Essen. . 24 Abiturienten vom Burggymnasium widmeten sich im Geschichtszusatzkurs zwei städtischen Denkmälern. Ihre Ergebnisse sind seit Dienstag im Haus der Deutschen Geschichte ausgestellt.
Der gemeine Großstadttourist kann gewöhnlich jede Menge Informationen zu Sehenswürdigkeiten liefern, kennt die Geschichte zum Brandenburgertor, weiß, was es mit der Münchener Mariensäule auf sich hat. Aber welcher Essener fragt sich schon, warum Bismarck uns am gleichnamigen Platz erwartet oder Kaiser Wilhelm auf dem Burgplatz reitet? 24 Abiturienten des Burggymnasiums nahmen sich im vergangenen Schuljahr diesen Fragen an – und präsentieren ihre Ergebnisse seit gestern Nachmittag in ihrer Ausstellung „Warum Bismarck?“ im Haus der Essener Geschichte.
Leseratten? Bücherwürmer?
Jetzt denkt ein jeder an zwei Dutzend fleißige Leseratten und Bücherwürmer, die wochenlang kein Tageslicht sahen und ihre Freizeit dem städtischen Archiv opferten. Stimmt nicht ganz. Tatsächlich war es „nur“ der Zusatzkurs Geschichte, also eine zweistündige Pflichtveranstaltung, um die niemand in Stufe 13 herumkommt, wenn er nicht den Leistungskurs Geschichte wählt. Dementsprechend gering hielt Geschichtslehrerin Brigitte Sternberg ihre Erwartungen zunächst: „Bei einem Zusatzkurs ist normalerweise nicht mit allzu viel Einsatz und Mühe zu rechnen.“
Ihren Vorschlag, den Nationalismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts mal nicht als Frontalunterricht zu gestalten, nahmen die 24 Schüler ihres Zusatzkurses sofort einstimmig an. Vielleicht nur das kleinere Übel? „Natürlich gehen wir prinzipiell in den Unterricht, weil wir müssen“, beantwortet Valentin Zick die Frage nach der Motivation. „Aber hätte das Projekt nicht so viel Spaß gemacht, wäre am Ende nicht so etwas dabei herausgekommen,“ betont der Abiturient.
Und mehr Spaß als „Zeittotschlagen und Bücherwälzen“, wie Kursleiterin Sternberg vergleicht, muss es wohl gewesen sein, wenn man die Ausstellungsstücke beäugt. Aus (nach Angaben des Haus der Geschichte) „bisher weitgehend unerschlossenem Archivmaterial“ haben die Schüler die gesamte Geschichte der Reichskanzler-Statue auf elf Text- und Bildtafeln zusammengetragen.
Da ist selbst der Leiter des Hauses der Geschichte und des Stadtarchivs, Klaus Wisotzky, der sich eine Verbindung von Schule und Archiv „schon lange gewünscht“ hat, einigermaßen stolz.
Freistunden freiwillig geopfert
Sich selbst sieht er dabei lediglich als „Zulieferer des Materials bei der gemeinsamen historischen Bildungsarbeit“, für die sich das Land NRW 2011 in einer Erklärung aussprach. Schulen und Archive aller Kommunen seien dazu aufgefordert, mehr zusammen zu arbeiten, heißt es darin.
Klingt trocken, kann aber sehr spannend sein – meint zumindest Abiturientin Diana Kochai, die bei der Führung durchs Archiv die Originalunterschrift von Hitler und Dokumente zur Hexenverfolgung zu Gesicht bekam. So haben die Schüler durchaus auch die ein oder andere Freistunde (freiwillig!) fürs Archiv geopfert. Ob sie bei soviel fachlichem Engagement nicht Geschichte studieren mögen? „Nein danke, dann hätten wir gleich den Leistungskurs gewählt“, lachen die Schüler.
Ausstellung gestern eröffnet
Ein Schuljahr widmeten sich 24 Abiturienten des Zusatzkurses Geschichte vom Burggymnasiums jeweils (mindestens) zwei Schulstunden pro Woche den Denkmälern Kaiser Wilhelms I. am Burgplatz und des Reichskanzlers Otto von Bismarck auf dem gleichnamigen Platz. Die elf Text- und Bildtafeln zum Thema sind seit gestern bis zu den Sommerferien im Haus der Geschichte, Ernst-Schmidt-Platz 1, in Raum 0.19 ausgestellt. Jeweils mittwochs ab 16 Uhr, sowie nach Vereinbarung können die Schülerarbeiten besichtigt werden.