Essen.. 100 Essener Firmen blicken verhalten in die Zukunft. Sie alle nahmen an einer Konjunktur-Umfrage der Commerzbank teil. So lautet das Fazit, das viele der Studien-Teilnehmer ziehen, wenig überraschend: „Auf Sicht fahren, kurzfristig planen und flexibel entscheiden.“
Immer mehr Essener Firmen stellen Investitionsentscheidungen zurück. Der Grund: Mit der Eurokrise wächst die Planungsunsicherheit. Rund 100 Essener Firmen nahmen an der Mittelstandsumfrage der Commerzbank teil – viele blicken verhalten in die Zukunft.
Die konjunkturelle Entwicklung lasse insgesamt nach (65 Nennungen). Zudem sei die Entwicklung der Absatzmärkte schwerer einzuschätzen (53 Prozent). Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Unternehmer von Investitionen abhalten. Die so häufig beschworenen Probleme des Fachkräftemangels und der Kreditklemme spielen in den Antworten eher untergeordnete Rollen. „Viele Mittelständler wollen gar keine Kreditfinanzierung, sondern setzen auf die Innenfinanzierung aus Gewinnen und Rücklagen“, sagt der Essener Commerzbank-Geschäftsführer Michael T. Krüger.
Mittelständler sehen eigene Sachkenntnis als eher dürftig an
So gaben lediglich je 36 Prozent der Essener Betriebe an, mittel- und langfristige Bankkredite oder Kontokorrentkredite in Anspruch nehmen zu wollen. „Viele Unternehmer monieren, Banken würden Kredite viel zu leicht bewilligen“, erklärt Krüger.
Dabei sehen viele Mittelständler die eigene Sachkenntnis als eher dürftig an. Als typische Fallen für die Überschuldung nennen sie an erster Stelle strategische Fehlentscheidungen (87 Prozent) und eine zu geringe Expertise in Finanzfragen (71 Prozent). Was eine umso bessere externe Beratung erfordert, „doch die schlechte Beratung durch Banken beklagen 57 Prozent der Betriebe.“
So lautet das Fazit, das viele der Studien-Teilnehmer ziehen, wenig überraschend: „Auf Sicht fahren, kurzfristig planen und flexibel entscheiden.“ Man möchte denken, „nur“ 100 Essener Unternehmen haben geantwortet – das muss für die Stadt nicht repräsentativ sein.
Auswirkungen zeigen sich am Arbeitsmarkt
Doch erste Auswirkungen von Planungsunsicherheit und Investitionszurückhaltung zeigen sich am Arbeitsmarkt. Der hat sich im Mai im Zuge der alljährlichen Frühjahrsbelebung zwar noch einmal entspannt – die Quote sank von 12,7 auf 12,4 Prozent – doch die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist nach kontinuierlichen Zuwächsen seit Januar 2010 erstmals wieder rückläufig.
Arbeitsagentur-Chef Torsten Withake wertet den leichten Rückgang als Ergebnis der Verunsicherung am Markt. Gleichwohl betont er, dass noch immer viele Arbeitgeber nach Fachkräften suchen und dafür bereit sind, gute Konditionen anzubieten. Nahm die Zahl der Befristungen in den vergangenen Jahren deutlich zu, so seien aktuell wieder 76 Prozent der gemeldeten Stellen unbefristet, was Jobangebote für potenzielle Bewerber deutlich attraktiver mache.
"Mit dem Internet hat sich der Markt verändert"
Einen Zuwachs verzeichnet die Agentur hingegen bei der Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze. Im Vorjahreszeitraum wurden 2914 Lehrstellen gemeldet – in diesem Jahr bereits 3208. Doch dem gegenüber steht ein wachsendes Bewerber-Heer: statt 3504 (2011) meldeten sich seit Jahresbeginn 4709 Schulabgänger. Ein großer Teil ist inzwischen versorgt – doch noch immer sind 1900 junge Menschen auf der Suche nach einem Job.
„Mit dem Internet hat sich der Markt verändert“, sagt Withake, „viele Firmen melden uns ihre Stellen nicht mehr, sondern bieten Lehrstellen auf ihren Firmen-Webseiten an. Dabei brauchen wir dringend noch weitere Ausbildungsplätze für das laufende Jahr.“