Essen. . Die Schülerinnen des Mädchen-Gymnasiums Borbeck haben in einem Jahresprojekt die Leben berühmter Frauen recherchiert - von solchen, die aus Essen kommen und anderen. Sport-Unterricht haben die Mädchen bald in der “Linda-Bresonik-Turnhalle“. Essener Frauen haben als Patinnen für Schulräume Vorrang.

Die Schülerinnen des Mädchen-Gymnasiums Borbeck haben demnächst Sportunterricht in der „Linda-Bresonik-Turnhalle“. Linda Bresonik ist eine bundesweit bekannte Fußballerin aus Schönebeck. Der Chemie-Unterricht findet im „Hildegard-Hamm-Brücher-Chemieraum“ statt. Hildegard Hamm-Brücher ist eine bundesweit bekannte Politikerin, Chemikerin und Journalistin. Geboren ist sie im Jahr 1921 - in Essen. Man kann nicht unbedingt behaupten, dass das selbst jedem Stadtpatrioten geläufig ist.

Die Klasse 8c des Mädchengymnasiums hat in einem Jahresprojekt die Leben berühmter Frauen recherchiert - von solchen, die aus Essen kommen und anderen. Viele Fachräume der Schule werden künftig diese Namen tragen. Für den Herbst ist eine offizielle Einweihung geplant. Dazu sollen die Frauen, die mit ihrem Namen sozusagen Patinnen sind, auch eingeladen werden. Falls sie noch nicht tot sind.

Auf Spurensuche im Stadtarchiv

Thea Rasche zum Beispiel. Sie starb 1971 in Bredeney, mit 71 Jahren. Frau Rasche wurde weltweit „The Flying Fräulein“ genannt, sie war die erste deutsche Frau mit Kunstflugschein und eine der international bekanntesten deutschen Fliegerinnen aller Zeiten. Der Erdkunde- und Geschichtsraum soll künftig nach ihr benannt werden.

„Vorrang hatten Essener Frauen. Ich habe den Schülerinnen gesagt, wenn ihr keine Essenerin findet, dann schaut im Ruhrgebiet, und ansonsten in der ganzen Welt“, erklärt Gabriele Rüken-Hennes. Die Politik-Lehrerin hat das Projekt angeleitet, die Idee stammt von Schulleiterin Katy Wenning, als Schirmherrin fungiert Elisabeth Gemein, die bis zum letzten Schuljahr Schulleiterin am Mädchengymnasium Borbeck (MGB) war. Was alle Namensgeberinnen auszeichnet, ist Stärke und ganz sicher auch Mut – Thea Rasche zum Beispiel setzte ihren Traum, Fliegerin zu werden, gegen den Argwohn ihres Vaters durch.

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Die Schülerinnen haben nicht nur im Internet recherchiert, sondern sind auch im Stadtarchiv auf Spurensuche gegangen. Und haben alle Beteiligten, falls sie noch unter uns sind, persönlich angeschrieben. „Es ist uns unterschiedlich gut gelungen, Privates herauszufinden“, räumt Gabriele Rüken-Hennes ein. Und doch führte die Kontaktaufnahme zu angenehmen Überraschungen: Hildegard Hamm-Brücher meldete sich neulich telefonisch aus München und gab ihr ganz persönliches Okay für die Namensstiftung, verbunden mit dem Ausdruck größter Freude. Und aus Amerika kam ein Brief: Von Melinda Gates, der Ehefrau von Microsoft-Gründer Bill Gates. Das heißt, nicht Frau Gates persönlich hat geschrieben, nein, aber ihre Stiftung. Immerhin. Der Selbstlern-Raum, in dem Oberstufenschülerinnen am PC arbeiten können, heißt demnächst Melinda-Gates-Raum.

Fortbildung für Lehrer und Schulalltag

„Was Ihr recherchiert habt, ist pure Fortbildung für alle Lehrer und den Schulalltag“, lobte Schulleiterin Katy Wenning die beteiligten Mädchen. Es sollte schließlich auch nicht unbedingt als bekannt vorausgesetzt werden, dass im Kettwiger Restaurant Hugenpoet die einzige Küchenchefin des Landes NRW arbeitet, Erika Bergheim. Und überhaupt: Sie war die erste Köchin im Land, die einen Michelin-Stern errang.

Eine Urkunde an der Raumtür soll künftig an die Namensgeberinnen erinnern. Die Räume sollen auch, den Persönlichkeiten der Frauen entsprechend, umgestaltet werden; erste Entwürfe liegen bereits vor, die Schülerinnen haben sie entworfen. So soll die Decke der Gymnastikhalle zum Beispiel grün angestrichen werden mit weißen Linien, wie ein Fußballfeld. Es ist ja die Linda-Bresonik-Turnhalle. Mit der Stadt werden bereits Verhandlungen geführt, welche Umgestaltungen möglich sind – damit am Ende tatsächlich „Frauenzimmer“ entstehen. So ist die ganze Aktion benannt worden. Auch Linda Bresonik, berichten die Schülerinnen, gibt gern ihren Namen her. Auch wenn sie selbst auf eine andere Schule gegangen ist.