Zwei Kindergärten und ein multikultureller Kleingartenverein aus Katernberg beackern gemeinsam ihre Parzellen.Für die "Familiengärten" gibt es heute einen Preis von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee
Katernberg blüht, das weiß nicht einmal jeder Essener, aber in Berlin hat man es bemerkt. Und so wird das Projekt "Familiengärten" am heutigen Donnerstag von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) mit dem Anerkennungsppreis "Soziale Stadt" ausgezeichnet. Geehrt werden bundesweit 21 Projekte, die sich um Stadtteile mit mit "besonderem Erneuerungsbedarf" verdient machen, die dort Alteingesessene und Zuwanderer zusammenbringen, alte und arme Bürger aus der Wohnung ins städtische Geschehen holen, Kinder und Jugendliche in Bewegung setzen.
In Katernberg etwa werden Kinder aus zwei Tagesstätten eine Kleingartenparzelle von gut 300 Quadratmetern beackern. Die 95 Kinder aus der Kita Alte Kirchstraße und die rund 50 Kinder aus der inte-grativen Einrichtung Imbuschweg haben das Gelände schon erkundet und übungsweise einige Sträucher gegossen. Ein erster Apfelbaum ist gepflanzt, Strom- und Wasserleitungen werden gelegt und ein Holzhaus mit Toilette, Stauraum und Kochstelle steht auch schon. "Falls es mal Bindfäden regnen sollte, können sich die Kinder da unterstellen", sagt der Leiter der Kita Alte Kirchstraße, Meinrad Pielucha. Grundsätzlich gelte schlechtes Wetter aber nicht als Ausrede: Tag für Tag sollen je zehn bis 15 Kinder aus den beiden Einrichtungen im Grünen "hegen, pflegen, pflanzen und ernten".
Nicht nur der Begriff Kindergarten wird da mit neuem Leben gefüllt, die Kleinen sollen auch eine Erfahrungswelt kennenlernen, die vielen nicht bislang verschlossen bleibe: "Die entdecken erstmals, dass Möhren eigentlich nicht aus der Dose bei Aldi kommen, sondern aus dem Boden."
Beheimatet ist die Parzelle auf dem Gelände des Kleingartenvereins "Bunte Gärten", der türkische Wurzeln hat und für seine Arbeit gemeinsam mit den beiden Kindergärten in Berlin geehrt wird. Dass der interkulturelle Austausch in den Familiengärten gedeihen wird, ist also sichergestellt. Außerdem solle es zu einer Begegnung der Generationen kommen, erklärt Pielucha. Schon lange arbeite seine Kita mit dem benachbarten Sozialzentrum zusammen, nun wolle man auf die gärtnerische Expertise der Senioren zurückgreifen: "Alte Weggeschlossene und junge Weggeschlossene ziehen zusammen los."
Dass das Projekt erblühe, sei vor allem Hans-Georg Crone-Erdmann von der "Stiftung Integration" zu verdanken, der als Ideen- und Ratgeber, als Organisator von Sach- und Finanzspenden unverzichtbar gewesen sei, lobt Pielucha. Der Preis komme nicht allein den vielen engagierten Beteiligten zugute, sondern ganz Katernberg. "Hier haben viele das Gefühl, der Baldeneysee ist das Mittelmeer. Man fühlt sich abgehängt, vergessen. Darum finde ich es klasse, dass sich in diesem Stadtteil nicht nur etwas bewegt, sondern das auch andernorts gewürdigt wird."