig aus einem zweigeteilten Grabstein herausgetrennt wurde. Fleer: „Es geht den Dieben offensichtlich nicht allein um das Metall, sonst würden sie nicht die Grableuchten stehen lassen, die viel leichter zu entfernen sind.“ Durchaus denkbar, dass das Diebesgut also nicht auf der Halde des nächstbesten Schrotthändlers landet, sondern in Gänze und intakt verkauft wird.

Darüber hinaus meldeten Besucher Vandalismusschäden an einzelnen Gräbern. „Es kommt immer wieder einmal vor, dass Blumen gestohlen werden“, berichtet Helmut Fleer. „Doch zuletzt wurden Beete durch chemische Substanzen, möglicherweise Unkrautvernichter, zerstört. Das habe ich in dieser Form noch nie gesehen.“ Fünf Gräber sind von diesen Attacken betroffen. Fleer glaubt jedoch nicht, dass es sich bei diesen Tätern auch um die Diebe handelt: „Da spielen sicherlich andere Motivationen eine Rolle.“

Polizei rät: Anzeige erstatten

Wie immer es auch sei; Klaus-Peter Netz, Polizei-Oberrat der Inspektion Nord, empfiehlt allen Betroffenen dringend, jeden Schadensfall zur Anzeige zu bringen. „Nur wenn uns Meldungen vorliegen, können wir darauf reagieren und entscheiden, wo wir bei unseren Ermittlungen ansetzen müssen.“ Zuletzt tat man dies, laut Netz, am Nord-Friedhof in Altenessen, wo ein Täter dingfest gemacht werden konnte. „Es ist allerdings immer sehr schwierig, den Verdächtigen etwas nachzuweisen, wenn man sie nicht gerade in flagranti erwischt“, ergänzt Klaus-Peter Netz. „Auch in diesem Fall konnten wir den Täter nicht mit allen Diebstählen in Verbindung bringen.“

Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, warum längst nicht alle Geschädigten sich bei der Polizei melden. Doch auch die, die es taten, sind mitunter nicht ganz glücklich. „Einige haben mir erzählt, die Polizei wolle ihre Anzeige gar nicht erst aufnehmen“, erklärt Helmut Fleer. „Das wäre natürlich nicht im Sinne des Erfinders.“ Dies wollte Polizei-Oberrat Netz so nicht bestätigen, räumt jedoch ein: „Möglicherweise hat mancher Kollege darauf hingewiesen, dass die Aussicht auf Erfolg sehr niedrig ist. Da hat vielleicht so manchen der Mut verlassen, die Polizei überhaupt mit der Angelegenheit zu behelligen. Doch dazu besteht kein Anlass. Jeder, der eine Anzeige erstatten will, wird auch gehört und der Fall bearbeitet.“

Zivilstreifen

Bei der Häufung der Diebstähle auf dem Kath. Friedhof in Katernberg hält es Polizei-Oberrat Klaus-Peter Netz für durchaus denkbar, dass auch an der Viktoriastraße künftig Zivilstreifen zum Einsatz kommen, um mögliche Täter aufzuspüren. Hinweise zu möglichen Straftaten nimmt jede Polizei-Dienststelle entgegen.