Essen. . „Schuster ist der Stadtverband, der Stadtverband ist Schuster“, sagt ein Kleingärtner, der mit ihm einen Strauß auszufechten hatte, über den Essener Verbandsvorsitzenden Heinz Schuster. Nein, mit dem 78-Jährigen ist nicht gut Kirschenessen. Warum Schuster als Vorsitzender umstritten, aber unangreifbar ist.

Heinz Schuster ist bei seinem Leisten geblieben. Nein, mit dem 78-Jährigen ist nicht gut Kirschenessen. Das weiß, jeder der schon einmal das zweifelhafte Vergnügen hatte, mit dem Vorsitzenden des Stadtverbandes der Kleingartenvereine aneinander zu geraten. Diese Erfahrung mussten sie jetzt auch im Kleingartenverein „Bunte Gärten Alte Kirchstraße“ machen. Schuster hat die Laubenpieper vor die Tür gesetzt, der Pachtvertrag wurde gekündigt. Warum? „Das ist Privatsache“, poltert Schuster. Privat oder öffentlich - das ist für den selbst ernannten Hüter des Kleingartenwesens gerne Auslegungssache. Dass die „Bunten Gärten“ für ihren interkulturellen Ansatz vom Bundesbauminister mit einem Preis bedacht wurden, und viel öffentliches Geld in das Projekt geflossen ist, schert Schuster nicht. Es drängt sich vielmehr der Eindruck auf, dass hier die wahre Ursache für seinen Groll liegen könnte: „An uns lief alles vorbei. Wir wussten von nichts.“ Er, Schuster, wusste von nichts.

„Schuster ist der Stadtverband, der Stadtverband ist Schuster“, formulierte ein Kleingärtner, der mit ihm einen Strauß auszufechten hatte. Frei nach dem Selbstverständnis der absolutistischen Herrscher: Der Staat bin ich. Wer sich umhört hinter Hecken und Gartenzäunen, hört wenig Schmeichelhaftes. Kritik gegenüber sei er resistent, auf Widerspruch reagiere er „wie ein trotziges Kind“. Das klingt noch freundlich. Frühere Weggefährten, die es gut mit ihm meinen, beschreiben ihn als fleißig, engagiert und bescheinigen ihm Organisationstalent. Allen ist gemein, dass sie ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen wollen. Wer seinen Kopf zu weit über die Grasnarbe hebt, wird rasiert. Ist das die Antwort auf die Frage, warum Schuster so fest im Sattel sitzt? Seit 1989 ist er im Amt und legt dabei ein Beharrungsvermögen an den Tag, wie man es aus dem Fernsehen kennt, wenn die Nachrichten aus Nordkorea oder anderen Despotenstaaten berichten.

Das Fundament seiner Macht ist aber nicht allein auf Rhetorik gebaut

2010, bei Schusters letzter Wiederwahl, versuchte sich ein Gegenkandidat. Allein der Versuch war ein Affront: Die Stadt habe beim Versuch ihn abzuschießen, ihre Finger im Spiel gehabt, mutmaßt Schuster, der sich mit Vorliebe an der Verwaltung abarbeitet, wenn die sich mal wieder Anliegerbeiträge oder andere Grausamkeiten einfallen lässt, unter der „der kleine Mann“ auf seiner Scholle leiden müsse. Schuster führt sein Wort, laut und zuweilen aggressiv. Das kommt an in der Gartenlaube. Die Verwaltung führt er gerne am Nasenring durch die Arena, wie jüngst beim Streit um einen illegal errichteten Unterstand am Kleingartenlehrpfad am Baldeneysee. Sollte die Stadt darauf bestehen, dass die Hütte abgerissen wird, will Schuster die Bänke am Ufer gleich mitabräumen. Um lauthalse Drohungen ist er nicht verlegen.

Das Fundament seiner Macht ist aber nicht allein auf Rhetorik gebaut. 1991 hat er die „Essener Kleingartengrund und Boden gGmbH“ aus der Taufe gehoben. Großunternehmen suchten Käufer für ihr Grabeland. Die Stadt winkte ab, Schuster und ein paar Mitstreiter griffen zu. Längst ist die gemeinnützige GmbH Großgrundbesitzer. Was das heißt, bekommen die „Bunten Gärten“ zu spüren. Der Stadtverband ist nur Zwischenpächter auf und verwaltet die Kleingärten auf städtischem Boden. Die Stadt ist dankbar dafür, dass sie nicht auch dieses öffentliche Grün am Bein hat, zahlt dem Verband zweckgebundene Zuschüsse - 140 000 Euro pro Jahr, so Schuster. Wer als Kleingartenverein davon etwas abhaben wolle für Pflege oder Reparaturen, so heißt es, der stellt sich besser gut mit dem Verband und seinem allmächtigen Vorsitzenden. Oder schweigt.