Essen. Greenpeace will die Buchenwälder in Deutschland schützen. Die Essener Gruppe lud zum Ortstermin in den Stadtwald und gab einen Einblick ins Innenleben.

Mit ihren kurzen Ärmchen kann die kleine Nele (3) den mächtigen Baumstamm längst nicht umschließen. Dafür hilft ihr Annette Wittke, Waldexpertin bei Greenpeace Essen, das Holz mit einem Maßband zu umwickeln. „Und wenn man nun die Zahl durch 3,14 teilt, bekommt man den Durchmesser“, erklärt sie. Auch wenn Nele das noch nicht so ganz verstehen wird, vergisst sie sicher nicht so schnell, dass „ihre“ Buche mindestens 140 Jahre alt ist.

„Waldschutz ist Klimaschutz“, sagt die Zentrale der Umweltschutzorganisation in Hamburg und hat eine bundesweite Kampagne für den Erhalt der heimischen Buchenwälder gestartet. Möglichst viele Menschen gehen dafür auf Entdeckungstour in die nachbarlichen Wälder – die Essener Greenpeace-Truppe hat sich dafür den Stadtwald ausgesucht.

Energie ist nach wie vor ein Thema

„Durch Baumvermessungen kann jeder das ungefähre Alter bestimmen“, erklärt Annette Wittke in grüner Jacke den acht Besuchern, die sich mit ihr und ihren Mitstreitern in den Wald aufgemacht haben, zückt den Fotoapparat. Für die Kampagne sammelt die Zentrale die Mensch-Baum-Schnappschüsse.

Regionale Themen sind nicht so häufig im Fokus der Organisation, die in größeren Kategorien denkt. „In den vergangenen Jahren konnten die Gruppen vor Ort aber mehr und mehr regionale Kampagnen machen“, berichtet Aktivist Björn Ahaus. Buchen im Stadtwald geben eben doch mehr Raum für Aktionen vor Ort als Pottwale in der Arktis. Sonst steht man u.a. häufig an Infoständen, etwa auf dem Willy-Brandt-Platz oder in Rüttenscheid.

Natürlich ist die Energie nach wie vor ein Thema, da hat sich seit den 1980ern wenig geändert. Das hält erwartungsgemäß die Gruppe aus Rüttenscheid in der RWE- und Eon-Stadt Essen auf Trab. Und hat ihr Zulauf beschert. „Seit der Eon-Hauptversammlung in der Grugahalle vor ein paar Jahren komme ich in unregelmäßigen Abständen vorbei“, sagt Christoph Kalka (39). Um die 20 Aktive stark ist man in Essen, hinzu kommen zehn Mitglieder der Jugendgruppe.

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„Wollsocken-Ökos kommen aber längst nicht mehr“, berichtet Greenpeace-Mann Ahaus: „Wir haben mehr Leute, die in Trekking-Kluft herumlaufen, sich stark für Ökologie interessieren und keine Lust auf Parteipolitik haben“, führt er aus. Das müssten aber längst nicht nur Akademiker sein, tritt er einem Klischee entgegen. „Das hängt von der Ortsgruppe ab. Dortmund ist viel stärker von Malochern geprägt.“

Mittlerweile hat die Hälfte der Gruppe eine Binde vor den Augen. Die Borke zunächst ertasten und danach, mit geöffneten Augen, „seinen“ Baum wiederfinden, steht auf dem Programm. Für den Umweltschutz spielt man auch mal „Blinde Kuh“.